Serie / Zyklus: Gross & Passfeller, Band 1 Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Jens Lossau und Jens Schuhmacher sind vor allem den Lesern der dunkleren Phantastik bekannt. Es erschienen vor Jahren Storysammlungen mit den Titeln Kanon der Melancholie (Rainar NITZSCHE Verlag; 1996) und Entitäten (Dreieck-Verlag; Oktober 1997) und von Schuhmacher der Roman Das Lied vom Untod im Ventil-Verlag. Seitdem hatte ich von den beiden nur noch hin und wieder etwas vernommen, wobei weitere Publikationen im Phantastikbereich nicht mehr erschienen.
Im letzten Jahr dann der Ausflug ins Krimi-Genre. Warum nun dieser erfolgte, ist mir nicht bekannt. Jedenfalls passt ein Gutenberg-Krimi ins Programm des Frankfurter Societäts-Verlag, so dass dieser evt. gezielt für diesen verfasst wurde. Sei es drum. Letztlich zählt der Unterhaltungswert eines Krimis und hier für mich vor allem die Wendungen, die letztlich zur Auflösung des ganzen führen. Welche Motivation steckt hinter diesen Taten? Warum werden Menschen auf grausame und rituell erscheinende Weise ermordet? Ist der eigentliche Grund für diese Taten in der Vergangenheit Gutenbergs oder in der Gegenwart zu suchen?
Besonders viele Krimis habe ich in den letzten Jahren nicht gelesen. Wenn, dann waren es zumeist Werke bekannter Autoren wie Henning Mankell, Hakan Nesser oder Anne Holt. Als Leser habe ich selbstredend nicht erwartet, dass die beiden die erzählerischen Dichte dieser Autoren bereits in ihrem ersten gemeinsamen Roman erreichen werden. Meine Erwartungen hinsichtlich eines ungewöhnlichen, ins phantastische reichenden Plots und skurriler Figuren dagegen sind erfüllt worden.
Die beiden Sonderermittler, der Abteilung 66 des BKA, Frank Passfeller und Tillmann Grosch werden in Mainz mit einem ganz ungewöhnlichen Fall konfrontiert. Es fängt alles mit dem Diebstahl von zirka drei Bleilettern aus dem Gutenbergmuseum an, die gerade erst vor kurzem das Licht der Öffentlichkeit erlebten und in Fachkreisen eine kleine Sensation darstellen. Dabei wurde der Wachmann auf brutale Art getötet, indem man seinen Kopf in einer Druckerpresse zerquetschte. Kurz darauf werden sechs 100 Jahre alte Leichen ausgegraben und auf dem Mainzer Zentralfriedhof verteilt. Nach diesen Ereignissen werden mehrere junge Menschen ermordet aufgefunden. Der Tod wurde durch starke Schädelverletzungen herbeigeführt. Der oder die Mörder benutzten die gestohlenen Bleiletter, um auf die Schädeldecke mit viel Kraft Worte reinzuhämmern.
Die beiden BKA-Beamten, die nicht nur ungewöhnliche Namen aufweisen, sondern auch vom Äußeren und ihren Charaktereigenschaften her etwas komisch wirken, müssen sich mit eifersüchtigen Polizeibeamten, zurückhaltenden Bibliothekaren, versponnenen Uni-Professoren und sonstigen Gestalten auseinandersetzen. All diese Figuren besitzen etwas ungewöhnlich Namen und Eigenschaften. "Normal" wirkende Haupthandlungsfiguren findet der Leser nicht. Dies liest sich immerhin recht amüsant, ohne dabei zu übertrieben zu wirken.
Die Auflösung des ganzen ist dann gar nicht so phantastisch wie ich zu Beginn der Lektüre noch dachte. Das Leben und die Taten des längst verstorbenen Gutenbergs sind der Schlüssel zum ganzen.
Insgesamt ist der Roman zu kurz geraten. Die beiden Autoren hätten reichlich Platz gehabt, um z. B. die beiden BKA-Beamten auch privat darzustellen. Der Handlungsaufbau hätte Raum für längere Passagen geboten, um so Tempo aus der Handlung zu nehmen. In den ruhigeren Abschnitten hätten die beiden die Ermittlungsarbeit der beiden Kommissare ausführlicher darstellen können. Trotz dieser Schwächen hat mich dieser Krimi gut unterhalten.
Ein Erstlingswerk, welches auf mehr hoffen lässt.