Titel: Der Kuss des Satyrs Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Der König der Feen, König Feydon, aus der Anderswelt hatte sich Zeit seines Lebens dreimal mit sterblichen Frauen aus der Menschenwelt getroffen und mit ihnen drei Töchter gezeugt. Nun, da er gestorben ist und die Nachfolgefrage offen bleibt, wendet er sich mit einer Art Testament an die drei Brüder Satyr, die in Italien einen wertvollen Weinberg bewirtschaften. Sie sollen seine drei Töchter aufsuchen, sie zur Frau nehmen und mit ihnen Nachkommen zeugen, auf dass die Anderswelt wieder in guten Händen sei. Nicholas Satyr wird als Erster ausgewählt, seine Zukünftige zu finden, und schon bei einer der ersten ausschweifenden Feiern in Paris entdeckt er in einem auf den ersten Blick unscheinbaren Mädchen seine Zielperson. Schnell werden Janes Eltern handelseinig mit Nicholas und ehe sie sich's versieht, teilt sie mit ihrem brandneuen Ehemann das Bett.
Nun - leider hat ihr niemand gesagt, dass die drei Brüder nicht nur mit Nachnamen "Satyr" heißen, sondern tatsächlich welche sind. Und so teilen sie sich auch diverse Eigenschaften, die man aus der griechischen Mythologie so kennt. Bocksfüsse werden zwar keine erwähnt, doch ein befellter Leib, kräftigerer Körperbau und sage und schreibe zwei Penise erwarten die Frauen, wenn sie sich in einer Vollmondnacht einem Satyr hingeben. Im Gegensatz zu einem sterblichen Mann wird ein Satyr des Liebesspieles auch nicht müde, bis dass die Sonne wieder aufgeht. Für sicherlich viele Frauen scheint dies ein unglaublich verlockendes Angebot. Jane hingegegen ist zerrissen von ihrer eigenen Unsicherheit, was die Sexualität betrifft als auch von ihren höchst geheim gehaltenen Fähigkeiten als Halbfee, die sie als bösen Fluch interpretiert.
Doch mit der Zeit lernt sie sowohl die umfangreichen Qualitäten und auch Quantitäten ihres Ehemannes kennen und findet die Fähigkeit, auch ihre eigene Lust genießen zu können. Dabei nimmt Elizabeth Amber kaum Rücksicht auf zarte Gemüter und schildert eine sehr breite Palette sexueller Ausschweifungen und Möglichkeiten, ohne sich die Mühe zu geben, diese Tätigkeiten nur wenig zu beschreiben. In der Tat lesen sich weite Teile des Romanes wie ein Buch, das sich vielleicht sonst in einem Erotikladen finden würde. Da wird häufig und beschreibungsreich in alle möglichen Öffnungen penetriert, Stellungen werden beschrieben und Verlangen wird gestillt. Jedoch vergisst Amber bei dem ganzen feuchten Getöse, sich auf mehr als zwei Charakterbeschreibungen einzulassen, alle anderen Figuren, seien sie noch so wichtig, bleiben blass und uninteressant. Da wären ja zum Beispiel die Tanten Janes, die irgendeinem Kult angehören und mit dem Sohn Nicks und Janes eine neue Rasse begründen wollen. Diese Episode wird nur auf wenigen Seiten hervorstehend behandelt, verläuft leider nach einem kurzem Höhepunkt im Dunst des Vergessens. Angedeutete Kriegsgefahr in der Anderswelt - ein Fall für die bereits erschienenen Nachfolgebände? Auch hier erwarte ich eigentlich eine Beschränkung auf das gute alte Rein-Raus-Spiel, das diesen Roman so weit oben in die Bestsellerlisten katapultiert hat. Für jemanden, der lesen will, wie eine junge, schüchterne Frau in Sachen Sex vehement und flott ausgebildet wird, mag dieses Buch sicher interessant sein. Liebhaber leicht erotischer Fantasyromane greifen hier zum falschen Roman.