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Was zunächst nur ein kurioser Nebeneffekt war, der einige Verkehrsunfälle und den Absturz eines Testflugzeuges verursachte, wird zu einer Revolution, die die Welt ähnlich grundlegend verändert wie die Erfindung der Dampfmaschine. Die Rede ist von sogenanntem Langsamglas, Retardit genannt, das die Fähigkeit besitzt, Licht zu verlangsamen. Lichtstrahlen, die auf diese Kristalle treffen, brauchen, je nach Typ des Retardits zwischen Sekundenbruchteilen bis hin zu einigen Jahren, um es zu durchqueren. Ihren Erfinder machen diese Retardit-Scheiben zu einem schwerreichen, doch unglücklichen Mann, denn bei dem Versuch, die Emission des Lichts zu beschleunigen, um die gespeicherten Bilder früher abzurufen, kommt es zu einem Blitz, der seiner Frau das Augenlicht nimmt. Da wird zum erstenmal deutlich, dass Retardit mehr kann, als nur Fenster mit Meerblick in die Großstadt zu bringen. Ärzten gelingt es, Retardit-Linsen anzufertigen, die eingefangenes Licht unter Umgehung der Netzhaut mit 24-stündiger Verspätung sichtbar zu machen. Das heißt, ein Mensch "lädt" die Linsen einen Tag lang auf, dann werden sie eingesetzt und geben ihre Bilder frei. Verkehrsbeleuchtung, Spionagetechnik, Verbrechensbekämpfung, bald ist Retardit nicht mehr wegzudenken aus der Welt. Der Nachteil ist, dass man quasi ständig unter Beobachtung lebt. "Big Brother" weltweit ...
Anmerkung: In der "High 8000"-Serie erschienen, ist dieses schmale Bändchen zunächst ein Totalausfall. Das steigert sich aber im Lauf der Geschichte doch noch zu einem sehr dramatischen Finale, das eigentlich in der Dramaturgie an eine Short Story erinnert. Zunächst fand ich das Setting der Geschichte todlangweilig, was soll schon so toll an einer Glassorte sein, durch die man sehen kann, welches Nachbarskind einem mal wieder einen Klingelstreich gespielt hat? Aber was der Autor für eine Breite der Anwendungen gefunden hat, nötigt einem Respekt ab. Auch die langweiligen Eheprobleme des Protagonisten, erhalten durch eine simple Erfindung eine ungeahnte Brisanz, ganz zu schweigen von dem wahrhaft apokalyptischen Ende, in dem der eigentliche Alptraum totaler Überwachung erst beginnt. (Vor allem, wenn man bedenkt, dass dieser Roman vor über 20 Jahren geschrieben wurde!) Fazit: Auch dieser 8000er-Band ist lesenswert.
Bewertung: 6 von 10 Punkten