Titel: Das Monster im Park Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Ich gehe ganz gern in Läden stöbern, in denen alte Bücher angeboten werden. Daher ist es kein Wunder, wenn ich mal wieder fündig werde. Diesmal war es das Buch Das Monster im Park. Eine Kurzgeschichtensammlung, die 1970 von Jürgen vom Scheidt herausgegeben wurde. Damals war ich gerade mal ein Teenie und nicht so sehr für Bücher zu haben. Ich hatte gerade die Serie Perry Rhodan für mich entdeckt, und da war klar, dass ich statt einem Buch für zwanzig D-Mark lieber zwanzig Heftromane für eine D-Mark kaufte. Und heute? Statt die neuen Kurzgeschichtensammlungen zu lesen, die in vielen Dingen langweilig sind, greife ich zu den alten Büchern. So weit mir bekannt, wurde das Buch nie als Taschenbuch herausgegeben. Aus diesem Grund sind die Kurzgeschichten meist in Vergessenheit geraten. Ein Grund mehr für mich, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen und den heutigen Lesern vorzustellen, was vor knapp vierzig Jahren veröffentlicht wurde.
Wernher von Braun
Lunetta
Bei der Beschreibung einer in Not geratenen Nordpolexpedition greift der Autor technisches Wissen auf, mit dem er sich Zeit Lebens beschäftigte. Er beschreibt, wie man aus dem All heraus die Erde beobachten kann mit einer Art hochauflösendem Teleskops, und er beschreibt die Weltraumstation mit künstlicher Schwerkraft.
Christopher Anvil
Kriegsspiele
Endlich mal ein Krieg mit friedlichen Waffen. Das mag sich seltsam anhören, aber wenn in einer Computersimulation der Krieg gespielt wird, dann ist das allemal besser, als wenn die Militärs den Krieg tatsächlich austragen. Heute mag sich das bei Spielen wie World of Warkraft, Blitzkrieg u.a. antiquiert anhören, aber 1970 war das äußerst modern.
Gérard Klein
Das Monster im Park
Der französische Autor erzählt uns von einem Monster im Park, einem außerirdischen Wesen, das versucht mit Menschen Kontakt aufzunehmen. Dass es dabei Menschen verschlucken muss, ist nur ein Teil.
Wolfgang Jeschke
Die Anderen
Wolfgang Jeschke, der lange Jahre federführend für die Science Fiction im Wilhelm Heyne Verlag tätig war und zuletzt mit seinem Roman Das Cusanus-Spiel auf sich aufmerksam machte, erzählt uns eine Geschichte, die nicht ganz einfach zu verstehen ist. Es geht um einen jungen Mann, der auf Menschen trifft, die mit Makeln behaftet sind. Die Anderen, zu denen der Erzählende zuerst nicht gehört, wirken abstoßend auf ihn. Bis sich über Nacht alles ändert.
Josev Nesvadba
Einsteins Gehirn
erzählt uns eine Geschichte über die Kunst zu leben und zu sterben. Eine Kunst, durch die die Studenten wesentlich häufiger ästhetische Fächer aufsuchen als die wissenschaftlichen.
Theodore Sturgeon
Verlorene See
Die Erzählung berichtet von einem alten Mann. Alte Männer sind nicht unbedingt etwas Besonderes, aber dieser sitzt an einem Strand, der planetenweit und dessen See verloren scheint. Und zum Schluss die überraschende Pointe.
Walter Erwes
Der Tod des Archimedes
Die Autoren, die bisher ihre Geschichten vorstellten, waren mir bekannt. Doch den deutschen Autor Walter Erwes kenne ich nicht. Mit diesem Buch habe ich das erste Mal von ihm gelesen. Sein Thema ist die hypnotische Rückführung von Personen in die Vergangneheit.
Norman Spinrad
Die letzte Grenze
Die letzte Grenze die Harrison Wintergreen überwinden muss, ist die, seinen Körper wieder besitzen zu können. Eine interessante Lebensgeschichte.
Anatolij Dnjeprow
Insel der Krebse
Diese Kurzgeschichte wurde unter gleichem Titel für das Fernsehen verfilmt. Ein Experiment über einen intelligenten, mechanischen Krebs, der sich aus Einzelteilen selbst vergrößern bzw. vervielfältigen kann.
Bob Shaw
Licht für die Zukunft
Der amerikanische Autor erzählt uns eine gar wundersame Geschichte über eine neue Eigenschaft von Glas. Langsames Glas, das Licht erst nach Tagen, Monaten oder Jahren durchlässt. Eine durchaus interessante Erzählung.
Herbert W. Franke
Der dunkle Planet
Herbert W. Franke wurde dieses Jahr achtzig Jahre alt, siehe dazu den Phantastischen Bücherbrief 437. Die Erzählung Der dunkle Planet wird hier zum ersten Mal veröffentlicht. Es handelt sich um zwei Raumfahrer, die auf einem fremden Mond landeten, um mit einer Spezies Kontakt aufzunehmen. Aber diese ist so fremdartig.
Robert Sheckley
Redferns Labyrinth
Das Labyrinth von Redfern erstreckt sich nicht unbedingt räumlich. Das Labyrinth beginnt mit einem Brief der dazu führt, dass immer wieder gleiche Abläufe stattfinden und somit ein gedankliches Labyrinth darstellen.
Jürgen vom Scheidt
Blindheit
Selbstverständlich darf der Herausgeber nicht fehlen. Er stellt mit seiner Kurzgeschichte eine Eigenschaft vor, die im übertragenen Sinn ebenfalls gelten kann.
Clifford D. Simak
Flucht
Ein Besuch auf dem Saturn hat seltsame Ergebnisse. Eine Flucht scheint nicht erfolgreich zu sein, wenn überhaupt gewollt.
Stanislaw Lem
Von der Rechenmaschine, die mit dem Drachen kämpfte
Der König von Kybera hat ein Problem mit einem Drachen. All seine kybernetischen Lebewesen fürchten sich vor diesem und können gegen ihn nicht bestehen. Lediglich eine alte Rechenmaschine, genannt Ferromagnetizität kann gegen den Elektrodrachen bestehen. Bis zur Pointe.
Brian Aldiss
Ketzereien über den gewaltigen Gott. Das geheime Buch Harads IV.
Der Gott ist fort und niemand weiss warum und wohin. Für sich allein gesehen eine Geschichte - eine Geschichte, die nur mit dem letzten Nachsatz überrascht.
Arthur C. Clarke Die neun Milliarden Namen Gottes
Diese Geschichte ist so gut, dass sie in einem Dutzend Sammlungen vertreten ist. Tibetische Mönche berechnen alle Namen Gottes, bis sie auch den letzten Namen gefunden haben ...
Wer immer diese Kurzgeschichtensammlung sein Eigen nennt oder über booklooker.de und hood.de noch käuflich erwerben kann, hat ein Schmuckstück erzählerischer Kunst in den Händen. Es lohnt sich, die Geschichten zu lesen. Auch wenn die älteste Erzählung inzwischen fast achtzig Jahre alt ist.