Reihe: The Goon
Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Was ein Elend! In dieser Orgie aus Gewalt, Monstrositäten und Geschmacklosigkeiten einen roten Handlungsfaden auszumachen kommt der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen gleich. Und da es weder Powell noch mir als allem Unbill des Lebens und Unlebens aufgeschlossen gegenüberstehendem Leser auf Kleinigkeiten wie eine logisch aufgebaute, plausible Handlung ankommt solange Blut oder ähnliche Flüssigkeiten in ausreichender Menge fließen, will ich mich mit Einzelheiten zur Story auch gar nicht lange aufhalten.
Goon und sein Kumpel Franky schlagen sich mehr recht als schlecht durch das Leben und die Reihen ihrer mehr oder weniger toten Freunde und Exfreunde - an dieser Stelle sei angemerkt, dass "schlagen" tatsächlich metaphorisch gemeint ist, denn eigentlich ist es eher ein Stechen, Spalten, Prügeln, Schnetzeln und Briefkästen schmeißen. Dass sie dabei oft den einen oder anderen markigen Spruch wie, „Messer ins Auge!“ oder „Meine Kumpels sind keine Scheiß-Zombies!!“, auf den Lippen haben, macht sie bei ihren zahlreichen, in Größe, Form, Farbe und Konsistenz sehr unterschiedlichen Gegnern nicht beliebter.
Da sich die Phalanx der Feinde trotz aller schlagkräftigen Argumente nicht recht lichten will, nehmen Goon und Franky bei ihrem Hauewerk selbstredend und mit Handkuss die Hilfe von freundlichen Fremden gerne an, sei es von einem Zombies fressenden Zombie oder vom Weihnachtsmann, der seine entflohenen, Kinder verspeisenden Wichtel in den großen Sack steckt.
Was ein Elend! Dieses Comic ist der papierene Schuss für uns Gewalt-Junkies, ein Feuerwerk an Skurrilität und Respektlosigkeit, geboren aus 'perverser' Kreativität und einem ziemlich kranken Geist, der den Spaß an Gewalt in dynamisch-ausdrucksstarke, explizite Bilder zu bannen vermag. Im Vergleich zum ersten Band wirkt dieses Tradepaperback noch einen Tick frischer und anarchistischer, mit einer zündenderen Situationskomik, die nicht zuletzt durch fiktive Werbeeinblendungen - wie das großformatige Inserat einer übersinnlichen Robbe oder den One-Pager über Megeles Tierklinik (das „n“ denke man sich bitte dazu) - akzentuiert wird.
Das Einzige, was mir persönlich zu meinem vollkommen Goon-Glück noch fehlt, ist eine drastischere Ausdrucksweise der Protagonisten. Hier legt Powell eine merkwürdige Zurückhaltung an den Tag, die andere Autoren wie Garth Ennis längst über Bord geschmissen haben. Ey, ein „Verfickter Hurensohn!“ hat noch keinem geschadet.
Der „redaktionelle Teil“ des einmal mehr exzellent aufgemachten Hardcoverbandes kommt bedauerlicherweise sehr dünn daher, besteht er doch lediglich aus einer Covergalerie sowie einem Vorwort William Stouts und einem satirischen Nachwort des fiktiven Dwight T. Albatross von eher grenzwertigem humoristischen Gehalt (wohlgemerkt, an der Grenze zur Albernheit liegend, nicht an der Grenze zur Seriosität).
Fazit: Haut rein! Schlagt zu! Komischer inszenierte Gewaltorgien und abgedrehtere Figuren werdet ihr im aktuellen Comic-Mainstream kaum finden.