| Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz Musik der besonderen Art |
Das von H. G. Wells verfaßte Werk War of the Worlds (dt. Krieg der Welten) wurde schon einige Male auf besondere Weise adaptiert.
Die wohl bedeutendste war das Hörspiel von Orsen Wells (fragt mich jetzt bitte nicht, ob diese beiden verwandt waren), das für damalige Verhältnisse so realistisch war, daß es zu Massenpaniken kam und die Leute in Scharen die Großstädte verließen - angesichts der heutigen Medienflut heute kaum noch vorstellbar. Später wurde der Stoff für die damaligen Verhältnisse sehr dramatisch verfilmt. Dieser Film zählt noch heute zu einem der wichtigsten Werke des Genres. So verwundert es nicht, daß in den 80er Jahren dieser Stoff für eine Serie herhalten mußte, und selbst Roland Emmerichs neuester Film Independence Day greift dieses Thema neu auf und variiert es. Dennoch, die beste Interpretation dieses Themas ist meiner Meinung nach die musikalische Version von Jeff Wayne.
Um das Jahr 1970 gab es eine Welle von neuen Pop-Platten, die ganz neue musikalische Wege beschritten. Mit Musik wurden literarische Werke nacherzählt, wobei auch Hörspielelemente enthalten waren. Man kann sich das ganze vorstellen wie ein Musical, das man nur hört. War of the Worlds markiert zweifelsohne den Höhepunkt dieser Art von Musik. Weitere Werke, die mir bekannt sind, war eine Version von Die Reise zum Mittelpunkt der Erde und Jeff Waynes Spätwerk Spartacus.
Bevor ich jetzt näher auf das Werk eingehe, möchte ich kurz den Inhalt zusammenfassen, sofern jemandem diese Geschichte nicht bekannt ist. War of the Worlds ist quasi die Mutter aller Geschichten, in denen Außerirdische die Erde erobern wollen. So kommen also die bösen Außerirdischen und fangen an die Metropolen der Erde dem Erdboden gleich zu machen. Keine Macht kann ihnen etwas entgegenbringen. Die verzweifelten Widerstandskämpfer stehen auf einsamem Posten und so scheint das Ende der Erde besiegelt. Doch am Ende werden die Außerirdischen nicht von etwas großem, sondern von etwas mikroskopisch kleinem besiegt - von Grippeviren. Tja, da hat man die Quarantänevorschriften nicht eingehalten. Prinzipiell handelt es sich also um eine von jenen dummen Geschichten, wobei ich wiederum auf das Alter dieser Geschichte verweisen möchte.
Jeff Waynes musikalische Version weist die Genialität eines Musicals auf. Dabei orientiert er sich an der Version von Orsen Wells, der die Geschichte aus der Sicht eines Radioreporters erzählt. Orsen Wells hat Jeff Wayne für diese Rolle zwar nicht bekommen, aber Richard Burton als Sprecher war eine ebenbürtige Besetzung. Seine eindringliche Stimme und die klare, passende Musik holen aus dem Medium alles heraus, was möglich ist. Jeff Wayne gelang es überdies, eine Reihe sehr guter Sänger zu verpflichten, die den Inhalt der Lieder perfekt herüberbringen.
Zwei Passagen fallen mir auf Anhieb ein:
Die eine beschreibt das Zwiegespräch zwischen Nathanael, einem anglikanischen Priester und seiner Frau. Der Mann, dem Wahnsinn nahe, sieht in seiner Frau einen Gegner, übernommen von den Außerirdischen. Tatsächlich jedoch handelt es sich dabei nur um eine Wahnvorstellung. Seine Frau versucht verzweifelt, ihn zu überzeugen, daß sie die selbe wie früher ist. Im Lied drückt sich das darin aus, daß er sie stets verleugnet und sie ihn versucht, mit hoffnungsvollen Gedanken umzustimmen. Am Ende scheitert sie und Nathanael rennt völlig verwirrt auf einen außerirdischen Flugkörper zu. Diese bringen ihn um, wie alle anderen Menschen zuvor. Die Beschreibungen des Reporters (Richard Burton) dazu jagen einem einen Schauer den Rücken hinunter.
Eine zweite Szene, die sehr eindringlich ist, ist die des "Artilleriemanns", einem Flak-Schützen, der das Armageddon überlebt hatte und später erneut auf den Reporter trifft. Er erzählt diesem von seiner Vision, in der er plant, die Außerirdischen in einem langfristigen Plan zu besiegen, indem er unterirdische Anlagen plant, versteckt von den Außerirdischen, in denen sich die Menschheit regenerieren kann und letztendlich aus dem "Untergrund" der Schreckensherrschaft ein Ende gemacht wird. In einem Lied werden seine Visionen genaustens beschrieben, jedoch als es endet und der Reporter ihn verläßt, erwähnt dieser in einem Nebensatz, daß der Mann, dem Wahnsinn nahe, in einer zwei Meter tiefen Mulde steht. Seinen Plan wird er nur im Geiste in die Tat umsetzen können.
Diese beiden Beispiele zeigen, was dieses Werk auszeichnet. Es sind die Einzelschicksale, anhand dessen das Grauen beschrieben wird. Lediglich durch die Erzählungen des Reporters wird die Handlung erzählt.
Zum Ende weist das Musical noch eine Überraschung auf, denn nach dem letzten Stück, das das Ende der Geschichte markiert, folgt ein weiterer Track, der eine fiktive Marslandung, diesmal aus heutiger Sicht, anhand des Funkkontakts zu Huston zeigt. Plötzlich reißt der Funkkontakt ab und das Hauptthema von War of the Worlds erklingt im Hintergrund. Netter Schlußgag.
Eine Anmerkung noch am Schluß. Obwohl ich Verfechter von CDs bin, da sie handlicher und robuster sind, ist es doch schade, daß es die alte Doppel-LP nicht mehr gibt, denn abgesehen von einem wirklich schönen umlaufenden Cover findet sich im Mittelteil ein sehr schönes Booklet, das eine Reihe von ganzseitigen Grafiken, passend zu den einzelnen Stücken der Platte, aufweist. Zwar sind diese Grafiken auch im Heft in der CD-Hülle zu finden, nur aber zehnmal kleiner, so daß Details gar nicht mehr erkennbar sind. Leider wird man diese Platte auch kaum auf Flohmärkten finden, denn wer sie hat, gibt sie wohl nicht her.
Nichts desto trotz kann ich Euch nur empfehlen, die CD zu kaufen, denn diese über 90 Minuten Musik belegen einen Platz in den Top Five der meiner Meinung nach besten Musikstücke.
Krieg der Welten - Die Auferstehung (War of the Worlds - Resurrection) - Serie
Krieg der Welten - Rezension zum Buch