Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Oliver Faulhaber |
Ajay ist ein Mann für die ganz speziellen Aufträge, doch nach einem Verrat an seinen Arbeitgebern gilt er als gebrandmarkt. Nur dank den Informationen in seinem Kopf wird ihm in Rio de Janeiro Zuflucht gewährt, dessen zwielichter Bürgermeister sofort Ajays Nutzen erkennt: er besitzt den Schlüssel, um Rio zu einem Massiv werden zu lassen - eine Art evolutionärer Sprung, bei dem die Stadt sich selbst bewußt wird und die gesamte Infrastruktur zusammen mit Teilen der Bevölkerung ein einziges vernetztes Bewußtsein ausbildet.
Getrieben von Schuldgefühlen seiner verstümmelten Schwester gegenüber - auf deren geistige und körperliche Wiederherstellung sein ganzes Leben ausgerichtet ist - nimmt er auch diesen Auftrag an und versucht in das geheime orbitale Massiv Dayus Ram einzudringen, um die benötigten Informationen zu entwenden. Die Aktion scheitert jedoch kläglich: Ajay landet auf dem "Seziertisch" von Dayus Ram und sieht sich den biologischen Experimenten des Massivs hilflos ausgeliefert.
Hier kommt nun die zweite Handlungsebene ins Spiel, denn Rosa - selbst ein Produkt von Dayus Rams Experimenten und zeitlebens in beinahe völliger Isolation auf der Station eingesperrt - findet Ajay und rettet ihn aus den Fängen des Massivs. Sie erkennt in ihm den Freund, den sie sich immer wünschte, und zusammen gelingt ihnen die Flucht zurück zur Erde. Dort beginnen jedoch erst die wirklichen Probleme, denn das äußerlich normale Mädchen besitzt einzigartige Fähigkeiten und verkörpert somit nicht nur für Ajays Auftraggeber die Chance zum Sprung an die Macht ...
Urteil: Wüßte ich es nicht besser (denn Datafat ist bereits der dritte Roman des Briten), würde ich das Buch klar in die Kategorie "Erstlingswerk" einordnen, denn sein Stil wirkt noch zu unausgegoren und konfus. Außerdem hatte ich den Eindruck, daß die zahlreichen Darstellungen von Sex und Gewalt nur den Zweck haben, die Leser bei der Stange zu halten - was aber zumindest am Anfang auch dringend erforderlich ist, denn bis zum zweiten Drittel erhascht man nur vage Andeutungen, um was es denn eigentlich geht. Später sieht man dann zwar klarer und nachdem man den Handlungsfaden erst einmal gefunden hat steigert sich auch die Leselust, doch als wirklich empfehlenswert würde ich es an keiner Stelle bezeichnen. (Als einzig "bemerkenswertes" Merkmal seien hier die Illustrationen von Simon Pummell erwähnt, die in meinen Augen besser als Tintenkleckse bei der Psychotherapie Verwendung fänden.)
Der von den Verlagen anscheinend unvermeidliche Vergleich mit William Gibson hinkt natürlich mal wieder vorne und hinten. Metaphern, die bei Gibson einfach nur "cool" wirken, klingen bei Ings gekünstelt (vor allem wenn er sie dann an anderer Stelle recycelt) und abgesehen von seinem Konzept der KIs, bringt Datafat nichts wirklich Neues.
Wer also dringend Lektüre benötigt, kann gerne mal reinschauen ... allerdings sollte er sich nicht zu viele Hoffnungen machen.
Bewertung: 4 von 10 Punkten