| Serie / Zyklus: Anita Blake, Band 1 Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Mit Guilty Pleasures veröffentlichte der Bastei-Lübbe-Verlag den ersten Roman der Anita Blake-Serie der amerikanischen Phantastikautorin Laurell K. Hamilton. Hierzulande erschienen neben ihrem Star Trek-Roman Nacht über Oriana (Heyne, 1995) im Goldmann-Verlag zwei Romane aus der Merry Gentry-Serie (Schattenkuss und Nachtschwärmer), die sich hierzulande scheinbar so gut verkaufen, dass man sich bei Bastei-Lübbe nun die Rechte für Laurell K. Hamiltons erfolgreichster Serie sicherte.
Während die Merry Gentry-Serie in die Rubrik "modern verfasste, erotische Fantasy" einzuordnen ist, handelt es sich bei der Anita Blake-Serie um eine Vampirreihe. Deren erster Roman liegt nun nach über 10 Jahren in deutschsprachiger Übersetzung vor. Da der Vampirroman momentan in den großen Taschenbuchverlagen eher selten vertreten ist, verwundert einem der Start einer neuen Serie bei Bastei-Lübbe vielleicht ein wenig. Ausschlaggebend könnten - neben dem großen Verkaufserfolgen in den Vereinigten Staaten, mit denen der Verlag zu Beginn nur werben kann, der bereits durch die bei Goldmann erschienen Romane eingeführte Name der Autorin und deren Verkaufserfolg dort - sein.
Eventuell ist Stefan Bauer, der für Bastei-Lübbe auch in der SF-Schiene neue, hierzulande unbekannte Autoren herausbrachte, vom Verkaufserfolg der beim Festa-Verlag erscheinenden Reihe "NOSFERTU" positiv überrascht worden. Nun versucht er mit Laurell K. Hamilton eine Autorin am Markt zu platzieren, deren Erfolg in den USA mit dem von P. N. Elrod, Nancy Kilpatrick und Chelsea Quinn Yarbro vergleichbar ist. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Leser dieser drei Autorinnen auch ihren Gefallen an den Werken von Hamilton finden werden.
Laurell K. Hamilton wurde in Herber Springs, Arkansas geboren und wuchs auf in Sims, Indiana, einem kleinen Ort mit weniger als 100 Einwohner. Ihr Interesse für Grusel- und Horrorgeschichten weckte ihre Großmutter, die ihr mit einheimischen Gruselgeschichten aus der Gegend als Kind Angst einzuflössen versuchte, damit die kleine Laurell brav und artig blieb. Damit weckte sie aber bei ihrer Enkelin nur das Interesse an Horror-Stories und -Filmen. Nachdem ihre Mutter bereits früh - 1969 - bei einem Autounfall ums Leben kam, wuchs sie allein bei ihrer Großmutter auf. Mittlerweile lebt sie mit ihrem Mann und ihrer Tochter in St. Louis Country, Missouri.
In der auf mittlerweile 11 Romane angewachsenen Anita Blake-Serie steht die junge Privatdetektivin im Fokus der Ereignisse. In ihrer Welt sind Vampire, Ghule, Zombies usw. Teile der menschlichen Gesellschaft. Sie leben zwar in ihren eigenen Bereichen und sind so nicht ständig präsent, aber jeder weiß, dass sie vorhanden sind. Anita Blake arbeitet als Privatdetektivin hin und wieder mit der örtlichen Sondereinheit für übernatürliche Verbrechen zusammen. Ihre Haupteinnahmequelle besteht in ihrer Fähigkeit Tote ins Leben zurückzuholen. Daneben verfügt sie bei den Vampiren über einen geradezu legendären Ruf, denn ihr ist es gelungen im Auftrag der Polizei/Staatsanwaltschaft einige dieser Wesen zur Strecke zu bringen.
Im vorliegenden Roman wird sie mit Gewalt vom Meistervampir St. Louis angeheuert, um eine Mordserie, der mehrere hochrangige Vampire zum Opfer gefallen sind, aufzuklären. Die Krimihandlung dürfte die Fans dieses Genres nicht zufrieden stellen, denn wer ausgefeilte Wendungen und kriminalistisches Gespür erwartet, wird hier enttäuscht werden. Die Krimihandlung ist recht überschaubar aufgebaut und steht auch nicht im Vordergrund des Romans. Ich würde sie als bindendes Element bezeichnen.
Vielmehr Wert legt die Autorin auf die Ausarbeitung ihrer Welt und einen rasanten Handlungsverlauf. Die Figuren sind dabei nicht besonders tiefgehend ausgearbeitet. So erfährt der Leser z. B. wenig über das Leben von Anita Blake. Im Mittelpunkt steht vielmehr die Auseinandersetzung Blakes mit ihren Auftraggebern. War sie bereits zu Beginn des Romans von vielen Kämpfen gezeichnet, so muss sie am Ende fast zusammengeflickt werden.
Hamiltons Stil ist dem Genre angepasst und verbleibt auf Unterhaltungsniveau. Der Roman wird durchgehend aus der Sicht von Anita Blake geschildert, wobei sich viel wörtliche Rede findet. Der Satzbau ist zumeist kurz und in seiner Abfolge rasant. Die Beschreibungen der Handlungsorte sind auf das notwendigste begrenzt. Ruhigere Abschnitte finden sich kaum.
Laurell K. Hamilton bietet ihren Lesern nichts neues. Weder vom Stil wie auch von der Grundidee her. Andere Autorinnen, die mittlerweile ebenfalls ihren Weg über den großen Teich in unsere Buchläden gefunden haben, liefern vergleichbares ab.
Dennoch wird diese Mischung ihr Publikum finden. Dies bezeugt allein die Tatsache, dass der Roman mir bereits in zweiter Auflage vorliegt. Weitere sind in Planung und so dürfte die Serie in 2004 ihre Fortsetzung finden. Das auf dem Backcover verwendete Zitat aus The New York Review bringt es auf dem Punkt: "Buffy für Erwachsene!" - Wer es mag??
Eine Übersicht zum Zyklus gibt es auf der Autorenseite.
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