Titel: Die Triffids Eine Besprechung / Rezension von Thomas Backus
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Die Neugier ist nicht nur der Tod der Katze, sie wird auch den Menschen zum Verhängnis. Eine Meteoritenwolke verglüht in der Erdatmosphäre und sorgt für das prächtigste Gratisfeuerwerk aller Zeiten. Dummerweise wird jeder, der sich das anschaut, blind.
Und so, wie die Säugetiere ihre Chance ergriffen, als die Dinosaurier durch einen riesigen Meteor in die Knie gezwungen wurden, stehen nun die Triffids in den Startlöchern, um sich zu dominanten Spezies des Planeten Erde aufzuschwingen.
Die Triffids, das sind fleischfressende Pflanzen, die ihrer Beute hinterherlaufen können. Sie entstanden, um der Hungerkrise durch ein preiswert zu produzierendes Pflanzenöl Herr zu werden, wurden vielleicht im Russland gezüchtet. Die Pflanze wuchs eine lange Zeit still und unerkannt in den Gärten der Menschen, und als es zu ersten Übergriffen kommt, ist das kein großes Drama. Die Menschen entfernen einfach regelmäßig die Giftstachel der Pflanzen und erfreuen sich der nun harmlosen Gewächse.
Das System funktioniert, bis es eine schwerwiegende Störung die Voraussetzungen ändert. Die Menschen erblinden und können sich nicht mehr um die Giftstachel der Pflanzen kümmern.
Nun kümmern sich die Giftstachel um die Menschen. Die Pflanzen haben eine Art der Kommunikation entwickelt (was die Menschen nicht wahrhaben wollen ) und nutzen die neue Schwäche der Menschen gnadenlos aus.
Der Erzähler des Romans ist schon als Kind mit Triffidgift in Berührung gekommen, er war einer der ersten in England, die einen solchen Angriff überlebten. Aus diesen Grund entwickelte er eine gewisse Immunität. Deswegen erblindet er bei einem späteren Angriff auch nicht, sondern wird in einem Krankenhaus behandelt. Da seine Augen verbunden sind, kann er auch nicht den Meteorschauer schauen und richtig erblinden...
Nun steht er vor einer Entscheidung. Will er sich einfach nur um sein Überleben kümmern, oder aktiv am Überleben der Menschheit mitarbeiten.
Er ist nicht der einzige, der sein Augenlicht hat retten können. Es bilden sich zwei Gruppen. Die einen wollen, dass die Sehenden sich um die Blinden kümmern, die anderen wollen eine neue Gesellschaft gründen um das Überleben der Menschen zu sichern, Hierbei wollen und können sie sich nicht mit den Blinden belasten. Es kommt auf die Arbeitsfähigkeit der Männer und die Fruchtbarkeit der Frauen an.
Und hier liegt die Stärke des Romans. Er setzt sich mir den grundlegenden Fragen der Gesellschaft auseinander. Die Triffids sind eine starke Bedrohung, das ist klar, aber sie bilden nur die Rahmenhandlung. Es geht in erster Linie darum, was man bereit ist zu tun, um zu überleben. Dass das Wertesystem unserer Gesellschaft (Moral und Anstand) unter den neuen Bedingungen nur noch als Schwäche anzusehen ist, und dass ein Festhalten der Werte (um nicht in die Barbarei zurückzufallen) den Untergang bedeutet. Dass also Gut und Böse, wie wir es heute kennen, nicht mehr von Bedeutung sind.
Ich wurde auf das Buch aufmerksam, weil vor Kurzem ein TV-Zweiteiler ausgestrahlt wurde. Dort hat man den Stoff modernisiert indem die Energiekrise zur Versklavung der Triffids führte. Aber die ethischen Grundfragen des Buches sind weiterhin hoch aktuell, da musste man gar nicht viel ändern.