Titel: Dein Ende wird dunkel sein Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Im Jahr 1937 macht sich ein englisches Expediotionsteam auf den Weg in die Arktis, um dort eine Wetterstation zu errichten. Im Team, das eigentlich zusammenarbeiten sollte (sonst ist es ja kein Team finden sich Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft. So ist der Ich-Erzähler Jack Miller weder reich noch studiert und fühlt sich den anderen Mitgliedern intellektuell und sozial unterlegen. Dabei ist er von Beruf Buchhalter und als solcher sicherlich kein Dummkopf. Sein Job bei dieser Expedition ist der des Funkers. Die Reise steht unter keinem guten Stern, denn bereits zu Anfang stirbt der Vater eines der Expeditionsmitglieder, worauf dieses absagen muss. Ein weiterer Mann bricht sich ein Bein und muss zurück und der Kapitän des Schiffes verweigert plötzlich die Zusammenarbeit und will das Expeditionsteam nicht, wie vereinbart, nach Gruhuken bringen. Der Mann muss regelrecht davon überzeugen, ja fast bedroht werden, sie an jenen Ort zu bringen, der von den Einheimischen gemieden wird. Der beklemmende Ort selbst, auf keiner Landkarte zu finden, befindet sich irgendwo hoch oben im Norden. Geprägt wird er von der Natur und der Tierwelt, von Einsamkeit, trister Einöde und ewiger Ruhe. Die kleine Gruppe ist inzwischen auf eine Skatmannschaft geschrumpft, löst sich immer weiter von der Zivilisation, bis sie die Wetterstation erreicht. Kurz vor Einbruch des arktischen Winters erkrankt einer der drei und wird vom dritten Mann in ein Krankenhaus gebracht. Mittlerweile allein auf der Station, beschleicht Jack Miller das Gefühl, gerade nicht allein zu sein. Umgeben von Abgeschiedenheit, bleibt ihm nur sein Tagebuch, in dem er alles, was ihm wichtig erscheint, aufschreibt. Intensiv beschreibt er die Erscheinungen, aus denen er sich als klar denkender Buchhalter, und somit rational denkender Mensch, keinen Reim machen kann. Er sucht Erklärungen, die er nicht findet. Scheinbar ist dort draußen etwas, und es ist sicherlich nicht die Wahrheit, die laut Mulder sich immer irgendwo da draußen befinden soll. Diese Ungewissheit macht ihn unsicher und treibt ihn in den Wahnsinn.
Insgesamt gesehen ist der Roman absolut gut. Der Schreibstil gleicht sich dem Tagebuchstil an, bleibt in vielen Punkten kühl, fast distanziert, ist dann wieder voller Gefühl. Die Autorin spielt nicht nur mit den Gefühlen der Hauptfigur, sondern in ihrer Sprachwahl, unterstützt durch die Übersetzerin, auch mit denen des Lesers. Die Andeutungen und Gefühle sind immer vorhanden, beherrschen nach kurzer Zeit jede alltäglich erscheinende Situation. Die Auflösung des ganzen Geschehens, die Verbindung zwischen ungewöhnlichen Schauplätzen und mysteriösen Elementen wirkt dann fast zu einfach.
Michelle Paver hält sich zunächst an einer alltäglich wirkenden Gleichförmigkeit des Alltags fest, um langsam, aber sicher, ähnlich wie bei Edgar Allan Poe oder Howard Philip Lovecraft, Beschreibungen abzuliefern, die viel Platz für eigene Gedanken lassen. So spielt sich das Grauen nicht im Buch, sondern lediglich in der Vorstellungskraft des Lesers ab.