Titel: Der Vorstoss in den Weltenraum Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Max Valier gehörte zusammen mit Wernher von Braun zu den grossen deutschen Pionieren der Raumfahrt. 1895 in Südtirol geboren, wandte sich der Astronom und Ingenieur Valier der von Hanns Hörbiger propagierten "Welteislehre" zu. Beeindruckt und beeinflusst von den Schriften des amerikanischen Professors Rob Goddard und des deutschen Professors Herman Oberth ("Die Rakete zu den Planetenräumen, 1923) widmete er sich der Forschung, wie der Mensch den Weltraum erreichen könnte. 1931 starb Valier in Berlin bei Triebwerkstests in seiner Werkstatt.
In seinem Buch "Der Vorstoss in den Weltenraum", das von Oberth geprüft und auf Fehler untersucht wurde, versucht Valier die breite Bevölkerung für die Faszination seiner Versuche und deren Möglichkeiten zu gewinnen. Dabei wendet er sich der hauptsächlich für Fachpublikum gedachten Schriften Oberths ab und umschreibt die zur Untermauerung seiner Thesen gedachten Formeln - was es meiner Meinung nach jedoch nicht grossartig verständlicher macht. Hinzu kommt die andersartige Ausdrucksweise für Maße und Bezeichnungen 1924, in welche man sich erst hineinfinden muss.
Max Valier arbeitet sich in seiner Schrift durch die ganzen Möglichkeiten, wie man einen oder mehrere Menschen in den Weltraum bringen könnte - von Katapulten über Geschütze bis hin zur Rakete geht sein Exkurs. Wobei er den Geschützen und eben den Raketen den grössten Bereich einräumt. Bei ersteren bezieht er sich auf Jules Vernes "Reise zum Mond" und den dort beschriebenen "Gun-Club" welcher mittels eines in die Erde gegrabenen Geschützrohres eine Kapsel zum Trabanten schiesst. Ausführlich und anschaulich rechnet und beschreibt Valier, das Vernes Angaben grundsätzlich schon richtig sind, jedoch in der Praxis an verschiedenen Dingen scheitern - und gibt hierzu auch noch Lösungsmöglichkeiten vor - an deren Ende freilich der Verzicht auf eine bemannte Kapsel steht. Recht zeitgemäss erfreut sich Max Valier auch an den Fähigkeiten deutscher geschützbauer, welche es beherrschen über eine Entfernung von 120 Kilometer Paris mit Granaten zu beschiessen. Nun ja - andere Zeiten, andere Moralvorstellungen....
Hinsichtlich der Rakete kommt Valier zu dem Schluss, das dies die einzige Möglichkeit darstellt, zufriedenstellende Fahrzeuge zu bauen. Von der Feuerwerksrakete her kommend, erweitert Valier deren Fähigkeiten und Grösse und ergänzt so Oberths Gedankengänge und Vorgaben, die Wernher von Braun schliesslich zur V2 geführt haben.
Das Buch liegt in einem fotomechanischen Nachdruck vor, wurde also vom Original kopiert - ist jedoch trotz der Entschuldigung des Herausgebers im Vorwort diesbezüglich sehr gut im Schriftbild und kaum mit Fehler behaftet.
Dieter von Reekens Bücher habe ich hier schon öfter besprochen und gelobt, auch dieser wissenschaftliche Band verschwand im Nebel der Jahrzehnte und konnte nur durch das Engagement Reekens wieder das Licht der breiten Öffentlichkeit erblicken. Wer auch nur ansatzweise Interesse für Raumfahrt, deren Entstehungsgeschichte und die dahinterstehende Physik und Technik besitzt, dem sei dieses Büchlein wärmstens empfohlen!