Titel: Zwölf Wasser: Zu den Anfängen |
Viele Jahre ist es her, dass die Welsen einen Krieg gegen ihre verbündeten Nachbarn verloren. Ihr Land und ihre Armee wurde von einem großen Feuer vernichtet. Seitdem leben die Reste des Volkes dürftig und zeitweise hungernd in ihrer ehemaligen Hauptstadt. Nur ihre Fähigkeiten als Waffenschmiede lassen ihnen ein Auskommen. Ihre weisen Frauen, die Undae, sprechen eines Tages von einer Prophezeiung. Ein unerhörter Vorgang, denn die weisen Frauen sprachen vorher nie. Die zwölf Quellen gäben immer weniger Wasser, sie würden sterben, so heißt es in der Prophezeiung, und mit ihnen würde die Menschheit sterben. Drei Frauen müssten sich auf den Weg machen, um die Quellen zu heilen, jeweils drei Begleiter sollten sie haben. In diesem ersten Band der Trilogie wird der Weg einer der Gruppen geschildert. Reva, eine Unda, und Felt, ein Wachoffizier sowie einige welsische Soldaten reisen unter großen Entbehrungen zu einigen der zwölf Quellen und erfahren unterwegs schon Auswirkungen der Schwäche der Quellen. Zu ihnen stößt Batu, ein Hirte eines Nomadenstammes und der Falke, der ihn begleitet. Sie kommen oft vom geraden Weg ab, müssen unterwegs einige blutige Kämpfe bestehen, verlieren darin Begleiter um Begleiter und müssen am Ende erkennen, dass sie mit ihrem bisherigen Wissen die Quellen nicht heilen können. Denn zuerst müssen sie sich sich selbst stellen.
Das Buch hat alle klassischen Merkmale eines High Fantasy-Romans – eine düstere Prophezeiung, eine große Aufgabe, die wahre Helden erfordert, das drohende Ende der Welt und eine kleine Gruppe von Menschen, die die Aufgabe in begrenzter Zeit lösen müssen. Die Geschichte an sich wäre nicht unbedingt neu. Das Element des Versiegens der Quellen und des Vergehens der Menschlichkeit ist bisher in der einschlägigen Literatur aber noch nicht sehr bekannt. Eigentlich genügend Zutaten, um eine spannende Geschichte daraus zu spinnen. Dies ist dem Autor leider aus mehreren Gründen nicht gelungen.
Zunächst zur Storyline. Der rote Faden ist im Lauf der immerhin fast 600 Seiten nicht immer zu erkennen. Es bleibt schon klar, was die handelnden Personen letztendlich wollen. Warum sie allerdings die diversen beschriebenen Aktionen unternehmen wird nicht immer klar. So rätselt man immer wieder, warum der Weg jetzt an jenen Ort führt und weshalb nun diese Aktion ansteht. Es wird nicht wirklich deutlich, warum einzelne Begleiter der kleinen Gruppe sterben, welchen Erkenntnisgewinn die Überlebenden davon haben. Es gibt Sprünge im Fortlauf der Handlungen, die nicht aufgelöst werden und viel zu viele lose Enden.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die spezielle Schreibe des Autors. Nicht immer ist es sinnvoll, lange Beschreibungen von Landschaften, Personen und Tätigkeiten aneinander zu reihen. Dies ergibt, wie man an diesem Buch gut sehen kann, nicht automatisch einen Fortschritt in der Handlung. Nach den ersten beiden Kapiteln habe ich mich gefragt, was mich so sehr stört beim Lesen, dass ich es immer wieder aus der Hand legen musste. Es lag neben dem schon beschriebenen nicht immer geradlinigen Handlungsfluss u.a. an den vielen beschreibenden Adjektiven. Beispiel: Selten ist ein Baum nur ein Baum, meist ist er groß, knorrig, verästelt oder hat etwa graugrüne flirrende Blätter. Wenn der Baum noch in der dürren Steppe steht, seine kahlen Äste von heftigem Wind bewegt werden usw. . Der inflationäre Gebrauch solcher Beschreibungen wirkt doch schnell störend.
Insgesamt hätte dieses Buch ein gutes Lektorat nötig gehabt. Eine gestraffte Handlung, ein sorgfältigerer Einsatz der Sprache hätten vermutlich ein besseres Buch ergeben. So, wie es jetzt ist, hatte ich Mühe, es zu Ende zu lesen.