Titel: Der seltsame Fall des Benjamin Button Eine Besprechung / Rezension von Andreas Schweitzer |
Während der Hurrikan Katrina über New Orleans tobt, verbringt Daisy, begleitet von ihrer Tochter Caroline, ihre letzten Stunden. Die alte Frau bittet ihre Tochter aus einem Tagebuch vorzulesen, das sich ihn ihrem Besitz befindet. In ihm befindet sich die Lebensgeschichte von Benjamin Button, der 1918 zur Welt kommt. Besonders an ihm ist, dass er mit allen Anzeichen eines alten Mannes das Licht der Welt erblickt. Seine Mutter stirbt bei seiner Geburt und sein Vater kann seinen Anblick nicht ertragen. Ausgesetzt auf den Stufen eines Seniorenheims wird Benjamin von der dort als Haushälterin angestellten Queenie aufgezogen. Dabei fällt er gar nicht auf, denn sein Aussehen entspricht jenen, die dort wohnen. So wächst der Junge, dem niemand eine große Überlebenschance gegeben hatte, in behüteten Verhältnissen auf. Doch eines Tages ändert sich sein Leben. Er trifft auf Daisy, fast genauso alt wie er und verliebt sich in sie. Doch Daisy begreift dies erst viele Jahre später ...
Es gibt Projekte in Hollywood, die schon seit vielen Jahrzehnten kursieren und auf ihre Realisierung warten. DER SELTSAME FALL DES BENJAMIN BUTTON, basierend auf einer Kurzgeschichte von F. Scott Fitzgerald, ist ein solcher Fall. Schon Ende der 80er Jahre hatte man Interesse daran, das Konzept der Geschichte auf die Leinwand zu bringen. Viele Regisseure und Produzenten versuchten den Stoff auf die Leinwand zu bringen, darunter u. a. auch Steven Spielberg und Tom Cruise. Doch auch wenn alles in greifbare Nähe rückte, so waren es die technischen Probleme, die dem Projekt zu schaffen machten. Wie sollte man jemanden darstellen, der als alter Mann geboren wird und als Baby stirbt?
Schon relativ früh war David Fincher von dem Projekt angetan. Nachdem verschiedene Drehbuchentwürfe gemacht wurden, war es das Draft von Eric Roth (FORREST GUMP), das letztendlich das Gefallen der Produzenten Kathleen Kennedy und Frank Marshall fand. Mit Brad Pitt fand man einen Darsteller, der bereits zweimal mit Fincher gearbeitet hatte (SE7EN, FIGHT CLUB) und beeindruckende Leistungen erbracht hatte. Er war es auch, der die Idee hatte, die ganzen Phasen von Benjamin Button durch einen Darsteller spielen zu lassen. Nachdem sich die Computertechnologie soweit angepasst hatte, dass sie dem kreativen Prozess des Stoffes gerecht wurde, konnte man mit der Arbeit beginnen.
BENJAMIN BUTTON beeindruckt durch eine sehr schöne Fotografie, eine interessante Handlung und glänzende Spezialeffekte, die keine Sekunde aufdringlich wirken. Sie unterwerfen sich dem Erzählfluss, unterstreichen ihn sehr eindrucksvoll. Doch vor allem die glänzende Darstellung von Brad Pitt und Cate Blanchett zeigt, welches Potential der Film hat. Hinzu kommt noch die meisterhafte Hand von David Fincher, der hier einen seiner interessantesten Filme abliefert. Witzigerweise erinnert er in seiner Machart etwas an die Filme von Jean-Pierre Jeunet (AMELIE, MATHILDE), deren Erzählstil er stellenweise etwas kopiert. Dennoch ist BENJAMIN BUTTON kein Film von der Stange, sondern ein sehr interessantes Vergnügen.
Die Koproduktion von Paramount Pictures und Warner Brothers wird in Europa von Warner Home Video vertrieben. In den USA wird die Einzel-BD von Paramount vertrieben, die Doppel-BD von Criterion. Diese hat es auch, im Vertrieb von WHV, zum größten Teil nach Europa geschafft. Verzichten muss der BD-Fan auf den amerikanischen DTS-HD-Sound, da dieser auf der Warner Edition nicht vorhanden ist.
Der englische Ton liegt, wie bei allen Warner-Titeln, in Dolby TrueHD vor, die restlichen Sprachfassungen in Dolby Digital 5.1. BENJAMIN BUTTON ist kein Film der lauten Töne, aber dennoch hat man bei seiner Abmischung Wert auf eine korrekte Umsetzung gelegt. So wird man beispielsweise bei dem Kampf mit dem deutschen U-Boot sehr gut in Handlung einbezogen und auch der eingängige Soundtrack von Alexandre Desplat verleiht dem Film eine große Räumlichkeit. Die wenigen Toneffekte sind gut verteilt, unterstützen den positiven Eindruck sehr.
BENJAMIN BUTTON ist ein Film, der mit digitalen HD-Kameras gedreht wurde. Auch wenn sich David Fincher jeder Menge stilistischer Mittel bedient, um das Bild aus dramaturgischen Gründen etwas schlechter wirken zu lassen, merkt man sofort, wie gut es ist. Die Schärfe lässt viele Details sehr gut erkennen. Die kräftige Farbgebung macht richtig Spaß und ein Rauschen des Bildes ist kaum zu bemerken. Keine Szene des Films ist unbearbeitet, aber auch in HD gibt sich das Bild kaum Schwächen. Aber eben die schon erwähnten Stilmittel machen ein abschließendes Urteil etwas schwierig. Dennoch kann man auf keinen Fall meckern.
Warner Home Video hat es geschafft die Specials der US-Criterion-Edition für die europäische Doppel-BD zu sichern. Den Anfang der Features macht ein Audiokommentar von Fincher auf der ersten Disc. Die zweite Disc teilt sich in insgesamt 14 Featurettes auf, in denen die Entstehung des Films ohne großes Werbebrimborium geschildert wird. Dabei wird fast jeder Aspekt der Hintergründe geschildert. Wahlweise kann man sich diese Featurettes auch als komplette Dokumentation anschauen, deren Laufzeit länger als der eigentliche Film ist. Hinzu kommen noch zahlreiche Bildergalerien und mehrere Trailer.
Die Zwei-Disc-Special-Edition von DER SELTSAME FALL DES BENJAMIN BUTTON hat ihren Namen verdient. Das Bild bewegt sich auf höchstem Niveau und auch die Extras bieten einen sehr tiefen Einblick. Der Film selbst bewegt sich eindrucksvoll zwischen Kitsch und Drama. Dabei ist er stellenweise sehr humorvoll, auch wenn er ein wenig an andere Vorbilder aus der Vergangenheit erinnert. Dennoch kann man sagen, dass der Streifen einer der besten Streifen des ohnehin guten Kinojahrs 2008 ist.