Reihe: Die Legenden der Albae, Band 2 Eine Rezension von Ida Eisele |
Klappentext:
Sie sind die Feinde der Zwerge und gebieten über die dunkelste Magie. Doch auch die Macht der Albae ist nicht grenzenlos. Ihre Feldzüge münden in einen erbarmungslosen Krieg, der das Land verwüstet und einen totgeglaubten Gegner auf den Plan ruft. Bald geht es für die Albae nicht mehr um Sieg oder Niederlage – sondern um das Überleben ihres Volkes...
Carmondai, der Meister in Bildnis und Wort, ist den Truppen der Albae ins Geborgene Land gefolgt, um den großen Feldzug und die Vernichtung der Elben zu dokumentieren. Zu seiner Überraschung erheben ihn die beiden Nostaroi Caphalor und Sinthoras zum offiziellen Chronisten des Feldzuges. Neugierig begleitet Carmondai also die Helden der Albae auf ihrem Weg...
Die lange erwartete Fortsetzung der Legenden der Albae kann sich leider nicht mit dem ersten Band messen. Zum einen rücken Caphalor und Sinthoras, die man in 'Gerechter Zorn' liebgewinnen konnte, etwas zu stark in den Hintergrund. Zum anderen nehmen dermaßen viele, eher nebensächliche Figuren einen großen Platz ein, dass die Handlung regelrecht ausfranst und unübersichtlich wird. Jedenfalls hatte ich ernste Schwierigkeiten, mir in Erinnerung zu rufen, WAS da eigentlich geschehen ist, als ich diese Rezension vorbereitete.
Carmondai ist ohne Frage ein würdiger Nachfolger für die Hauptcharaktere des ersten Bandes. Seine dunkle Vergangenheit als Krieger, seine Begeisterung für die Malerei und die Dichtung machen ihn irgendwie sympathisch – obwohl auch er keinesfalls ein untypisch freundlicher, ungefährlicher Alb ist.
Ebenfalls gefallen hat mir das recht tragische Schicksal von Dson Faimon, das von Seuche, politischer Gespaltenheit und den totgeglaubten Doron Ashont heimgesucht wird. Und wie schon zu Band 1 kann ich sagen, dass die Welt an sich, das Volk der Albae, die Vielseitigkeit der Bewohner von Ishim Voroo und dem Geborgenen Land mich überzeugt und begeistert haben.
Allerdings passiert in 'Vernichtender Hass' schrecklich viel in recht kurzer Zeit. Die Eroberungszüge des Albaeheers. Der Angriff der Doron Ashont auf Dson Faimon. Die dortige Seuche. Sinthoras' zunehmende Verwicklung in politische Intrigen und schließlich seine Verbannung. Die Intrigen seines Gegenspielers Polotain. Caphalors Beziehung zu der neuen Nostaroi Imandaris. Die Abenteuer von Arviu, Virsagon, Morana, Horgata und natürlich Carmondai. Die Flucht der Famula Famenia, welche die Magi vor den Albae warnt. Was Simin der Unterschätzte und Hianna die Vollendete mit den Albae erleben. Der junge Jiggon, der die Sklaven in Dson Faimon zum Aufstand führt.
Ich will nicht übertreiben, es war keine Qual das Buch zu lesen. Im Gegenteil, es war wirklich spannend, sodass ich es manchmal gar nicht mehr aus der Hand legen wollte. Aber man hat doch permanent das Gefühl, ein Buch zu lesen, das besser auf zwei oder drei Bände verteilt worden wäre.
Die vielen Perspektiven verhindern, dass man sich in eine Person wirklich hineinversetzen kann. Gerade was aber Caphalor anbelangt, der sich aus nicht so recht geklärten Gründen in Imandaris verliebt, und auch Sinthoras, der einen taktisch regelrecht idiotischen Mord begeht, welcher all seine erarbeiteten Würden und Ämter zunichte macht, wäre etwas mehr klärende Nähe dringend notwendig gewesen.
Zwar gelingt es, mit den vielen Perspektiven einen Überblick über das vielfältige Geschehen zu bieten, zugleich muss ich aber offen gestehen, dass ich keine Ahnung habe, was genau während diesem Feldzug nun passiert ist. Es mag daran liegen, dass ich die Zwerge nicht gelesen habe, aber das kann ich nicht als Erklärung gelten lassen – ein Buch sollte aus sich selbst heraus verständlich sein. Sehr geholfen hätte es schon, wenn 'Vernichtender Hass' eine Karte des Geborgenen Landes enthalten hätte. Stattdessen verfügt es über ganze zwei Abdrucke derselben inhaltsarmen Karte von Dson Faimon.
Um den Eindruck eines nicht vollständig durchdachten Buches komplett zu machen, finden sich in 'Vernichtender Hass' auch noch auffällige Logikfehler. Zum Beispiel sagt der allseits bekannte Nebeldämon an einer Stelle: „Aber seit Sinthoras so freundlich war, und mich zu dem machte, was ich bin, kann ich die Toten auferstehen lassen.“ Was schlicht Unsinn ist, der Dämon konnte die Toten auferstehen lassen, bevor Sinthoras ihm überhaupt begegnet ist, was in 'Gerechter Zorn' sogar als Grund genannt wird, aus dem die Unauslöschlichen ihn aus Ishim Voroo entfernt haben wollten.
Dass sich auch immer wieder grammatikalische Fehler finden, sei hier nur am Rande erwähnt.
So gerne ich es gelesen habe, muss ich doch feststellen, dass ich in jüngerer Zeit einige Bücher gelesen habe, die den Bestsellerstatus eher verdient hätten als 'Vernichtender Hass'. Es ist kein schlechtes Buch, aber es hätte um Längen besser sein können.