| Titel: Lamento: Im Bann der Feenkönigin Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Im Mittelpunkt der Erzählung stehen die Musik und die begabte siebzehnjährige Musikerin und Harfnerin Deirdre Monaghan. Sie spielt, wie ihr Freund James, Harfe, nimmt an Talentwettbewerben teil oder spielt auf Familienfesten wie Hochzeiten. Als ihr wieder einmal das Lampenfieber zusetzt und sie sich, wie bei fast allen Auftritten, vorher übergeben muss, trifft sie auf den Jungen ihrer Träume und verliebt sich in den geheimnisvollen Luke. Gleichzeitig beginnen in ihrer Umgebung vierblättrige Kleeblätter, Zeichen irischer Kobolde und Feen, zu sprießen. Sie sieht zudem überall seltsame Wesen. Aber das Leben meint es nicht sonderlich gut mit ihr, denn Luke Dillon ist ein Feen-Meuchelmörder, ausgesandt, Deirdre umzubringen. Das liegt daran, dass sie mit ihrer Musik in der Lage ist, selbst die Feen zu bezaubern. Außerdem ist Deirdre eine der wenigen Menschen, die die Feen sehen können und zudem außergewöhnliche Fähigkeiten entwickeln. Ihre Familie hatte bereits zum Feenreich Kontakt. Manchmal wirkt diese Handlung allerdings ein wenig zu sehr konstruiert. Ihre Mutter, ihre Großmutter, Tante Delia, alle scheinen ein Geheimnis zu hüten, welches sich mit dem Feenvolk befasst. Dennoch, niemand ist bereit, mit dem jungen Mädchen darüber zu sprechen. Deirdre beschließt, dieses seltsame Verhalten zu ignorieren, und trifft sich immer wieder mit Luke. Der Zauber, den ihre Musik verströmt, erweckte das Missfallen der Feenkönigin. Deren Neid führt zu diesem Mordauftrag. Nach und nach erkennt Deirdre, wie gefährlich ihre musikalische Gabe für sie ist.
Als ihr klar wird, dass sie es mit Feen zu tun hat, erkundigt sie sich in ihrer Familie danach. Aber die blockt alle Fragen zu diesem Thema ab. Deirdre muss sich selbst um Antworten kümmern. Ein wenig hilft ihr dabei ihr bester Freund James Morgan, der in der Lage ist, Geheimnisse tatsächlich für sich zu behalten. Doch mit jeder Antwort stellen sich neue Fragen.
Die Anderswelt von Maggie Stiefvater ist eher an die irische Sagenwelt angelehnt. Es gibt dort die bösen Feen und die nicht so bösen Feen. Ich glaube, die Faszination der Autorin für diese Feenmärchen überträgt sich auch auf den Leser, oder sollte man besser sagen: Leserin, indem sie Inhalte alter Sagen mit der modernen Handlung verbindet. Auch das Titelbild suggeriert einen Mädchenroman mit einer Liebesbeziehung. Das Buch hebt sich vorteilhaft von den Vampir-Liebesromanzen ab, wie sie eben in den Vampir-Büchern zuhauf auftreten. Trotzdem wirkt Luke genau so, wie die Vampirmänner der neueren Literatur: gutaussehend, geheimnisvoll, düster, gefährlich. Und alles scheint ein wenig mit der Vergangenheit von Deirdres eigener Geschichte zu tun zu haben. Der einzige Nachteil: Die Personen sind mir allesamt ein wenig zu blutleer, zu leblos gezeichnet. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass ich kein siebzehnjähriges Mädchen bin. Alles in allem ist Lamento ein modernes Feenmärchen, welches sich traditioneller irischer Elemente bedient, diese aber sehr geschickt in die Gegenwart verlagert.