Reihe/Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Andreas Muegge |
Henry wird irgendwann Clare treffen und heiraten, aber die Liebesbeziehung ist reichlich verworren. Er besucht z.B. als älterer Mann die 6 Jahre alte Clare und trifft sie von da an in unregelmäßigen Abständen. Dadurch weiß sie bereits, dass sie irgendwann mit Henry zusammen ist, aber wann und wie liegt noch in der Zukunft.
Das Buch lebt von seiner ungewöhnlichen Rahmenhandlung. Das Reisen in der Zeit wird überzeugend dargestellt, obwohl die Autorin einige interessante Punkte auslässt. Es wird z.B. nicht darüber gesprochen, an was für einen Ort Henry zurückkehrt, wie lange er gewöhnlich in der Vergangenheit bleibt und was er dort noch erlebt außer Clare zu suchen. Den Anfang fand ich ziemlich zäh, aber irgendwann treffen sich Henry und Clare "richtig" und von da an wird es fesselnder.
Es ist gut das Buch als Deutscher zu lesen, weil häufig deutsche Wörter eingeflochten werden und stellenweise Rilke zitiert wird. Anscheinend hat die Autorin einen besonderen Faible für Deutschland bzw. unser Land häufiger besucht. Ab und zu hatte ich den Eindruck dass autobiographische Einflüsse oder "Wünsche" zu spüren sind, z.B. bei der ausführlichen Beschreibung des Weihnachtsessens, bei der Aufzählung verschiedener Punk Gruppen, der Hochzeit oder sexuellen Aktivitäten. Dies kam in der Regel derart plötzlich, dass es aufgesetzt und irgendwie unpassend wirkte. Außerdem hat es keinen spürbaren Einfluss auf die Handlung oder den Charakteren. Für mich bleibt das Buch sehr lange nur an der Oberfläche und erreicht selten die emotionale Tiefe, die ich mir gewünscht hätte. Nur kurz dringt die Verzweiflung von Henry durch, die er durch sein häufiges Verschwinden erleben muss.
Im letzten Drittel fehlen die dramatischen Momente fast komplett, Episode reiht sich an Episode und der Schluss ist voller vergebener Chancen. Es wäre besser gewesen, die Autorin hätte sich auf wenige, aber dafür interessante und kritische Höhepunkte in den Leben der beiden Charaktere beschränkt. Gute Ansätze sind vorhanden und der Schreibstil ist klar und flüssig, aber über weite Strecken hat mich das Buch nicht berührt.
September, 2004