| Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Im Jahr 2020 wird bei einer Untersuchung durch eine Sonne ein Objekt entdeckt, das zunächst für einen Pulsar gehalten wird, sich dann aber als ein Neutronenstern entpuppt. Ein Neutronenstern ist der Überrest einer Sonne. Am Ende des Lebenszyklus fällt die Materie in sich zusammen und bildet eine Kugel von ca. 20 km Durchmesser. Doch die Masse ist nach wie vor dieselbe, nur unglaublich stark verdichtet. Auf der Oberfläche wiegt ein Stecknadelkopf über 1 Mio. Tonnen und die Schwerkraft übersteigt die der Erde um viele Millionen G. Der Neutronenstern wird das Drachenei genannt, da der Stern sich, von der Erde aus gesehen, im Sternbild Draco findet. 30 Jahre später wird eine bemannte Expedition zu dem Stern geschickt. Mittels der Verwertung von Asteroiden und Schwerkrafttechnologie wird eine Raumstation geschaffen, die den Neutronenstern aus einer Entfernung von 40 km Abstand untersucht. Dabei kommt es zu einer Überraschung ohnegleichen: Die Oberfläche des Neutronensterns ist bewohnt, doch das Leben auf dem Neutronenstern ist im selben Maße beschleunigt wie die Rotationsdauer des Dracheneis und dieses braucht für eine Umdrehung nur 0,2 Sekunden. Innerhalb eines Tages erleben die Astronauten, wie die Zivilisation auf dem Neutronenstern sich von der Steinzeit in eine Hochzivilisation emporschwingt und sogar die Menschheit überflügelt.
Eine so unglaublichere Geschichte kann man eigentlich nicht mehr erzählen. Robert L. Forward, Doktor der Physik und als Forscher genau in diesem Gebiet der Physik tätig, schreibt aber einen unterhaltsamen Roman, der nicht von den 'gewichtigen' Physik-Postulaten zerdrückt wird. Im Gegenteil, der Autor erklärt die Zusammenhänge in einer sehr verständlichen Sprache und zu meiner größten Überraschung konzentriert sich der größere Teil der Handlung auf die Beschreibung der Zivilisation auf dem Drachenei, der Cheela, jener gerade mal 5 mm großen Wesen, die sich allen Erwartungen zum Trotz auf diesem vollkommen unwirtlichen Ort entwickelt hatten. Gut, die Annahme, dass sich auf einem Neutronenstern intelligentes Leben entwickeln könnte, ist schon sehr gewagt, aber wer damit Probleme hat, kann sich ja vorstellen, es handle sich um ein Paralleluniversum, in dem alles viel schneller abläuft. So würde die Geschichte auch funktionieren und das Hauptelement neben den Hard-SF-Elementen ist nun mal die Geschichte von der Entwicklung dieses Volkes und der Kontaktaufnahme.
Insgesamt ist der kurzweilige Roman ein faszinierender Klassiker der SF, der, obwohl einige wissenschaftliche Erkenntnisse manche Thesen inzwischen überholt haben (in der Sonne gibt es keine Schwarzen Löcher), nichts von seiner Faszination verloren hat. Der Roman bietet SF in Reinform, wie man sie heute nur noch ganz selten findet. 8 von 10 Punkten.