| Serie / Zyklus: Klingen, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Eine Union aus mehreren Reichen beherrscht seit mehreren Jahrhunderten die bekannte Welt, doch nun scheint die Macht zu schwinden. Machtspiele und Intrigen beherrschen das Leben in der Hauptstadt und eine falsche Politik sowie ein schwacher König führen dazu, dass dem Reich ein Zwei-Fronten-Krieg droht. Der uralte erste Magier Bayaz sieht die Zeit des Handelns gekommen und macht sich auf, die Mächtigen des Reichs zu warnen. Ihn begleitet der Barbarenkrieger Logen Neunfinger, auf den ein besonderes Schicksal zu warten scheint. Hauptmann Jezals Situation hingegen ist eine ganz andere: Sein Leben ist von jeher einfach gewesen, doch die Teilnahme an einem großen Fechtturnier verspricht Ruhm. Der Mann muss aber erkennen, dass Erfolg das Ergebnis schwerer Arbeit ist. Jezal steht erst am Beginn seines Wegs. Und dann ist da noch Sand dan Glokta, der als Inquisitor mit allen Mitteln Verrätern nachspürt. In seiner Jugend war er ein ähnlich strahlender Held wie Jezal, bis ihn Feinde zwei Jahre lang folterten und ihn zu diesem Wrack machten, das er heute ist. So unterschiedlich diese Personen auch sein mögen, das Schicksal der Union verbindet ihre Geschichte und das Schicksal hat ihnen entscheidende Rollen zugedacht.
Joe Abercrombie wird als großer Erneuerer der Fantasy gefeiert (der wievielte mag er wohl sein?) und sein Buch als Meilenstein der Fantasy angepriesen. Nun, ich kann dies nicht ganz nachvollziehen. Gleich zu Beginn fällt der höchst eigenwillige Stil auf. Anstatt zu beschreiben, was seine Helden für Schmerzenslaute von sich geben, schreibt Abercrombie Sachen wie: „'Ahh', schrie er." Das ist eher der Schreibstil eines Comics als der eines Romans. Aber auch darüber hinaus wirkt der Stil des Autors eher plump und behäbig. Seine Stärken sind jedoch seine interessanten, sehr lebendigen Figuren, ganz gleich ob Logen, Jezal, Bayaz oder Glokta: Diese Figuren sind interessant und man liest gerne über sie. Dies ist für mich der ganz große Pluspunkt des Romans.
Die Handlung des Werks an sich ist gut, aber nicht herausragend. Allmählich erschließt sich dem Leser die ganze Misere, doch spätestens im letzten Drittel wird dem Leser klar, dass der Roman eher einen Prolog darstellt und die Ereignisse erst in den beiden folgenden Bänden der Trilogie ihren Lauf nehmen werden. Der Ausblick auf die Folgebände lässt mich jedoch skeptisch werden, denn die Helden brechen auf eine Queste auf, um die bekannte Welt zu retten, und so bediente sich Abercrombie eines der abgedroschensten Klischees des Genres. Joe Abercrombie schrieb weder einen Meilenstein der Fantasy noch definiert er das Genre neu, sondern er lieferte eher einen soliden Roman ab, der Kenner des Genre kaum zu begeistern vermag. So bot der Roman einige Stunden angenehmer Zerstreuung, aber eben nicht mehr.
6 von 10 Punkten