Serie/Reihe: Valerian & Veronique - Band 7, 8, 11, 12
Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Der vierte Sammelband der Comicreihe enthält unumstritten den Höhepunkt der Abenteuer von Valerian und Veronique. Vier Alben, jeweils zwei Doppelbände, die tatsächlich sogar zusammen eine Einheit bilden, werden nun in der sehr gelungenen Sammelausgabe präsentiert. Ich habe mir die Geschichten nun nochmals ganz neu zu Gesicht geführt, aber ich muss sagen, ich finde die Geschichte „Das Monster in der Metro / Endstation Brooklyn“ immer noch absolut großartig und die Erzählung liest sich noch ebenso gut wie beim ersten Mal vor 30 Jahren. Doch zu den Geschichten selbst:
Band 7 + 8: Das Monster in der Metro & Endstation Brooklyn
Valerian und Veronique müssen seltsame Vorgänge im Frankreich der 1980er Jahre aufklären. Irgendeine außerirdische Intelligenz manipuliert die Zeitlinien und beschwört Elementarwesen hervor, die zur Bedrohungen für die menschliche Zivilisation werden. Während Valerian seine Nachforschungen zusammen mit dem gutmütigen Monsieur Albert, einem lokalen Kontaktmann des Raum-Zeit-Services, auf der alten Erde betreibt, stößt er bald auf die Spur eines Wesens in der Pariser Metro und später auf weitere Titanenhafte Wesen. Doch die Drahtzieher hinter der ganzen Sache wird er auf der Erde nicht finden. Es obliegt Veronique, in der Milchstraße einer Spur zu folgen, die sie allmählich der Wahrheit näher bringen. Mittels einer Gedankenverbindung können beide sich austauschen, doch der telepathische Kontakt wird für Valerian mehr und mehr zur Belastung und zunehmend fällt es ihm schwer, zwischen Wirklichkeit und Illusion zu unterscheiden. Alles was er machen kann, ist etwas Zeit zu erkaufen, doch er muss sich auf Veronique verlassen, das Rätsel zu lösen und die Hintermänner zu identifizieren.
An diesem Doppelcomic Album passt alles, wirklich alles. Durch den telepathischen Kontakt lässt Zeichner Mézières beide Handlungseben immer wieder ganz grandios verschmelzen und mancht so die Übergänge zwischen den beiden Handlungsebenen fließend. So wird die sehr abwechslungsreiche Geschichte aus der Feder von Christin in fantastischer Weise umgesetzt. Zeichner und Texter arbeiten im bester Weise zusammen und erschufen ein Meisterwerk der Comickunst und vielleicht den wichtigesten Science Fiction Comic schlechthin.
Pierre Christin schuf diese Geschichte als Gegenentwurf zur der durch Star Wars eingeleitete Renaisance der Space Opera. Anfang der 1980er spielte die Geschichte in der Gegenwart, aber aus heutiger Sicht ist das natürlich inzwischen die Vergangenheit. Doch das stellt kein größeres Problem dar – im Gegenteil: die Einblicke in die Welt von damals, aber auch die stilistische Umsetzung ist gerade für Leser von heute interessant, zumal Jean-Claude Mézières den Höhepunkt seiner Karriere als Zeichner mit diesem Meisterwerk erreichte.
Band 11 + 12: Die Geister von Inverloch & Die Blitze von Hypsis
Der zweite Doppelband der Reihe schließt unmittelbar an die Ereignisse des Vorgängerbandes an. Chronologisch erschienen die Bände auch unmittelbar nach dem anderen Doppelband. Nur in der Deutschen Alben Ausgabe wurde das ein bißchen durcheinander gebracht und verdreht, was immer die Gründe hierfür gewesen sein mögen.
Valerian und Veronique erhalten den Auftrag, nach Schloss Inverloch in Schottland Anfang der 1980er Jahre zu reisen. Doch Valerian muss zuvor noch einen Glapum’tianer entführen. Über das Warum schwieg sich sein Vorgesetzter aus, doch er selbst ist es, der den Raum-Zeit-Agenten auf Schloss Inverloch offenbart, dass die Mission den Zweck hat, die Hintermänner zu den Ereignissen in Paris und Brooklyn zu identifizieren. Die Handlanger konnten damals geschnappt werden, doch es gibt bereits wieder Zeichen von Manipulationen, die eine globale Katastrophe im Jahre 1986 einleiten sollen. Die Puppenspieler müssen enttarnt und zur Rede gestellt werden, denn die Existenz der Erde steht auf dem Spiel.
Als im Jahre 1967 die Serie ins Leben gerufen wurde, schien 1986 als Zeit einer globalen Katastrophe (Siehe Band 1: Die Stadt der tosenden Wasser) weit weg, doch Anfang der 1980er Jahre musste sich Texte Pierre Christin diesem Problem stellen und fing an die Zeitebenen durcheinander zu wirbeln (etwas, was im weiteren Verlauf der Serie noch mehr Verwirrung verursachen wird). Es gilt die Katastrophe, die von einer fremden Macht bewusst insziniert wird, zu stoppen. Doch als Veronique und Valerian am Ende die Wahrheit erfahren, sind sich nicht im Geringsten auf die Wahrheiten, die ihnen präsentiert werden, vorbereitet.
Leider muss man sagen, dass dieses Mal Christin mit der Erzählung kein so gutes Händchen hatte. Die Geschichte wirkt aufgebläht und der Erzählrhythmus ist langatmig. Im ersten Album geschieht, mal abgesehen von der Ankunft aller Protagonisten auf Inverloch, nicht viel. Man erhält ein paar Hintergrundinfos, aber das war es. Die ganze Geschichte wurde auf das Format von zwei Alben aufgebläht und so ging leider viel Dynamik verloren. Das der zweite Doppelband nicht an den ersten heran reicht, liegt nicht an Jean-Claude Mérzières, der wieder wunderbare Zeichnenkunst abliefert, sondern leider am Texter, der erstemals in der Serie „nur“ gute Arbeit abliefert. Und ich will nicht zu kritisch sein. Manchmal hat man Geschichten, die für einen Comic zu umfangreich, für zwei aber nicht umfangreich genug sind. Vielleicht wäre ein Album mit größerem Umfang besser gewesen.
Egal, der vierte Sammelband der Abenteuer ist großartig und ohne Zweifel der Höhepunkt der Serie. Deswegen kann man diesem Meisterwerk nur 10 von 10 Punkten, denn die Schwächen im zweiten Zweiteiler macht der erste alle Male locker weg.