Titel: Verseucht Eine Rezension von Carmen Weinand |
Was wäre, wenn der atomare Albtraum plötzlich Wirklichkeit würde, ein Großteil der Menschheit ausgelöscht wäre und der kümmerliche Rest nur noch aus Militär, Monstern, Mutanten und barbarischen Banden bestünde?
Ganz einfach. Man bewaffnet sich bis an die Zähne und hofft das Beste.
Rick Nash ist einer der Wenigen, die mehrere atomare Sprengungen auf der ganzen Welt überlebt haben. Die Erde liegt in Schutt und Asche. Radioaktive Strahlung hat einen Großteil der Überlebenden dahingerafft. Menschen und Tiere sind zu bösartigen Monstern mutiert. Es gelten die Regeln des Ausnahmezustandes. Das Militär rekrutiert halbwegs gesunde Menschen zur Räumung der Leichenberge. Es bilden sich Gangs, die vergewaltigen, foltern und morden. Wahnsinnige Pest- und Seuchenkranke lauern an jeder Ecke und Kinder sind nicht mehr das, was sie einmal waren.
Rick macht nach dem Tod seiner Frau das Beste aus seiner Situation und begibt sich zusammen mit anderen Überlebenden auf die Suche nach etwas, von dem er selber noch nicht weiss, was es ist.
"Verseucht" ist mein dritter Roman von Tim Curran. Nachdem ich "Zerfleischt" ziemlich gut, aber zu überladen fand und "Der Leichenkönig" mir äußerst hilfreich als Sedativum diente, ging ich zunächst mit neutralen Gefühlen an dieses Buch heran.
Gleich zu Anfang steigt man sofort ins Geschehen ein. Die Katastrophe ist bereits passiert und Rick erzählt mir seine Geschichte aus der Ich-Perspektive. Für mich ein Pluspunkt, da ich diese Erzählweise bevorzuge. So weiß ich immer, was in ihm vorgeht und sitze sozusagen in der ersten Reihe. Das geht ein winziges bisschen zu Lasten der restlichen Charaktere - stört mich aber nicht sonderlich, denn ich will Action, und die bekomme ich auf den über 400 Seiten auch reichlich geboten.
Wie auch schon in "Zerfleischt" spart Tim Curran nicht an Splatter, Gemetzel, Blut und Hirn. Dieses Mal ist es aber nicht so maßlos übertrieben, dass es schon wieder langweilig wirkt. Eine vielfältige Auswahl unterschiedlichster Gegner und Gefahrensituationen sorgen ständig für Abwechslung und unterhalten den Leser äußerst actionreich.
Curran verzichtet auf gähnend lange Fülltexte und konzentriert sich konsequent auf den Fluß der Story. Das einzige bisschen Detailverliebtheit finden wir genau an den richtigen Stellen, nämlich bei der Schilderung der Krankheiten, Mutationen und Missbildungen. Damit erzeugte der Autor bei mir ein perfektes Kopfkino, und ich sah die groteskesten Gestalten vor meinem inneren Auge.
Zwischendurch darf der Leser kurz verschnaufen, z.B. wenn die Protagonisten einen Moment der Ruhe erleben. Diese kurzen Augenblicke nutzt Curran zur Reflektion und erklärt dabei nebenher Ursachen, Vorgehensweisen und Umstände. So werden auch offene Fragen beantwortet, ohne den Plot zu stören. Für mich wurde das sehr ansprechend gelöst.
Insgesamt war "Verseucht" ein spannender und unterhaltsamer Pageturner, der mich an drei Abenden gekonnt wachgehalten hat. Ein Hauch Paranormales rundet das Gorespektakel gekonnt ab. Das ist genau die Art Roman, die ich gerne und mit Lust lese. Eigentlich bin ich jetzt nur enttäuscht, dass ich ihn schon beendet habe.
Fazit:
"Verseucht" ist ein actiongeladenes Must-Have für Fans von Endzeitthrillern. Für so einen Roman verzichte ich auch gerne mal auf ein paar Stunden Schlaf und komme zu spät zur Arbeit, weil ich beim Frühstück nicht aufhören konnte zu lesen. Dafür gibt es eine satte Kaufempfehlung. Einfach FESTAstisch!