Titel: Too Bad to be God Eine Rezension von Martin Wagner |
In den letzten Jahren erschienen immer wieder Romane die sich den skurrilsten Themen rund um den Glauben widmeten. Reinkarnation, neue Auslegungen der unterschiedlichsten religiösen Bücher und natürlich auch genug Bücher, die sich mit einem Ende der Menschheit beschäftigten. Einige dieser skurrilen Werke waren ernst gemeint und pseudowissenschaftlicher Natur, andere eher fantastisch, mysteriös und zum Teil auch eher humoristisch.
Eins jedoch hatten die Romane meist gemein, sie alle widmeten sich einer Religion beziehungsweise einer Glaubenseinstellung. Kristina Lohfeldt hat sich in ihrem Roman „Too Bad to be God“, erschienen beim Scratch Verlag, nicht nur einer Religion sondern vielen Religionen zugewandt. Griechische Götter treffen auf Germanische Götter und diese wiederum auf indische und sogar Voodoo-Götter. All das geschieht in der Gotthochschule in der, auch von Menschen bewohnten Stadt, Dingenskirchen. Das verspricht auf den ersten Blick jede Menge Action und Spaß, denn wenn Mensch und Mythos aufeinandertreffen, bleibt selten ein Auge trocken.
Nach einem kurzen Vorwort der Autorin, in der sie die Leser bittet, das ganze Werk nicht zu ernst zu nehmen, wird der Protagonist des Buches, Herr Pille vorgestellt. Herr Pille ist soeben verstorben und als Käfer, genauer als Pillendreher, wieder auf die Welt zurückgekommen. Nach kurzer Eingewöhnungsphase in den neuen Körper und einer Sinnsuche, wird Herrn Pille klar, dass es sich bei seiner Wiederkehr als Pillendreher nicht um eine simple Wiedergeburt sondern um eine Gottwerdung handeln muss. Da bietet es sich natürlich an, dass er sich an der Gotthochschule im Ort einschreibt. Kaum angemeldet drückt er dann, zusammengestellt in zehn Kurzgeschichten, gemeinsam mit den unterschiedlichsten Göttern, zum Beispiel Thor, Loki, Diana und vielen anderen, die Schulbank. Schulbank ist dabei aber ein etwas gedehnterer Begriff, denn neben normalem Unterricht bei Lehrern, wie Jovi Aal, zu den neun wichtigsten Themen der Götteraus- und -fortbildung, wie zum Beispiel Typberatung und die Grundlagen des Gottseins, gibt es vor allen Dingen einige Ausflüge und Praxistests, die es in sich haben. Immer dabei und heimlicher Beobachter, der von allen belächelte Herr Pille, der aber auch mal kurz Götterluft schnuppern darf. Die Götter treffen dabei sowohl auf ihre Gläubigen als auch auf alte und neue Feinde. Vor allen Dingen treffen sie aber auf viele Probleme, erleben die eine oder andere Krise und auch der Weltuntergang rückt in greifbare Nähe.
„Too Bad to be God“ erzählt die Geschichten der Probleme der Götter in einer modernen Welt und vermischt dabei sowohl philosophische und religiöse Fragen als auch aktuelle Fragen der Zeit, wie zum Beispiel die Frage des Umgangs mit dem Iran und den Castingshows im Fernsehen. Diese ganzen ernsten und nicht ganz so ernsten Themen werden aber mit viel Humor versehen angeboten. Hunderte von Wortspielen, leider zu oft schlechte Wortspiele, führen dazu, dass die ernsten Themen nicht mehr ernst zu nehmen sind. Auch die religiösen und philosophischen Themen werden zwar angesprochen, aber durch das zu viel an versuchtem Humor nicht abschließend behandelt und beantwortet beziehungsweise ins Lächerliche gezogen. Besonders nervig und auch ein Zeichen dafür, dass die Autorin selbst nicht so wirklich davon überzeugt gewesen zu sein scheint, dass man ihre Wortspiele auch versteht, sind die vielen Fußnoten und Fußnoten zu den Fußnoten, die den Witz dann auch noch erklären. Zum Glück ist die Geschichte hinter den wichtigen Themen und den Wortspielen nicht so schlecht wie eben diese Wortspiele. Einige spannende und auch einige interessante Momente entschädigen für ein paar Wortspiele und zeigen, dass die Autorin auch gutes Schreiben kann. Mehr davon wäre toll gewesen.
Fazit: Kristina Lohfeldt hat mit „Too Bad to be God“ einen humoristischen Fantasyroman im Stil von Terry Pratchett. Leider kann sie mit ihrem Humor, der meist nur auf Wortspielen basiert den großen Meister des Genres nicht erreichen. Vielmehr erreicht sie ein andauerndes Augenverdrehen, das nur an einigen Stellen einem anerkennenden Nicken weicht, nämlich dann, wenn die Geschichte spannend wird und in Fahrt kommt. Da dies aber nur selten vorkommt muss man sich schon überwinden, um das Buch bis zum Ende zu lesen.