Reihe: Poison Diaries, Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Jana B |
Jessamine hat ihre Unschuld verloren – und den Mann, den sie liebt. Sie weiß, wer die Schuld daran trägt, und sie wird ihn umbringen. Sie wird ihren eigenen Vater mit seinen giftigen Gewächsen töten, die ihm stets mehr wert gewesen sind als seine Tochter. Wird Jessamine ihre große Liebe Weed wiederfinden? Denn nur die Liebe vermag ein bitteres Herz zu heilen ... Vergiss niemals: Was zu heilen vermag, das kann auch töten! via
Auch Weed versucht, seine Jessamine wiederzufinden, denn er erkennt, dass seine Herzensdame in großer Gefahr schwebt. Oleander, der Giftprinz höchstpersönlich umgarnt Jessamine nämlich und verändert sie immer mehr, sodass sie sich in eine ganz andere Person verwandelt. Weeds Reise geht über England hinaus, nach Italien, wo er hofft, endlich rauszufinden, wo seine Geliebte ist... Wird es den beiden gelingen, sich wiederzufinden? Oder entscheidet sich Jessamine gegen Weed - und für den Giftprinzen?
Meine Meinung:
Dieses Buch ist die Fortsetzung zu "Die Poison Diaries 1", ein Buch, welches mir sehr gefallen hat. Natürlich habe ich gehofft, dass auch der zweite Teil an den ersten heranreicht, meine Erwartungen waren hoch, nicht zuletzt wegen den zahlreichen positiven Kritiken. Nun, leider muss ich sagen, dass sie bei weitem nicht erfüllt wurden. Schade eigentlich, denn die Autorin hat mit dem ersten Teil bewiesen, dass es ihr nicht an Talent mangelt.
Allein der Anfang des Buches hat mich ziemlich verstört; die naive und unwissende Jessamine aus "Poison Diaries 1" ist zu einer starken Persönlichkeit geworden, die auch gerne über Leichen geht. Wortwörtlich. Ich habe sie kaum wiedererkannt, sie ist entschlossener und mutiger als je zuvor. Woran man das merkt? Womöglich an dem Entschluss, ihren eigenen Vater zu ermorden, den Mann, der sie großgezogen hat, zwar nicht immer mit den richtigen Mitteln, aber trotzdem. Jessamine passt sein Verhalten nicht, und was macht man in so einem Fall? Natürlich, man ermordet die Person. Ehrlich gesagt war mir die Jessamine aus Teil eins lieber. Die war nämlich nicht so skrupellos und irgendwie menschlicher, egal wie naiv sie auch sein mochte.
Auch andere Taten von Jessamine (ich sag nur Rye) zeigten deutlich, wie sehr sie sich verändert hat. Natürlich trägt auch der Giftprinz die Schuld daran, der am Ende von Teil 1 auftauchte, und beschloss, Jessamine und Weed das Leben schwer zu machen. Es ist trotz allem bewundernswert, wie die Autorin es schafft, Jessamines Wandlung nachvollziehbar darzustellen (nur am Anfang ging es mir ein wenig zu schnell).
Wo wir schon bei den Charakteren sind, können wir gleich mit der zweiten Hauptperson neben Jessamine weitermachen, nämlich ihrem Verlobten Weed. Moment mal...Weed? Wer war das nochmal? Weed ist kein Charakter, der nachhaltig im Gedächnis des Lesers bleibt. Er ist irgendwie schwächlich, wenn auch sehr entschlossen, seine große Liebe Jessamine wieder zu finden. Wirklich sympathisch waren mir beide Protoganisten nicht. Und wenn das so ist, dann fällt es dem Leser selbstverständlich schwer, das Buch zu geniessen, da kann die Handlung so gut sein wie sie will.
Nur schade, dass auch die Handlung mich nicht überzeugen konnte. Sie war sehr verwirrend und einige Passagen waren meiner Meinung nach unnötig. Es wurde wieder aus zwei verschiedenen Sichten erzählt und trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, wollte keine Spannung aufkommen. Allerdings fand ich den Wechsel zwischen den Orten, an denen die Geschichte spielt, ziemlich gelungen. Ich konnte mich immer wieder schnell einfinden und die Atmosphäre hat auch immer gepasst.
Insgesamt betrachtet ist die Idee, die hinter dieser Reihe steckt, durchaus interessant und hat ohne Frage viel Potential. "Die Poison Diaries" sind keine typischen Fantasybücher, denn sie sind historisch und außerdem stehen hier Pflanzen (anstatt Vampiren oder Werwölfen) im Vordergrund. Dass diese auch noch reden können und nur Weed sie verstehen kann, setzt dem Ganzen natürlich noch die Krone auf. Und es hat ja auch so gut angefangen, der erste Teil hat mich überzeugt - im Gegensatz zum zweiten Teil. Die Mittelteile einer Reihe haben es immer schwer, das ist allgemein bekannt und ich hoffe, dass die Autorin in dem Abschluss dieser Trilogie (erscheint im Februar 2013 auf englisch) noch einmal zeigen wird, was sie kann. Ob ich das Buch lesen werde, kann ich allerdings noch nicht sagen.
Am meisten hat mir an diesem Buch der Schreibstil gefallen. Er hat etwas poetisches an sich, lässt sich trotzdem sehr schnell und flüssig lesen und passt perfekt in die Zeit rein, in der die Geschichte spielt. Maryrose Wood schreibt nicht übertrieben ausschweifend, sondern sehr gefühlvoll und kreativ. Auch die Übersetzerin Alexandra Ernst hat sehr gute Arbeit geleistet, denn mein Lesefluss wurde nie durch irgendwelche verschachtelten Sätze oder komische Formulierungen gestört.
Fazit:
Ein sehr enttäuschender zweiter Teil dieser Reihe, mit unsympathischen Protagonisten und wirrer (wenn auch actionreicher) Handlung. Sehr schade eigentlich, denn die Autorin kann auch anders (das hat sie schließlich in Teil eins gezeigt) und auch die Idee hat sehr viel Potential. Alle, die den ersten Band mochten, rate ich, es auch mit diesem Buch zu probieren. Denjenigen, die schon den ersten Teil nicht mochten, kann ich dieses Buch nicht empfehlen. Der wunderschöne Schreibstil ist wohl das Beste am ganzen Buch und verleitet mich dazu, schwache 4 Punkte (von 10) zu vergeben.