Serie: Die mysteriösen Fälle des Bob Howard, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Robert Howard, genannt Bob, ist IT-Spezialist in der Wäscherei, und eigentlich wartet er Rechner. Eine überaus wichtige Arbeit, denn mit diesen Geräten ist es möglich, Dämonen zu beschwören. Das klingt nun ungewöhnlich; ist es auch, aber nur weil die Wäscherei keine ist, sondern zu einer Unterabteilung des britischen Geheimdienstes MI 6 gehört. Und wer die Unix-Demon kennt, weiß, dass man eine Firewall schon des Öfteren gebrauchen kann. Die Abteilung, in der Bob Howard Dienst schiebt, kümmert sich darum, dass keine unbefugten Personen mit ebenso unbefugter Magie ihr Unwesen treiben. Letztlich will niemand die Monstren aus anderen Dimensionen auf der Erde haben. Bobs Job ist es jedoch, echte Dämonen fernzuhalten. Ich sehe schon die Fragezeichen auf Ihrem Gesicht, wenn Sie das hier lesen. Bob ist Agent, der in den Außendienst will. Hier hofft er auf mehr Abwechslung als in seinem öden Bürojob, der von seiner Vorgesetzten mit ausgeprägtem Bürokratismus ausgefüllt wird. Die Wäscherei beschäftigt sich dabei mit Dämonen, die aus parallelen Universen auf die Erde kommen wollen. Mit oder ohne Hilfe von Menschen, absichtlich oder unabsichtlich.
Wie gesagt, Bob will in den Außendienst. Also erhält er einen einfachen Auftrag. Einmal Amerika und zurück. Sein Job ist natürlich langweilig, und weil er aus der Langeweile ausbrechen will, nimmt er den Auftrag an, den man ihm anbietet. Der Auftrag scheint ebenfalls äußerst langweilig zu werden, soll Bob doch lediglich eine Wissenschaftlerin von den Vereinigten Staaten in das Vereinigte Königreich begleiten. Der Auftrag scheint simpel, gerade gut genug für einen Außendienst-Anfänger. Er soll herausfinden, ob der Wissenschaftler Mo zurück nach Großbritannien kann. Um es kurz zu machen: Mo heißt eigentlich Dominique, und Bob versemmelt den Auftrag. Trotzdem kommen beide in Großbritannien an. Es geht mit Aufträgen weiter, und immer hat Bob Probleme. Entweder mit seiner direkten Vorgesetzten, einer Bürokratesse ersten Grades (ihr kann kein Formular oft und vollständig genug ausgefüllt sein). Oder Probleme mit seinen Mitbewohnern in der Wohngemeinschaft, die sogar Motorblöcke auf den Küchentisch legen. Oder mit dem eigentlichen Leben.
Was sich zuerst recht langweilig anlässt, wird erst mit der Zeit spannend und dann immer spannender. Wer "Akte X" mochte, wird mit diesem Buch zufrieden sein, weil es nicht nur Verschwörungstheorien unterstützt, sondern die Wahrheit auch irgendwo dort draußen bleibt. Das zeigt sich vor allem in der anderen Dimension, wo selbst der Mond das Gesicht von Adolf Hitler hat.
Nach den ersten 150 Seiten haben wir einen Roman, den man gar nicht aus der Hand legen will, sondern gern zu Ende liest. Das gestaltet sich dann auch recht einfach, weil man alles um sich herum vergisst. Charles Stross ist hierzulande 'nur' mit seinen intelligenten SF-Romanen bekannt geworden. Er kann auch anders, und das zeigt er in diesem Buch, das einen Roman und eine Kurzgeschichte zu Robert Howard enthält. Es werden die altbekannten Verschwörungstheorien genauso durch den Kakao gezogen, wie ein überspitzter Büokratismus oder dämonisch hintertriebene Mobbingversuche. Die Erklärungen, wie die mathematisch basierten Dämonenübergänge ermöglicht werden, habe ich immer grundsätzlich und großzügig überblättert. Das sind Informationen, die kein Mensch braucht. Vielleicht ist ja der ein oder andere Dämon unter uns, der damit etwas anfangen kann. Charles Stross zeigt einmal mehr mit seinen Ideen, dass er einer der interessantesten neuen Autoren in der Phantastik ist. So wie der Klappentext gehalten ist, werden wir wohl weitere Abenteuer des Helden Bob erwarten können. Hoffentlich.