Serie / Zyklus: ~ Titel: Der Unbesiegbare Originaltitel: Niezwyciezony (1964) Autor: Stanislaw Lem Übersetzer: ~ Verlag / Buchdaten: Surkamp Verlag Eine Rezension von Rupert Schwarz |
Langsam senkt sich das kolossale Raumschiff Der Unbesiegbare herab auf den Planeten Regis III. Der Auftag: Die Suche nach dem vor sechs Jahren verloren Schwesterschiff Kondor. Horpach, der Captain des Schiffs - Astrogator genannt - und sein 1. Offizier Rohan sollen der Sache auf den Grund gehen. Tatsächlich finden sie recht bald das Schiff und die Besatzung, die aber längst Tod ist. Die Besatzung des Unbesiegbaren steht vor einem Rätsel, denn der Tod der Crew des Schiffs lässt sich nicht erklären: Weder war die Besatzung verhungert, noch konnte eine Seuche oder ein gewaltsamer Tod diagnostiziert werden. Doch als ein Besatzungsmitglied scheinbar ohne Verstand geborgen wird, kommt man der Lösung des Rätsels näher: Eine untergegangene Zivilisation hinterlies eine tote Evolution aus winzig kleinen Robotern, die den Menschen so zusetzen können, dass diese den Verstand verlieren. Ehe man jedoch zu dieser Erkenntnis gelangt, werden weitere Menschen vermisst und Besatzung beginnt den Kampf gegen den ungleichen Gegner.
Der Roman ist eindeutig gealtert. In den ersten Seiten schreibt Stanislaw Lem viel über Relais, Schalter, Raketendüsen und Rechenschieber. Solche Texte jagen einem hin und wieder ein Schmunzeln über die Lippen. Doch auch in anderer Hinsicht merkt man der Geschichte das Alter an: Alle Protagonisten sind Männer und dementsprechend reagieren sie auch. Lieber die Hälfte der Besatzung in tödliche Gefahr schicken, als einen Mann zurück lassen, auch wenn dieser mit höchster Wahrscheinlichkeit tot ist. Solch ein Handel ist ein Anachronismus der 60er Jahre.
Die Geschichte gewinnt nach dem, wie gesagt etwas überflüssig gewordenen Anfang, an Fahrt und wird zum Ende hin richtig gut, als die Besatzung sich mit der faszinierenden Kultur der winzig kleinen Robotern auseinander setzen muss, die sich durchaus als ebenbürtiger Gegner erweisen. Den Menschen geht es wie im Kampf David gegen Goliath. Faszinierend ist auch Lems Stil: Die Protagonisten wirken kühl und dem Leser entfremdet. Dennoch nimmt man Anteil an den Ereignissen und fiebert mit. Während zu Beginn die Besatzung selbst wie der Bestandteil einer Maschine wirkt, ist zum Ende hin alles stark von Einzelschicksalen geprägt. Es liegt die Vermutung nahe - vor allem, wenn man den Titel des Werks bedenkt - dass Stanislaw Lem Raumschiff und Crew als Einheit darstellen wollte, die der Roboterkultur nicht so unähnlich ist. Versteckte Kritik am blinden Befolgen von Befehlen und der absoluten Unterordnung im Staatssystem? So eine Aussage würde zum Autor passen, der für seine streitbaren und unbequemen Aussagen berühmt ist. Trifft dies aber zu, dann passt der Schuss mit Rohan Wanderung durch die Wüsten nicht zu diesem Konzept, auch wenn dies der beste Teil des Romans war. Es entsteht der Eindruck, als ob sich Stanislaw selbst nicht im klaren war, ob er eine Parabel über die Politik des Ostblock oder eine einfache Abenteuer Geschichte schreiben wollte. Insgesamt gebe ich dem durchwachsenen Roman 7 von 10 Punkten.
Hörbuch:
Auf der DVD Beigabe des PC-Magazin - Ausgabe Juni 2005 - fand sich eine Hörbuchausgabe dieses Buch mit insgesamt 375 Minuten Spielzeit. Es handelte sich um einen Komplettvortrag des Buchs von Helmut Hafner. Der Vortrag ist insgesamt sehr trocken, die Stimme des Sprechers sehr nasal, emotionslos und er spricht als Österreicher mit Akzent . Bei den sehr detaillierten Beschreibungen des Autors wirkt das ganze nun eher wie ein Vortrag eines Universitätsprofessors als die Lesung eines Buchs. So hatte man dann auch Schwierigkeiten dem Vortrag zu folgen. Im Laufe des Vortrags fand Helmut Hafner mehr in den Stoff hinein, aber der geborene Hörbuch Sprecher ist er nicht. 4 von 10 Punkten für das Hörbuch.