Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Jens Schuhmacher und Jens Lossau sind als Autorengespann in den unterschiedlichen Genres tätig. Ihre gemeinsam verfassten Romane sind vorwiegend dem Krimi- und/oder dem Horrorgenre zuzurechnen. Auch der vorliegende Roman „Das Mahnkopff-Prinzip“ ist ein Mischung beider Genres.
Die Autoren versetzen ihre Leser in das Jahr 1986. Die Stadt Mainz wird erschüttert von einer gewissen Zahl von Entführungen und dem auffinden einiger dieser Personen als blutleere Leichen. Die Boulevardpresse, nicht verlegen um griffige Bezeichnungen, spricht von den „Vampiren von Mainz“.
Bei der jüngst entführten Person handelt es sich um Ruth Feldblum, die mit ihrem Mann Hans-Joachim nach Mainz gefahren ist, um sich in einer dortigen Klinik wegen ihrer Leukämie-Erkrankung ärztlich beraten zu lassen. Von diesem Beratungsgespräch kommt sie nicht zu ihrem Manne zurück. Der, ein wenig weltfremd und völlig hilflos, ruft die Rechtsmedizinerin Ines Lettweiler, eine Freundin des Paares zu Hilfe. Gemeinsam versuchen sie eine Spur von Ruth zu finden, wobei sie sehr rasch davon ausgehen, dass Ruth ebenfalls ein Opfer der „Vampire von Mainz“ geworden ist.
Es entspinnt sich ein Krimi, der auf einen Geheimbund aus dem Dritten Reich fußt, der knapp über 40 Jahre nach dem Ende des Krieges seine medizinischen Experimente fortzusetzen scheint. Damals versuchte ein Arzt namens Mahnkopff seine kruden medizinischen Ideen mittels massenhafter Experimente an erkrankten Leukämiepatienten in die Tat umzusetzen. Experimente, die zumeist zum Tode der nicht immer freiwilligen Testpersonen führten. Nun scheint jemand sich den Experimenten Mahnkopffs erinnert zu haben und diese fortzuführen.
Wahrlich kein neues Setting, was uns die beiden Autoren präsentieren. Ähnliches gibt es auf dem Büchermarkt zuhauf und weitaus spannender in Szene gesetzt.
Als Krimi fehlen dem Roman einfach die überraschenden Wendungen und die knisternde Spannung. Dem Leser ist bereits nach zweidrittel des Romans klar, wie die Zusammenhänge sind. Bis dahin wurde ihm eine geradlinig in Szene gesetzte Handlung präsentiert, die teilweise auf Zufälle aufgebaut ist. Zufälle, die dann doch ein wenig zu sehr konstruiert wirken und so nicht überzeugen.
Einzelne Charaktere hingegen sind mit einigen humorvollen Zügen ausgearbeitet. So findet sich unter den Opfern ein Metzgermeister mit dem Namen Festa, eine Anspielung an den Verleger Frank Festa, der durch seine EDITION METZENGERSTEIN die Grundlage für seine erfolgreichen Kleinverlag legte. Weiterhin ein weiblicher Fan von Mainz 05, die dank ihrer Liebe zum Verein den beinharten Fußballfans alle Ehre erweist. Die restlichen Charaktere des Romans scheinen weniger der Handlungszeit von 1986 entsprungen zu sein, sondern vielmehr der Zeit als Mahnkopff noch höchst selbst seinen Experimenten nachging. Die Autoren versuchen eine Atmosphäre zu schaffen, die sich an weit zurückliegende Epochen orientiert als denn dem jetzt und heute. Dies wirkt alles wenig glaubwürdig genug und legt eine Patina über die Handlung, die nicht hätte sein müssen.
„Das Mahnkopff-Prinzip“ verfügt über einige Stärken, vor allem bei der Ausarbeitung einzelner Charaktere, kann aber mit vergleichbaren Romanen in Punkto erzählerische Tiefe, Romanwendungen und Spannung nicht mithalten.