Titel: Upload Eine Besprechung / Rezension von Alexander Pechmann |
Art Berry arbeitet als Konsumforscher, der neue, originelle Anwendungen für bereits vorhandene Technologien und Produkte entwickelt. Zu Beginn von Cory Doctorows neuem Roman "Upload" (ein etwas fragwürdiger Ersatz für den Originaltitel "Eastern Standard Tribe") sitzt Art halbnackt auf dem Dach einer Nervenheilanstalt und überlegt, ob er sich einen Bleistift ins Gehirn rammen soll. Doctorow erzählt in Rückblenden, wie er in diese hoffnungslose Situation gekommen ist. Um nicht zu viel zu verraten: Die Geschichte dreht sich um Liebe, Betrug, Freundschaft, Loyalität und das große Geld.
Die Handlung passt auf eine Briefmarke, doch Doctorow schreibt sehr humorvoll, lebendig, scharfsinnig und spannend. Im Mittelpunkt stehen seine Vorstellungen vom Leben im frühen 21. Jahrhundert, und wie private und geschäftliche Beziehungen im Kommunikationszeitalter funktionieren könnten. Nachdem sich diese Beziehungen immer mehr jenseits der nationalen, sprachlichen und kulturellen Grenzen abspielen, entstehen über Internetkontakte neue soziale Gemeinschaften, die eher auf gemeinsamen Interessen oder Meinungen basieren als auf traditionellen Wurzeln, Klassen oder Herkunft. Doctorow zeigt in seinem Roman, wie solche Gemeinschaften den Alltag im positiven, aber auch im negativen Sinn verändern.
Doctorow weiß, wovon er schreibt. Er ist selbst ein "Internet-Aktivist" und veröffentlicht seine Texte online. Einige Episoden des Romans scheinen aus älteren Essays entstanden zu sein, lesen sich aber zum Glück nicht wie soziologische Fachliteratur, sondern bleiben stets amüsant und liefern viel Material zum Nachdenken. Schon dies allein wäre ungewöhnlich genug, doch "Upload" bietet außerdem noch glaubwürdige Charaktere und eine geschickt konstruierte Story. Kurzum: ein erstklassiges Lesevergnügen!
Fazit: Es gibt also doch noch intelligente und lesbare SF-Romane...