Serie / Zyklus: Star Rigger Universe, Band 6 Eine Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Mit Eternity's End gelang Jeffrey A. Carver ein schöner Achtungserfolg, wurde dieses Werk doch für den NEBULA AWARD vorgeschlagen, einer der wichtigsten SF-Preise in den USA. Dabei handelt es sich keineswegs um einen "neuen Stern am Himmel der SF" wie uns Kevin J. Anderson auf dem Cover weismachen will, dem dieser Erfolg gelungen ist. Vielmehr schreibt und veröffentlicht Carver bereits seit Beginn der 70er Jahre. Sicherlich ist festzustellen, dass er nicht zu den bekanntesten Autoren des Genres gehört und hierzulande fast völlig unbekannt gewesen sein dürfte. Zwar erschienen im Heyne-Verlag vor Jahren einmal zwei Einzelromane von ihm (Tachyon und Die Waffe der Begeisterung), verhalfen ihm aber nicht zum Durchbruch.
Nun sind es gleich zwei Verlage, die Carvers Romane hierzulande publizieren. Zum einen hat der Bastei-Verlag sich die Rechte für die ersten drei Romane aus den CHAOS CHRONICLES gesichert - hier ist der erste Roman bereits unter dem Titel Neptun kann warten erschienen - und der Heyne Verlag legt nun mit Am Ende der Ewigkeit den neuesten Roman des Autors vor.
Mit Am Ende der Ewigkeit verfasste Carver einen weiteren Roman aus seinem STAR RIGGER-Universum. Mittlerweile sind 6 Romane erschienen, die auf diesem Handlungshintergrund basieren.
Der Handlungshintergrund ist einige Jahrhunderte in der Zukunft angesiedelt. Die Menschen haben weite Teile der Milchstraße besiedelt und leben mehr oder wenig friedfertig mit ihren außerirdischen Nachbarn zusammen. Seit dem letzten großen interstellaren Krieg, der zwischen Menschen geführt wurde, sind einige Jahrzehnte vergangen. Die Machtverhältnisse und Zustände innerhalb der besiedelten Galaxis haben sich stabilisiert und seit dem Krieg auch nicht mehr verändert. Als einziger Feind der Raumfahrer sind die Piraten aus dem Golen Space, einer Region, in der es gefährlich ist zu navigieren, zu nennen. Diese entwickelten sich im Verlauf der letzten Jahre immer mehr zu einer Bedrohung für die freie Raumfahrt, zumal ihre Methoden mehr als zweifelhaft zu nennen sind.
Dies hat auch der Sternen-Rigger Renwald Legroeder zu spüren bekommen, der einige Jahre lang als Sklave auf einem Piratenaußenposten festgehalten wurde und seine Fähigkeit im Hyperraum zu navigieren diesen zur Verfügung stellen musste. Als ihm dann überraschend die Flucht gelingt und er sich auf einen von Menschen besiedelten Planeten retten kann, wähnt er sich endlich in Freiheit. Dies ist aber ganz und gar nicht der Fall, denn er wird mit einem Male für den Untergang des von ihm mit gesteuerten Raumschiffs verantwortlich gemacht. Ein Untersuchungskomitee nimmt ihm seine Geschichte nicht ab.
Zentraler Punkt dieser ist, dass sein Raumschiff bei einem Rettungsversuch für die IMPRIS von den Piraten aufgebracht wurde, die die IMPRIS als Deckung nutzten und sich somit unbemerkt anschleichen konnten. Die Story klingt an sich glaubwürdig, wäre da nicht die IMPRIS. Denn bei diesem Raumschiff handelt es sich um eine Legende, dem fliegenden Holländer des Weltraums. Vor Jahrzehnten ist die IMPRIS in den weiten des Hyperraums verloren gegangen und wird hin und wieder noch gesehen. Sie taucht schemenhaft aus dem Tiefen des Hyperraums auf, ein direkter Kontakt mit ihr ist nicht möglich und dann verschwindet sie wieder. Da die Sichtungen bislang nicht eindeutig belegt werden konnten, werden sie ins Reich der Legenden abgetan.
Genau dies ist nun Legroeders Problem. Er muss nun versuchen zu beweisen, dass die IMPRIS tatsächlich noch existiert. Ohne Bekannte oder Freunde auf einem für ihn fremden Planeten ein völlig aussichtsloses Unterfangen, zumal man von offizieller Seite gar nicht an der Aufklärung des Mythos IMPRIS interessiert zu sein scheint.
Nach und nach erhält Legroeder Hilfe von einigen Personen, die ebenfalls ein gesteigertes Interesse an der Aufklärung des Mythos IMPRIS haben. Schnell stellt sich dabei heraus, dass seine Fragen ihm in Lebensgefahr bringen und er Antworten letztlich nur bei den Piraten des Golen Space vorfindet. So begibt er sich auf eine Mission zu seinen alten Peinigern, da andere Alternativen nicht vorhanden sind.
Freunde der Hard-SF werden in diesem Roman voll auf ihre Kosten kommen. Carver entwickelt einen glaubhaft aufgebauten Handlungshintergrund, der von der technischen und wissenschaftlichen Seite her untermauert wird. Eingebettet darin ist eine gradlinig konzipierte Handlung, die den Leser in eine Welt jenseits des für ihm vorstellbaren führt. Mit der Einbettung der Piratenfestungen in den Hyperraum und vor allem den ausführlichen Eindrücken vom Navigieren im Hyperraum hat der Autor schon einige faszinierende Einfälle zu Papier gebracht.
Der Erfolg des Romans dürfte aus meiner Sicht darin liegen, dass es Carver gelungen ist eine Story zu entwickeln, die verschiedene Lesergeschmäcker anspricht, spannende erzählt und eingebettet in ein gut konzipiertes Universum ist. Obwohl der Roman sehr umfangreich ist, weißt er keine überflüssig erscheinenden oder langatmig wirkenden Kapitel auf. Dabei ist die Handlung so komplex angelegt, dass dem Autor immer noch genügend Wendungen zur Verfügung stehen, um die Handlung eine ganz andere Richtung zu geben. Carvers Handlungsfaden ist komplizierter aufgebaut, als man dies als Leser zuerst vermutet. Legroeder sieht sich nicht nur einer klar umrissenen Interessengruppe gegenüber, sondern derer gleich mehrere und die Grenzen zwischen diesen sind fließend und flexibel.
Mir hat die Lektüre des vorliegenden Romans einige unterhaltende Stunden gebracht.
Am Ende der Ewigkeit - Rezensionsübersicht