Titel: Weston Cage & Nicolas Cage’s Voodoo Child
Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Der junge Gabriel Moore wird tödlich verwundet, als im Jahre 1860 Befürworter der Sklaverei unter Führung Sebastian Bussards das Anwesen seines Vaters Mason Moore, eines Anhängers des Abolitionismus, überfallen und niederbrennen.
Dank der Voodoo-Kunst des Bokors Billy Blameless geht Gabriel jedoch nicht in die Domäne des Barons der Friedhöfe, Samedi, ein, sondern fällt in einen Schlaf, der mehr als ein Jahrhundert dauert.
Wir schreiben den Dezember des Jahres 2005: Die Stadt New Orleans kämpft noch mit den Folgen des Hurrikans Katrina, als Mr. Messenger, ebenfalls ein begnadeter Bokor, Gabriel erweckt, damit der Junge das Böse in der Stadt bekämpfe. Dieses Böse manifestiert sich nach Bekunden des Bokors in einem Nachkommen jenes Mannes, der für die Zerstörung von Gabriels Familie verantwortlich zeichnete. Martin Bussard und seine Handlanger sollen - neben anderer Verbrechen - für das Verschwinden zahlreicher junger Mädchen in New Orleans verantwortlich sein.
Doch obgleich Gabriel Moore nach seiner Auferstehung mit mystischen, schattenhaften Kräften ausgestattet ist, erweist sich der Kampf gegen Bussard als alles andere als einfach, denn erstens ist einer seiner Gehilfen - ein deutlich mächtigerer Zauberer als Mr. Messenger - in der Lage, mit seiner Voodoo-Magie geisterhafte, nahezu unbezwingbare Wesen zu erschaffen und zweitens hat der um eine Seele betrogene Baron Samedi noch eine Rechnung mit dem Jungen offen. Gabriel und Messenger führen ihren Kampf jedoch nicht alleine, denn das New Orleans Police Department, vertreten durch Detective Julien, versucht ebenfalls, Licht in das Dunkel der Entführungen zu bringen und beschreitet dabei nicht immer ganz konventionelle Wege.
Den Namen Weston Cage hatte ich vor diesem Tradepaperback noch nie gehört, während mir beim Namen Nicolas Cage regelmäßig ein unangenehmer Schauer den Rücken runterläuft, das Adrenalin zu brodeln beginnt und ich in meiner Vorstellung auf diesen Menschen oder ersatzweise den Bildschirm, auf dem er sich regelmäßig tummelt, einprügele. Solche Antipathien und Aggressionen mögen ein Anzeichen geistiger Instabilität sein, aber immerhin gelang es mir trotz meiner tiefen Abneigung gegen den Schauspieler, einen Comic in die Hand zu nehmen, auf dem Nicolas Cages Name prangt.
... und dieser Comic ist einfach geil!
In der atmosphärisch dichten Story, in der sich klassische Krimielemente mit kreolischem Mystizismus verbinden, schlagen die Autoren einen Bogen vom amerikanischen Sezessionskrieg bis in die Gegenwart New Orleans, die geprägt ist durch die Verheerungen, welche der Hurrikan Katrina im Jahre 2005 angerichtet hat, sowie die Aktivitäten der Spekulanten, die nach der Katastrophe über die verwüstete Stadt herfielen.
Die authentisch wirkenden Figuren und das morbide Lokalkolorit der Geschichte, welches vor allem in den Voodoo-dominierten Passsagen mit ihren zum Teil französischen, mit Bedacht nicht ins Deutsche übersetzten Texten zum Ausdruck kommt, schlagen den Leser sofort in ihren Bann, auch wenn das Strickmuster der happy endenden Geschichte an konventionelle Hollywood-Filmchen erinnert.
So erdig und dunkel die Story, so intensiv das Artwork Hyrapiets und Buccelatos. In seinen kontrastreichen Zeichnungen bemüht sich Hyrapiet insbesondere bei der Darstellung der Physiognomien um einen hohen Realismus, welcher, bar jeglicher monolithischer Gleichförmigkeit, die so viele neuere US-Comics auszeichnet, nie zu Lasten der Dynamik bzw. Lebendigkeit geht. Die stimmungsvolle, den unterschiedlichen Handlungsorten angepasste Farbgebung variiert von kühlen Blau- und Grüntönen bis hin zu magischem Violett und heißem Rot. Insbesondere die Koloration der wenigen im French Quarter spielenden Szenen besticht durch den Ausdruck schwülstiger Atmosphäre.
Fazit: Die düstere, komplexe Mystery-Story und das detaillierte sowie beeindruckend realistische Artwork machen dieses Tradepaperback zu einer uneingeschränkten Empfehlung nicht nur für “Nicolas Cage“-Fans.