Titel: Watermind Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Der Fluch des Viellesers ereilt einen bei dem Science-Thriller von Frau Buckner. Schon der Prolog verrät vieles, wenn nicht gar alles, und ich hatte fast gar keine Freude daran, das Buch zu lesen. Berichtet wird von teuren Mikrochips, die vom Regen in den Fluss und von dort bis in den berüchtigten devil's swamp, Teufelssumpf, 300 km entfernt von der Küste des Golfs von Mexiko, abgetrieben werden. Es entsteht unterwegs eine neue Programmierung, hervorgerufen durch Umweltzerstörung und abgeladenen Elektronikschrott, deren Daten die Chips auslesen und verarbeiten. Und es entsteht etwas Neues, eine neue intelligente Lebensform. Was früher durch wissenschaftliche Experimente oder durch böse Magie in den Gruselromanen entstand, übernimmt heute die Mikrotechnik.
Die Lebensform - Watermind genannt - unterhält sich mittels Musik und ist in der Lage, aus den von Menschen erzeugten Abwässern reines Trinkwasser herzustellen. C. J. Reilly, kurz CJ genannt, ist eine Angestellte bei dem Energiekonzern Quimicron, der in Baton Rouge ein Kraftwerk unterhält. Das Kraftwerk ist über einen Kanal sowohl mit dem Meer als auch dem Teufelssumpf verbunden. Als Tochter eines Wissenschaftlers mit hohem Bekanntheitsgrad untersucht C. J. Reilly Watermind. Ausgesandt vom Konzern, soll sie mit ihrem Freund Max den Sumpf untersuchen und die Vorbereitungen für eine Entgiftung durchführen. Dabei entdecken sie eben jenes unbekannte Watermind in einem seltsamerweise vereisten Teich. Das liegt daran, dass Watermind alle möglichen biochemischen Prozesse nutzt, um sich zu ernähren. Weil es dabei der Umgebung die Wärme entzieht, vereist das Wasser. CJ macht sich daran, das neue Leben zu studieren, und vernachlässigt dabei ihre eigentliche Arbeit. Sie findet dabei heraus, dass sich das neue Lebewesen aus dem Schrott der vorgenannten Mikroelektronik, anderem Schrott, Medikamentenresten, den vorherrschenden Algen und einigem anderen mehr entwickelte. CJ versucht mit dem Wesen zu kommunizieren und es zu studieren. Sie erkennt dabei, dass Watermind nicht nur wächst, sondern gezielt die Umwelt beeinflusst. Ihr Arbeitgeber sieht in Watermind jedoch einen unliebsamen Konkurrenten, denn Watermind macht kostenlos, wofür der Millionär Ramon Sacony einen Haufen Geld verlangt. Sacony will unbedingt seinen Gegenspieler loswerden und vernichten. Allerdings befindet sich Watermind, `Das Ding aus dem Sumpf’, bereits auf der Flucht aus dem Sumpf in Louisiana. Lediglich in CJ hat das neue Leben eine Befürworterin.
M. M. Buckner ist Umweltaktivistin und nimmt sich in ihrem Roman gleich eines sehr kritischen und gesellschaftspolitischen Themas an: Kann sich durch Zufall oder Evolution aus Technik, Pharmazie und Abfall neues Leben auf der Erde entwickeln? Ihre zweite Frage ist das leidige Thema nach Gut und Böse. Muss neues, anderes Leben unbedingt in dieses Schema eingeordnet werden? Öffnen wir nun eine neue Sparte und nennen diese Öko-Science-Fiction oder reicht ein Social Fiction aus? Wer sich entschließt, das Buch zu lesen, kommt in jedem Fall zu einem fesselnden Roman.