| Serie / Zyklus: Meisterwerke der SF Literatur Besprechung / Rezension von Oliver Faulhaber |
Inhalt | |||
Nr. | Titel | Originaltitel | © Jahr |
00. | Vorwort von Bruce Sterling | | |
01. | Der mnemonische Johnny | Johnny Mnemonic | 1981 |
02. | Das Gernsback-Kontinuum | The Gernsback Continuum | 1981 |
03. | Fragmente einer Hologramm-Rose | Fragments of a Hologram Rose | 1977 |
04. | Zubehör mit John Shirley | The Belonging Kind | 1981 |
05. | Hinterwäldler | Hinterlands | 1981 |
06. | Roter Stern, Winterorbit mit Bruce Sterling | Red Star, Winter Orbit | 1983 |
07. | New Rose Hotel | New Rose Hotel | 1982 |
08. | Der Wintermarkt | Winter Market | 1986 |
09. | Luftkampf mit Michael Swanwick | Dogfight | 1982 |
10. | Chrom brennt | Burning Chrome | 1985 |
Die Sammlung läßt sich wohl am besten mit dem Attribut "Frühwerk" beschreiben, denn hier findet man so ziemlich alles von Gibson aus der Zeit von 1977 bis 1986 - also zum größten Teil vor der Veröffentlichung von Neuromancer. Doch schon in dieser Phase seiner Entwicklung lassen sich die Ansätze für seine späteren Erfolge erkennen.
So zum Beispiel in "Der mnmeonische Johnny" (verfilmt unter dem Titel Vernetzt), in der sich ein Datenkurier auf der Flucht vor dem Yakuza befindet: nicht nur atmosphärisch erinnert vieles an die Neuromancer-Trilogie, sondern man trifft sogar auf eine alte Bekannte namens Molly - dem heimlichen Star der Geschichte.
In die gleiche Kategorie lassen sich auch, "New Rose Hotel" und das mittlerweile legendäre "Chrom brennt" (wohl auch wegen seiner Erwähnung in Biochips) einordnen, die sich mit Gibsons Lieblingsthemen beschäftigen: der Extraktion eines Wissenschaftlers bzw. dem Hacken in ein unüberwindlich scheinendes Computersystem. Scheinbar benutzte Gibson diese Stories, um die Wirkung seines Stils und seiner Charaktere zu testen, bevor er dann alles in der Neuromancer-Trilogie weiter ausbaute und vervollkommnete - denn auch hier hat man Déjà -Vu-Erlebnisse, wenn beispielsweise von Maas Biolabs oder dem Finnen die Rede ist.
Aber neben diesen typischen Gibson-Geschichten gibt es glücklicherweise auch andere, die den Autor mal von einer ganz anderen Seite zeigen. "Dogfight" erzählt von einem Mann, der so fixiert auf ein Videospiel ist, daß er schließlich nicht nur seinen Gegner, sondern auch seine Geliebte bricht. Und "Zubehör" beschreibt die Sorte Mensch, die sich anpaßt anstatt ihre Umwelt sich anzupassen - eine Mischung aus Parabel und surrealer Science Fiction.
Urteil: Diese zur Zeit einzige Zusammenstellung von Gibsons kurzen Werken beweist, daß er nicht nur zu Cyberpunk fähig ist. Keine der Geschichten fällt qualitätiv aus dem Rahmen, obwohl natürlich eine Geschichte wie "Das Gernsback-Kontinuum" (eine Art Hommage auf die SF der 30er Jahre) eine Frage des persönlichen Geschmacks ist.
Für Freunde des Cyberpunks ein Genuß, und für alle anderen bietet sich hier die einmalige Chance Gibson auch in anderen Subgenres der Science Fiction zu erleben.
Bewertung: 8 von 10 Punkten