Serie: Die Legende von Ash, 2. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
In der letzten Geschichte, Der blaue Löwe, lernten wir die Kriegerin Ash kennen. Auf der Flucht vor einem riesigen Heer entkommt sie mit ihren Leuten nur knapp. Sie schließt sich mit ihren Söldnern vor Dijon dem Grafen von Oxford an. Aber auch er kann mit all seinem Einfluss nicht verhindern, dass der Herzog von Burgund, gegen den sie vor kurzem noch in den Krieg zog, sie zur Rechenschaft ziehen will. Verlierer sind nun einmal nachtragend.
Gleichzeitig rückt ein fremdes Heer unter der Frau, die Ash zum Verwechseln ähnlich sieht, von Süden her näher. In der folgenden Schlacht werden Ashs Befürchtungen zur Wahrheit. Ihre besten Männer werden niedergemacht, als wären sie Anfänger. Sie selbst wird schwer verletzt nach Karthago verschleppt. Ihr neues Leben als Sklavin entspricht nicht dem, was sie sich vorstellte. Ihr Überlebenswille sorgt dafür, dass sich in ihr der Widerstand gegen ihren Unterdrücker rührt.
Professor Pierce Ratcliff, der Mann, der die überlieferten Dokumente und damit das Tagebuch von Ash übersetzt, reist inzwischen selbst nach Afrika. Eine dort tätige Archäologin fand bei Ausgrabungen Statuen von Golems, die jenen in der Erzählung überraschend ähneln. Pierce Ratcliff glaubt nun, in Ash eine tatsächliche historische Gestalt zu entdeckt zu haben. Eine Radio-Carbon-Analyse (C-14-Methode) weist aber darauf hin, dass das nicht stimmen kann.
Die Autorin Mary Gentle hat sich mit der Legende von Ash, die hier in Neuauflage vorliegt, eine eigene Historie erschaffen. Ein Professor der Geschichte mit uralten Dokumenten in der Hand versucht die Geschichte seit dem Mittelalter neu zu bewerten. Anscheinend hat sich die Autorin ausführlich mit der mittelalterlichen Kriegsgeschichte auseinandergesetzt. Betrachtet man als Leser die Beschreibung der Welt und der militärischen Konflikte, so wirken diese in sich stimmig. Es ist keine aufgesetzte Effekthascherei dabei, die Personen und ihr Handeln bleiben glaubwürdig. Wenn ich nicht wüsste, dass ich einen Roman vor mir habe, könnte man glauben, Professor Ratcliff hat Recht mit seiner Ansicht, man müsste die Geschichte um die Goten und Burgunder neu schreiben.