Titel: Das Ende Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer
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Mary Klipot ist Leitende Angestellte in einem Hochsicherheitslanbor für biologische Kampfstoffe. Auf Basis eines geheimen CIA-Auftrages entwickelt ihr Team den Wirkstoff Scythe, einer Weiterentwicklung der Beulenpest, die als der "Schwarze Tod" im Mittelalter ganze Landstriche entvölkerte. Einer ihrer Mitarbeiter, Andrew, interessiert sich auf der einen Seite für die ansonsten sehr verschlossene Frau und andererseits ist er begierig, Karriere zu machen. Aus diesem Grund nimmt er den Auftrag aus den höchsten Kreisen der amerikanischen Regierung an, Scythe so schnell als möglich waffentauglich zu machen. Denn ein Krieg mit dem Iran droht und die Falken in der militärischen Führung wollen hier ein großes Ass im Ärmel haben. Doch nicht alles klappt wie vereinbart, denn Andrew schwängert Mary auf einer Firmenparty, ohne das sich die alkoholisierte Frau daran erinnern kann. In ihrer Vorstellung ist sie weiterhin Jungfrau, ihre religiöse Erziehung führt dazu, das sie vermutet, unbefleckt empfangen zu haben und den Heiland in ihrem Körper zu tragen. Passend hierzu entwickelt sich bei Mary eine satte Psychose, die will den Weltuntergang, die Apokalypse herbei erzwingen und setzt Scythe im Gebäude der Vereinten Nationen in New York frei. Gerade findet eine Vollversammlung zum Thema Iran statt, was bedeutet, das sich fast alle Deligationen der Welt anstecken. Die Beulenpest führt innerhalb von wenigen Stunden zum Tode, die bisher bekannten Gegenmittel bleiben wirkungslos. Doch Scythe bleibt nicht auf die UN beschränkt - rasend schnell verbreitet sich die Krankheit in New York und befällt weite Teile der Bevölkerung.
Patrick Sheperd ist ein Veteran der US-Armee und hat mehrere Auslandseinsätze hinter sich. Bei der letzten Mission im Irak wurde ihm bei der Entschärfung einer Bombe der Arm abgerissen, weswegen er nun samt einer posttraumatischen Störung im Veteranenkrankenhaus in New York liegt. Erst bekommt er vom Ausbruch der Krankheit nichts mit, bis er als Vorzeugesoldat für eine Imagekampange des Verteidigungsministers ausgesucht wird und aus dem Krankenhaus geholt wird. Versehen mit einer neuen Prothese und etwas mehr Lebensmut, wird er sogleich mit der schrecklichen Nachricht konfrontiert, dass seine von ihm getrennt lebende Frau und die gemeinsame Tochter sich in New York aufhalten und von der ausufernden Krankheit bedroht sind. Sofort macht er sich auf und will seine Familie retten. Dabei kommt er allerdings auf Umwegen in den Besitz eines kleinen Holzkästchens, das einen Impfstoff gegen Scythe enthält. Während die CDC und die offiziellen Behörden versuchen, Sheperd zu überzeugen, ihnen den Impfstoff zu überlassen, um den Menschen in New York zu helfen, machen die dunklen Kräfte in der Regierung Jagd auf ihn, um alle Beweismittel für ihre finsteren Machenschaften zu vernichten.
Derweil wird New York von der Umwelt abgeschnitten, die ganze Innenstadt auf der Insel Manhattan isoliert. Die fehlende medizinische Versorgung und die große Ansteckungsfähigkeit von Scythe sorgen dafür, das sich unzählige Dramen in der Großstadt abspielen. Und die einzige Hoffnung auf Hilfe befindet sich in mitten der Hochhausschluchten, auf der Flucht vor ihren Häschern...
Wenn man nach dem Titel und den Klappentext geht, erwartet man einen deftigen Endzeitthriller mit einer schönen, gruseligen Epidemie, die ganze Stadtteile entvölkert. Eben das, was Fans von Dystopien und Apokalypsen gerne lesen. Genau in dieses Horn stösst Steve Alten, wenn er den Roman beginnt, verliert sich jedoch schnell in einer Unmenge an Kleinigkeiten und Nebenschauplätzen. Alten hat viel zu sagen, in seinem Vorwort geht er auf ein dramatisches Erlebnis seiner Ehefrau ein, und alles wird in diesem Buch auch gesagt - da muss sich Sheperd nicht nur mit seiner Flucht auseinandersetzen, in vielen und weitläufigen Abschweifungen dreht sich das Buch plötzlich um seine Erlebnisse im Irak und die Entstehung seiner posttraumatischen Störung. Unvermittelt werden Szenen des Alltags eingeblendet, Menschen und Familien kurz beschrieben, jedoch spielen sie für den Eindruck des Lesers noch für die weitergehende Handlung keine Rolle. Erwartet man zu Beginn eine zünftige Epidemie, so wandelt sich Atlens Buch von Seite zu Seite, von Kapitel zu Kapitel mehr zu einer anklagenden Predigt über die verkommene Moral unserer Gesellschaft. Die Guten werden immer strahlender dargestellt, die Bösen immer widerwärtiger. Passend hierzu schlägt auch die Hauptrichtung des Romanes eine neue Richtung ein, wandelt sich von einem Thriller zu einem sehr religiösem Buch. Das kann man machen, sollte aber glaubwürdig sein. Es drängt sich der Eindruck auf, das Alten ursprünglich etwas anderes in Bezug auf diesen Roman vorhatte und das Ende später umschrieb - vielleicht aufgrund der oben erwähnten Erlebnisse seiner Frau, die natürlich die Familie mit prägen.
Dem Leser fällt es schwer, einen klaren Überblick zu behalten - und noch schwerer, dem Roman weiter zu folgen. Angesichts der zahlreichen Abschweifungen ist der rote Faden manchmal nur noch schwer zu erkennen.
Alten wollte viel sagen, hat dies konsequent durchgesetzt und hat mit seiner religiös beeinflussten Predigt ein Buch geschaffen, durch das man sich mit Mühe arbeiten muss. In den 720 Seiten stecken viel zu viele Szenen und Ideen, man hätte den Roman stark entflechten müssen. So geht die Spannung ziemlich den Bach runter und man freut sich auf das Buchende.
Nicht begeistert.