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Reihe: Die Legenden der Albae, Band 1 Eine Rezension von Ida Eisele |
Die Albae Caphalor und Sinthoras werden von den Unauslöschlichen ausgeschickt, um einen geheimnisvollen Nebeldämon als Verbündeten zu gewinnen. Denn die Albae brauchen ihn, um die Festung der Zwerge und damit den Weg nach Tark Draan zu öffnen. Sinthoras' Sklavin, Raleeha, folgt ihnen. Die Pläne sind allerdings vom beständigen Konkurrenzkampf zwischen Caphalor und Sinthoras bedroht, ein Gnomenkönig zwingt sie mit Hinterlist auf Umwege und auch der Dämon entspricht zunächst nicht ihren Vorstellungen...
Zunächst fiel es mir etwas schwer, mich in das Buch einzufinden. Vielleicht richtet sich das Buch tatsächliche vor allen an Leser, welche 'Die Zwerge' bereits gelesen haben, das fällt mir schwer zu beurteilen. Jedenfalls wusste ich zum Beispiel über Kapitel hinweg nicht, was ich mir eigentlich unter einem Nachtmahr vorzustellen habe, bis – dann aber der ausführlich – beschrieben wurde, um was es sich da handelt.
Nach diesen Startschwierigkeiten zog das Buch mich aber in seinen Bann. Die beiden Hauptcharaktere sind so gegensätzlich, dass es eigentlich beständig zu Reibereien zwischen ihnen kommt.
Caphalor, dem es lieber wäre, wenn Dson Faimon seine Grenzen verstärken und die Umgebung in Ruhe lassen würde, der mit seiner Frau und seiner Tochter auf dem Land lebt und für einen Alb einigermaßen freundlich zu sein scheint, steht am Anfang eher in der Gunst des Lesers – oder jedenfalls in meiner – als Sinthoras. Dieser lebt in der Hauptstadt, kennt kein anderes Ziel, als den gesellschaftlichen Aufstieg und ist so grausam wie rücksichtslos.
Ihre spannende Reise durch Ishim Voroo führt sie durch das Reich der Flecx, alchemiefreudiger Gnome, in die Feste eines Galran Zhadar, eines fast zwergischen Zauberers, in die Fänge einer Oboona, die verhängnsivollerweise Caphalor zu ihrem Gemahl machen will, und bis ins vom Dämon verwüstete Land. Alle Länder und Wesen sind erfreulich einfallsreich gestaltet und erwecken den Eindruck, nicht nur zum Zwecke dieser einen Geschichte dorthin gepflanzt worden zu sein, wo sie nunmal gerade sind. Es gibt einige überraschende Wendungen, die Charaktere bleiben von ihren Erlebnissen nicht unbeeinflusst und machen im Laufe der Geschichte eine interessante Wandlung durch, bis sie ihre ursprünglichen Standpunkte fast vertauscht zu haben scheinen.
Es besteht das ganze Buch über kein Zweifel daran – auch wenn man die Zwerge wie ich noch nicht gelesen hat – dass die Albae böse sind. Und das auf eine sadistische, Farben aus Blut mischende und Häuser aus Knochen bauende Art, die der menschlichen Denkweise eigentlich zu tiefst widerspricht. Trotzdem erwischt man sich doch immer wieder dabei, wie man Sinthoras und Caphalor alles Gute wünscht und die Ahnung, dass sie – wenn man bedenkt, was in 'Die Zwerge' wahrscheinlich passiert – auf unschöne Weise umkommen werden, einem schrecklich vorkommt. Durch ihre zivilisierte Art und ihren Kunstsinn, der aus allem ein Kunstwerk schaffen will und kann, wirken die Albae gar nicht sooo schlimm – was sie vermutlich auch nicht sind, solange man nur selbst ein Alb ist.
Für meinen Geschmack wurde genau das richtige Maß an Hintergrundinformation in die Handlung eingestreut, sodass die Welt durchdacht und lebendig wirkt.
Umrandet wird das alles von einem angenehmen, gewählten Schreibstil, der leider nicht immer ganz durchgehalten wird.
Die Karte des Landes ist hilfreich, die von Dson Faimon eher nicht, höchstens zur groben Zuordnung der Lage der Strahlarme ist sie zu gebrauchen. Schön gestaltet sind die Übergänge zwischen den einzelnen Kapitel, die durch den auch auf dem Cover abgebildeten Ornamentekreis und ein Zitat aus den 'Epokryphen der Schöpferin' voneinander getrennt sind. Weniger schön fand ich dagegen die schlicht fett gedruckten Ort und Zeitangaben über jedem Abschnitt, die keine wirklich nützliche Information enthalten und ästhetisch im Auge schmerzen.
Auf meine persönliche Liste der absolut genialen Bücher hat 'Die Legenden der Albae: Gerechter Zorn' es nicht geschafft, auf der Liste der guten Bücher steht es dafür recht weit oben.