|
Reihe: Die dunklen Fälle des Harry Dresden, 6. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Harry Dresden, ermittelnder Magier aus Chicago, erhielt einen neuen Auftrag. Dieser scheint tatsächlich ein ruhiger Auftrag zu werden, soll sich Harry doch nur um ein paar gestohlene Hundewelpen kümmern. Ein ruhiger Auftrag ... Wer Harry Dresden kennt und seinen Schöpfer Jim Butcher, der weiß: Hier bleibt es alles andere als ruhig. Dabei beginnt es so harmlos: eine brennende Schule, ein paar Hundewelpen in einer Kiste, eine harmlose Flucht vor fliegenden Dämonen, die wie Affen aussehen und mit brennender Sche... werfen. Wenig später wird der ewig Verfolgte der vampirischen Höfe zu einem weiteren Auftrag gerufen.
Ausgerechnet an einem Porno-Drehort werden die jungen hübschen Mädels von einem Entropiefluch heimgesucht. Ein Mädchen nach dem anderen wird dahingerafft. Das kann sich natürlich kein Produzent leisten. Und unser Held hat da seine Probleme, ist er doch in Sachen Frauen und freizügiger Sex eher altmodisch-puritanisch erzogen. Am Pornoset wird noch jemand mit hochroten Kopf gesehen. Also muss unser Held wider Willen sich mit solch profanen Dingen abgeben, um Geld zu verdienen. Niemand interessiert es, dass er eigentlich die Welt rettete und damit ausgesorgt haben müsste. Aber dafür zahlt niemand.
Außerdem gibt es noch die charismatisch-freundliche Vampirin Mavra, die weiterhin eine Rechnung offen hat und Harry gern eine Fahrkarte spendieren würde - für eine Reise vom Leben zum Tod. Auf der anderen Seite steht Lord Raith, Vater seines Freundes Thomas, aber immer noch nicht Harrys Freund. Denn in diesem Fall zieht „der Feind meines Feindes ist mein Freund“ nicht. Hier zählt eher der Spruch „viel Feind, viel Ehr“ (aber kaum Einkommen, mit dem man auskommen kann). Die wenigen Freunde, die auf Harrys Seite stehen, sind die Polizistin Murphy und sein Mentor Ebenezer McCoy, der mal eben beiläufig sein Weltbild geraderückt. Aber auch der Leibwächter des Archivs, der Killer Kincaid, lässt mehr als nur seine Muskeln spielen.
Der mittlerweile sechste Roman um Jim Butchers Helden Harry Dresden ist wie gewohnt spritzig-leichte Unterhaltung. Der Magier aus Chicago ist der Sohn einer Hexe, die bei seiner Geburt starb. Das Leben hatte bislang wenig Erfreuliches für ihn anzubieten, und deshalb blickt er manchmal recht melancholisch in die Zukunft, ein wenig Grau in Schwarz, um es mal positiv auszudrücken. Ein kleiner Lichtblick bildet das Auftauchen seines Bruders. Lange verschollen, steht er plötzlich vor ihm. Wenn das mal kein Glückstag ist. Aber der Bruder ist ein Mitglied des Weißen Hofes - ein Vampir. Zwar wünscht sich die Waise im Grunde nichts sehnlicher als eine Familie, aber einen Blutsauger ... Brrr!
Voll überraschender Wendungen erzählt uns der Autor einiges aus dem Leben seiner Helden, vor allem Harrys, den wir nun schon seit fünf Romanen kennen. Als Leser gewinnt man immer neue Einblicke und die Hintergrundwelt öffnet sich langsam zu einem bunten Kaleidoskop von Kulturen, Menschen und sonstigen Wesen. Angenehm sind die Verbindungen und Anspielungen auf frühere Ausgaben mit entsprechendem Wiedererkennungseffekt. Dabei legt Jim Butcher Wert darauf, dass jedes Buch für sich allein gelesen werden kann.
Mir gefällt bei Jim Butcher vor allem, dass mit jedem Roman die Welt etwas besser vorgestellt wird. Ein großer Handlungsbogen hält alle Romane, die bisher erschienen und hoffentlich noch kommen, zusammen.
Bluthunger - die Rezension von Rupert Schwarz