| Titel: Das Museum der Diebe Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Goldie wächst in Jewel auf, einer besonderen Stadt, die für Kinder gefährlich ist. Daher wird jedes Kind zu seinem eigenen Schutz an einen Wächter gebunden. Doch Goldie will nicht weiter bevormundet werden und entschließt sich zur Flucht, um dorthin zu gehen, wohin sie will, Spaß zu haben und frei zu sein. Sie landet auf ihrem turbulenten Irrweg durch die Stadt in einem kleinen, geheimnisvollen Haus. Wie sie herausfindet, ist es das Museum der Diebe. Dort leben Außenseiter und Gegner der Wächter. Sie zeigen Goldie, dass es sich lohnt, all den eigenen Mut zusammenzunehmen. Das Museum ist etwas Besonderes. Die Räume sind scheinbar ständig in Bewegung und bergen ein Geheimnis, das für alle Bewohner von Jewel zur Gefahr werden kann. Das Böse lauert in den Räumlichkeiten, in Form von Krankheiten, tückischen Fallen und kriegerischen Wesen, deren erklärtes Ziel die Bewohner des Hauses und letztlich auch die Menschen der Stadt Jewel sind.
Das Museum der Diebe oder auch das Museum von Dunt ist ein faszinierendes Buch. Es beginnt damit, dass Sinju, einer der Wächter des Museums, ein weiteres Kind sucht, um es zu einem weiteren Wächter des Hauses auszubilden. Die bisherigen ausgespähten KInder zeigten sich nicht geeignet. Das letzte Kind jedoch, Goldie Cox, trug bereits mehrmals die Schandketten, weil es ungehorsam war. Und doch war der Wächter der Meinung, sie sei die Richtige, um ein weiterer Hüter zu werden. Als Leser ist man gleich von Anfang an dabei. Man meint, die schweren Ketten selbst zu tragen, das Klicken der Messinghandschellen zu hören. Gleichzeitig spürt man die Verzweiflung des Mädchens, wollte sie doch alles recht machen und sich lediglich etwas beeilen. Und dann kommen Wächterin Esperanza und Wächter Labsal mit ihren hundert Mal gehörten Sprüchen. Und dann stiehlt ihr die Wächterin die Brosche mit dem kleinen Vogel - die einzige Erinnerung an ihre Tante Lobe Koch. Doch Goldie hat noch etwas Besonderes, etwas, das sie nie jemandem erzählte: eine leise Stimme, die nur zu ihr spricht. Selbst ihre beste Freundin Fawia kennt das Geheimnis nicht.
Die zwölfjährige Goldie fiebert an dem Tag, da sie wieder einmal die Schandketten tragen muss, einem Ereignis entgegen, das die Wächter gar nicht gut finden die Freigebung von den Schutzketten. Der Grund liegt darin, dass die Protektorin das Alter auf zwölf Jahre senkte. Sie hält die Stadt für sehr sicher. Dennoch bleiben die jüngeren Kinder weiterhin mit Ketten an die Wächter oder die Eltern gebunden. Das eigentliche Abenteuer beginnt, als die Ketten fallen.
Das Buch ist wunderschön gestaltet, und man muss schon genau hinsehen, um kleine Käfer, Fussabdrücke und Ähnliches zu erkennen. Das stabile Buch ist sicherlich eine Freude für Kinder, denn sie können es oft in die Hand nehmen, ohne zu befürchten, dass es nach dem dritten Lesen auseinanderfällt.
Die Geschichte nimmt die jugendlichen Leser sofort gefangen. Fesselndsind die Beschreibungen von Handlungsort und Personen und die immer wieder in den Vordergrund gestellte Goldie. Lian Tanner ist eine in vielen Dingen verblüffende Autorin. Ihr gelingt es nicht nur, sehr plastisch zu schreiben, sondern ihrer Handlung eine Wendung zu geben, die man als Leser so nicht erwartet. Lasst euch verführen zum Lesen, entführen in eine nicht mehr so fremde Welt und ein wenig an der Nase herumführen, wenn ihr glaubt, das Ende zu kennen.
Der lockere Schreibstil lädt dazu ein, die Seiten in rekordverdächtiger Zeit durchzulesen und umzublättern. Ein - und diesen Begriff benutzte ich wohlweislich noch nie - richtiger Page-Turner.