Titel: The Dark Knight Rises Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Acht Jahre sind vergangen, seit den Ereignissen am Ende von The Dark Knight. Batman hat die Schuld am Tode von Harvey Dent auf sich genommen und gilt in Gotham City als Mörder an einem Helden. Nur Police Commissioner Jim Gordon kennt die Wahrheit, schweigt aber, um vorurteilsfrei seine Arbeit fortsetzen zu können. Batman ist seit dem Tode Dents nicht mehr aufgetaucht, Bruce Wayne hat sich in einem Flügel von Wayne Manor zurück gezogen und ist für niemanden zu sprechen. Verbittert und voller Trauer lebt er immer noch in der Vergangenheit, in Gedanken an Rachel Dawes, seiner Geliebten. Erst die raffinierte Selina Kyle reisst ihn etwas aus der Lethargie. Nachdem sie es schaffte, aus dem Tresor in Wayne Manor die Perlenkette von Bruce Waynes Mutter zu stehlen, steht sie unter besonderer Beobachtung des ehemaligen Dunklen Ritters. Doch Kyle - alias Catwoman - hat es primär nicht auf die Perlenkette abgesehen, sondern auf Bruce Waynes Fingerabdrücke.
Währenddessen nistet sich in Gotham, unbemerkt von den Behörden, eine Untergrundarmee ein, angeführt von dem berüchtigten Söldner Bane. Dieser besticht durch seine kompromisslose Grausamkeit, kann aber eine große Anzahl von Anhängern um sich scharen, die ihm bedingungslos gehorchen, auch wenn es den eigenen Tod fordert.Die Männer, die hinter Bane stecken, nutzen Waynes Fingerabdrücke, um in einer gewagten Aktion Wayne Enterprises das gesamte Kapital zu entziehen.
Jim Gordon gerät durch einen Zufall in die Fänge Banes, kann aber schwer verletzt fliehen. Durch seine Hinweise und durch entsprechende Andeutungen Selina Kyles wird Bruce Wayne auf Bane aufmerksam und sieht langsam eine große Gefahr auf Gotham City zukommen. Die Erkenntnis, das Bane von Waynes ehemaligen Mentor Ra's al Ghul ausgebildet wurde, verstärkt diese Befürchtungen. Und er behält Recht: Mittels einem Nuklearsprengkörper nimmt der Söldner ganz Gotham in Geiselhaft und errichtet ein Regime des Schreckens. Und Batman kann der Stadt nicht helfen, denn in einem direkten Zweikampf zwischen den beiden Kontrahenten gewinnt Bane die Überhand und bricht Wayne das Rückgrat. Zurück bleiben nur noch zwei Menschen, die weiter an das Glauben, was die Figur Batman verkörpert: Gordon und ein junger Detektive namens John Blake.
Kontroversen
Der von vielen Fans sehnsüchtig erwartete letzte Teil der sogenannten "Nolan/Bale-Trilogie" setzt die Arbeit konsequent fort, die mit den beiden vorherigen Filmen Batman Begins und The Dark Knight begonnen wurde. Das Strickmuster: Es wird nicht nur ein entprechender Film-Gegner geboten, sondern ein relevanter Teil des Drehbuches setzt sich auch mit der Figur des Batman auseinander. Was stellt Batman dar, was verkörpert er und was kann er mit seiner Art, die Dinge zu lösen, erreichen? Insofern sind die Dialogszenen in The Dark Knight Rises zwischen Bruce Wayne und seinem Butler Alfred Pennyworth das absolute Highlight des Streifens. Während Wayne sich als von seinem Schicksal Getriebener darstellt und mit einem guten Schuss Selbstmitleid all die Schuld Gothams aufnimmt - dafür sogar sein Leben geben will, gibt Alfred ihm entsprechend Konter. Herausragend die Szene, als der Butler Wayne klar macht, das er ihn bislang immer vor dem Untergang schützen konnte und wollte - auch um den Preis seiner Freundschaft mit Bruce. Auch in den Dialogen mit Gordon, Catwoman und Blake geht es hauptsächlich darum, zu vermitteln, was Batman sein kann. Es ist nicht wichtig, wer in dem Kostüm steckt, sondern was man mit dieser Macht erreichen kann.
Bane - der Knochenbrecher
Bane ist sicherlich nicht vergleichbar mit dem, von Heath Ledger gespielten, Joker. Diese Ebene kann nicht erreicht werden, insofern wird es auch nicht versucht. Bane als Gegner geht manchmal etwas unter, man ist irritiert, mit welcher Leichtfüssigkeit dieser Mann eine Untat nach der anderen verübt und nimmt es hin. Vielleicht hat Bane das Problem, sein Produkt richtig zu verkaufen? Man sollte ihm einen Kommunikationsspezialisten empfehlen... Die Geschichte in The Dark Knight Rises orientiert sich an den Comics The Dark Knight Returns, Knightfall, Hush und Niemandsland. Bane spielt hier einen brutalen Gegner, der Batman das Rückgrat bricht und ihn als Krüppel zurück lässt. Ganz so schlimm kommt es im Film nicht, die Heilung des Dunklen Ritters ist denn auch eine Sache von wenigen Filmminuten - und steht auch nicht im Vordergrund. Denn auch hier wollen die Brüder Nolan eines vermitteln: "Warum fällt man? Damit man lernen kann, wie man wieder aufsteht!"
Auch die Nebenbösewichter kommen etwas blass und unscheinbar daher, umso interessanter ist die Gesellschaft, die Bane in Gotham errichten lässt: Eine Diktatur des Volkes. Die Prominenten, die Reichen, die Entscheider, die Lenker der Stadt werden enteignet, vor ein Tribunal gestellt und finden den Tod. Es herrscht eine Art Fundamentalkommunismus - alle haben alles - aber im Grunde nichts. Gegenwehr und Protest werden vom Polizeistaat Banes brutal unterdrückt. Zudem steht über allem die Drohung, in Gotham einen Nuklearsprengkörper explodieren zu lassen.
Die Gesellschaft der Schatten
Zentrales Element der zweiten Hälfte des Filmes ist wieder die "Gesellschaft der Schatten", eine Organisation, der Bruce Wayne einmal angehörte und die dafür steht, Gotham als beispielhaften Sündenpfuhl auszurotten und ein Exempel zu statuieren. Ra's al Ghul nannte es, das Gleichgewicht der beiden Seiten der Gesellschaft wieder herzustellen. Insofern deckt sich das mit dem widersprüchlichen Anspruch Banes, sowohl Gotham auszuradieren und gleichzeitig die oben angerissene Herrschaft des Volkes zu etablieren. Ra's al Ghul mag zwar tot sein, aber er lebt in seinen Schülern weiter und Batman muss auch in diesem Film gegen die Lehre der Gesellschaft antreten und beweisen, das sein Ansatz der richtigere ist.
Glorie
Widersprüchliche Gesellschaftskritik, ein eher blasser Gegner, was ist das für ein Batman-Film? Ein guter! Denn zwei Dinge stechen weit heraus: Einerseits die Auseinandersetzung mit der Figur, andererseits die konsequent daraus folgende Verherrlichung Batmans als Retter Gothams, als Wächter über die Stadt der Verbrechen. Während der Herrschaft Banes ist das Fledermauszeichen das Erkennungssymbol des Widerstands. Die Kinder aus einem Waisenhaus fragen sich, wann ER denn wieder kommt. Und John Blake erkennt, was eine maskierte Figur wirklich erreichen kann, glaubt nicht nur an das, wofür Batman steht, sondern setzt es auch eigenhändig um. Nicht Bane, nicht die teils atemberaubenden Actionszenen, nicht das Verwirrspiel um das Erbe Ra's al Ghuls machen den Film aus, sondern das Symbol. Die Fledermaus. Batman.
In der größten Not, in der dunkelsten Stunde Gotham Citys erscheint das Batsignal als flammende Warnung an die Gegner, als Symbol der Hoffnung an die Bürger auf einer der Brücken der Stadt. Wenn ein Film einen Zuseher im Kino mitreissen kann, dann jetzt und hier.
Massenkompatibel?
The Dark Knight Rises ist schwer mit seinem Vorgänger vergleichbar. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob die Masse den Film so, wie er sich darstellt, annehmen wird. Denn das Volk will einen dominierenden Bösewicht, der hier allerdings eher dem Kontext weichen muss. Fans der Figur Batman werden vor Glück über diesen Film die Tränen kommen, "Aussenstehende" werden vielleicht irritiert und etwas entäuscht aus dem Kino kommen. Nolan hat einen Film über Batman geschaffen, einen sehr würdigen Abschluss einer grandiosen Trilogie, die ich nicht genug loben kann.