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Reihe: Werwolftrilogie, 3. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
In den norditalienischen Alpen des 9. Jahrhunderts findet ein entlaufener sächsischer Sklave im Schnee eine bewusstlose Frau. Mit letzter Kraft schleppt er die halberfrorene Frau in ein nahe gelegenes Kloster und gerät in eine unangenehme Lage. Sie kann von Glück sagen, nicht dem kalten Tod in die Hände gefallen zu sein. Die frommen Brüder des Klosters erweisen sich als gar nicht fromm, sondern beten einen uralten Geist an, der dafür Sorge trägt, dass sie ihre Körper auch nach ihrem Tod benutzen können. Also nichts mit Nächstenliebe etc., sondern die Lust auf Schreie. Der namenlose Fremde wird zu Ehren des Geistes gefoltert. Fürstin Regaene soll dem angeblichen Abt, dem Anführer, zu Willen sein. Trotzdem gelingt es den beiden unterschiedlichen Menschen zu entkommen.
Fürst Maeniel ist der Herrscher eines kleinen Berg-Fürstentums. Er steht im Dienste König Karls, der bei Genf seine Truppen zusammenzog. Der Fürst besitzt ein kleines Geheimnis. Ebenso seine Vertrauten, die Wolf und Mensch gleichzeitig zu sein scheinen. König Karl, der spätere Karl der Große, plant die Invasion des norditalienischen Langobardenreiches. Dort wartet jedoch König Desiderius, der nur auf den Gegner wartet und ihn zurückschlagen will. Für seinen Herrn geht der Wolf Maeniel auf Spionagemission zu den Alpenpässen. Denn noch hat Karl der Große die Alpen nicht überquert. Er ist sich aber jetzt schon sicher, dass der Konflikt mit den italienischen Herrschern nicht abgewendet werden kann. Daher ist er auf sichere Pässe über das Gebirge angewiesen. Seine Frau Regaene lässt Fürst Maeniel gegen ihren Willen zurück. Bei seiner gefährlichen Mission, entsprechende Wege auszukundschaften, gerät er in die Gefangenschaft von Desiderius' Männern. Regaene, die davon erfährt, bricht auf, um ihn zu retten. Sie bietet sich als Geisel an, damit ihr Mann das Lösegeld holen kann. Dem Ehepaar gelingt die Flucht und Karl der Große der Einmarsch in Verona.
Der Beginn des Romans ist erst einmal die Einstimmung in die Welt. Vor allem in die europäische Geschichte. Dafür war die Autorin Alice Borchardt, die 2007 an Krebs starb, bekannt: Fantasy mit historischem Hintergrund. Vom Inhalt her geht Alice Borchardt mit den Werwölfen entgegengesetzt zur vorherrschenden Meinung um. Hier sind es Wölfe, die Menschen werden können. Aus diesem Hintergrund heraus ist den Werwölfen ein Rudelverhalten angeboren. Sehr interessant ist die Verbindung des christlichen Mythos, der mit den Naturgeistern der Alpenlandschaft vermengt wird. Beide stehen gegeneinander, jedoch: Beide sind nicht gut oder böse.
Aber auch hier gibt es sie wieder, die starken Frauen der heutigen Zeit, in die Vergangenheit transportiert. Die Fürstin Regaene, Dulcinea die Sängerin, Lucilla und Chiara. Gleichzeitig mit ihnen beschreibt Alice Borchardt etwas klischeehaft die Frauen mit ihren Wünschen nach Familie und Kindern.
Dies ist der Abschlussband der Werwolftrilogie. Warum die beiden ersten Bände nicht aufgelegt wurden, entzieht sich meiner Kenntnis. Es wäre schon schön gewesen, diese Bücher auch zu lesen, denn Alice Borchardt, die Schwester von Anne Rice, nimmt immer wieder Bezug auf die vorhergehenden Bücher.