Reihe: Nashira, Band 2
Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz
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Seit Jahrzehnten verschlimmern sich die Lebensbedingungen im Lande Nashira. Die Sonnen strahlen mit einer immer stärkeren Intensität und die Vegetation wird mir mehr und mehr zurück gedrängt. Dies hat zur Folge, dass Sauerstoffreiche Luft nicht überall im ausreichenden Maße vorhanden ist. Die Kultur spielt sich nun fast ausschließlich in den Schatten der gewaltigen und sehr widerstandsfähigen Talareth Bäume ab, die Großstädte mit Schatten und Atemluft versorgen können.
Die Wissenschaft auf Nashira ist jedoch nicht weit genug entwickelt um die Zusammenhänge zu begreifen. Ganz im Gegenteil: Den Sonnen wird von Priestern Göttlichkeit zugesprochen und ein Hinterfragen der Situation grenzt an Häresie. So ergeht es Talitha, der Tochter eines mächtigen Fürsten, die Priesterin werden soll. Sie stellt die falschen Fragen und gerät zusammen mit ihren treuen Sklaven Saiph in Gefahr. Als dieser wegen Nachforschungen, die er in Talithas Auftrag angestellt hatte, hingerichtet werden soll, befreit sie ihn und stielt mit Verbas Schwert ein sehr wertvolles Artefakt. Ihr halbe Enklave und allen voran ihr von Ehrgeiz zerfressener Vater suchen nun nach ihr und Saiph und allen beteiligen ist es egal ob sie leben oder tot zurück gebracht werden.
Nachdem Autorin Licia Troisi drei Trilogien über ihre „Aufgetauchte Welt“ geschrieben hatte, ist dieses Thema nun (vorerst?) erledigt. Auf Nashira darf der Leser eine gänzlich andere, fast endzeitliche Welt erleben. Mit der starken Verknüpfung zu den Sonnen erinnert dieses Buch ein wenig an die frühen Fantasy Romane mit starkem Science Fiction Bezug. Zwar handelt es sich um Nashira um keine vergessene Kolonie, aber das Auseinandersetzen der Menschen mit negativen Umweltbedingungen gibt es in vielen Romanen der Science Fiction. In diesem Fall handelt es sich entweder um eine unregelmäßige Umlaufbahn des Planeten, der die Welt über Jahrtausende immer wieder gefährlich nahe an die Sonnen bringt oder um eine instabile Sonne. Aber eigentlich geht es zumindest im zweiten Band der Reihe vielmehr um den Konflikt zweier Völker: Saiph und sein Volk begehren gegen die Unterdrückung auf und es kommt zu einem offenen Krieg der immer größere Teile von Nashira erfasst. Saiph, der fest das Ziel vor Augen hat die Welt zu retten, wird mehr und mehr in den Konflikt hinein gezogen und zum Vorbild und Erlöser hochstilisiert. Auf der anderen Seite wird Talitha von dem Aufstand und den Kämpfen angezogen und verliert ihr Ziel aus den Augen. So tauschen beide Figuren die Rollen, die ihnen zugeordnet wurden.
Insgesamt ist dies aber der typische Mittelband einer Trilogie. In ca. 80 bis 90 % aller Trilogien ist der zweite Band der schwächste. Entweder verliert sich der Autor in Details oder er hält zu viel zurück. Die Ziel und das Ende klar vor Augen stellt sich dem Schriftsteller nun die schwierige Frage, wie man nun den Mittelband gestaltet. Leider sind nur die wenigsten Geschichten sind wirklich geeignet um mit genau drei Romanen erzählt zu werden. So wird das Thema des Sklavenaufstands eingefügt, das eigentlich mit der Grundgeschichte wenig zu tun hat. Im letzten Band werden Talitha und Saiph einen Weg finden müssen, die Welt zu retten oder eben fatalistisch mit ihr untergehen. Ich tippe aber eher mal auf Option eins. So gesehen aber ist der zweite Band eine Enttäuschung – eine Schwäche, die auch schon bei den voran gegangenen Trilogien von Licia Troisi zu beobachten war. Zum Glück ist das Ganze aber recht flüssig geschrieben und Langweile kommt nicht auf, auch wenn die das (nicht vorhandene?) Lektorat gründlicher sein hätte können. Bleibt nun abzuwarten, wie die Autorin die Geschichte nun zu Ende bringen will.
6 von 10 Punkten.