Reihe: Perry Rhodan Neo, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer
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Als ich vor einiger Zeit in einem Facebook-Thread las, das VPM Perry Rhodan, die grösste SF-Serie im uns bekannten Universum, mit einer Taschenheftreihe neu starten wolle, habe ich nur mit dem Kopf geschüttelt. Das sind Trittbrettfahrer, so dachte ich mir, denn dieser Trend des Neustarts greift schon länger in der Medienszene umher. Seien es Kinofilme, TV-Serien oder Comicreihen, immer wird irgendwo rebootet und das ganze neu gestartet. Das kann grandios werden wie J. J. Abrams "Star Trek" oder völlig in die Hose wie die Neuauflage von "Knight Rider". VPM versucht schon seit längerem, neben der Erstauflage und der letzten noch existierenden Nachauflage 5, eine zusätzliche Reihe zu etablieren. Einige Zeit lang erschienen Atlan-Romanhefte, mit PR Action wurde eine besondere Nische in der Rhodan-Fanwelt bedient und derzeit bereitet man wohl recht günstig in der Produktion schon erschienene Romane neu als Taschenheft auf (Planetenromane).
Der Reboot jedoch kam dann schon etwas überraschend und das Echo in der Fanwelt war auch angesichts des bevorstehenden Jubiläums der Serie groß. Einen schöneren Hintergrund hätte man sich als Chefredakteur aber auch nicht aussuchen können, denn dank 50 Jahre Perry Rhodan und der großen Convention in Mannheim war das mediale Rauschen im Blätterwald umfangreicher als je zuvor. Neben dem üblichen Schubladendenken einzelner Journalisten (siehe den umstrittenen Artikel in der ZEIT), warf ich natürlich auch einen besonderen Blick auf die im Fandom vorherrschende Meinung über das neue Projekt. Besonders Horst Hoffmann als ehemaliger Autor stach mir mit seinen abschätzigen und kritischen Äusserungen hervor - braucht man solch einen Reboot wirklich? Macht man damit die Legende Perry Rhodan kaputt?
Jeder PR-Fan besitzt mindestens einen der mittlerweile etlichen Nachdrucke (oder gar das Original) der ersten Ausgabe der Heftromanreihe "Unternehmen Stardust" von Altmeister K.H. Scheer. Und jeder PR-Fan hat diesen sicherlich desöfteren gelesen. Wie kommt es nun bei den Lesern an, dieselbe Geschichte nochmals zu erzählen - in einem neuen, modernen Gewand, etliche Jahre in die Zukunft versetzt? Schreckt das ab oder macht das neugierig?
Die Antwort kann nur das Taschenheft selber liefern, das ich mir heute im Bahnhofsbuchladen erstand. Erster Eindruck: weia! Das Titelbild erinnert an so viele gleichartige Cover - ein Kugelraumer mit Ringwulst. Ebensowenig einfallsreich wie der Schriftzug "Neo", für den es sicherlich schönere und modernere Varianten gegeben hätte.Kurzum: mir drängt sich die Vermutung auf, das man aufgrund des mutigen Reboots als Kompromiss absichtlich ein sehr konservatives Titelbild gewählt hat.
Ebenso missmutig muss ich die Verarbeitung des Taschenheftes betrachten. Schon nach wenigen Metern in der Tasche lösen sich die oberen Schichten des Farbdruckes auf dem Cover ab. Richtig geschnitten wurde das Papier ebensowenig, die berdruckten Blätter ragen etwa 5 mm jenseits des Coverrandes hervor - was bei allen vorrätigen Heften im übrigen der Fall war. Hier sollte man kräftig nachbessern, denn für 3,90 Euro erwartet man neben einem guten Inhalt auch etwas, das sich gut anfühlt und nicht gleich auseinanderfällt. Schlechte Voraussetzung für eine gute Rezension also...
Worum geht es in der Geschichte? Die "Armstrong Base" auf der Rückseite des Mondes hat ihren Funkverkehr eingestellt, es kursiert ein verwaschenes Bild, das eine Sonde der Basis kurz vor ihrer Zerstörung aufnehmen konnte: Sie zeigt ein grosses, kugelförmiges Gebilde in einem Krater... Perry Rhodan, Reginald Bull und ihre Begleiter Manoli und Flipper werden mit der neu entwickelten NOVA-Rakete mit dem aufgesetzten Raumschiff STARDUST zum Mond geschickt, um nach dem rechten zu sehen. Wie man im Laufe des Romanes erfährt, schicken auch Russen und Chinesen eigene Missionen zu den ihrerseits nun schweigenden Mondbasen.
Gleichzeitig wird die Figur John Marshall eingeführt. Der ehemalige Investmentbanker widmet sein Leben nun verwaisten Strassenkinder in Houston. Täglich hat er nicht nur mit der kriminellen Energie seiner Schützlinge zu kämpfen, auch die Finanzierung seiner Einrichtung bereitet ihm immer grössere Schwierigkeiten.
Auch Allan Mercant tritt als altgedienter Agent der Homeland Security auf, spielt jedoch insgeheim ein eigenes Spiel im Sinne der Menschheit. Das ist natürlich ein Umstand, der seinen Vorgesetzten keinesfalls gefällt, allerdings kann Mercant auf Unterstützung hoffen, um seine uneigennützigen Ziele zu erreichen.
Beide Protagonisten traten schon, wie der ebenfalls charakterisierte NASA Flight Director Pounders, im Original-Roman auf und werden von Frank Borsch recht gelungen in eine neue Zeit transportiert. Die Ausgestaltung der einzelnen Persönlichkeiten ist sehr unterschiedlich geraten, natürlich legte man besonderen Wert auf Rhodan und Bull, sowie den Trägern der beiden anderen Handlungsebenen Mercant und Marshall. Figuren wie Flipper oder Dr. Manoli treten hingegen - wie übrigens schon im Original - als faktische Nebenfiguren auf. Hier ergibt sich hoffentlich in den Folgeromanen mehr Raum, um sich diesen Personen näher zu widmen.
Herrschte in "Unternehmen Stardust" noch der kalte Krieg vor, so wird die Erde des Jahres 2036 von Klima- und Umweltkatastrophen, Hunger, Krieg und Überbevölkerung beherrscht. Verschiedene Nationen, im Besitz von Nuklearwaffen, rasseln mit den Säbeln und suchen fast schon einen Grund, den finalen Schlag zu beginnen. Da trifft Rhodan auf der Mondoberfläche einen Vertreter einer der Menschheit weit überlegenen Rasse, was ihm Möglichkeiten verschafft, die Probleme seines Heimatplaneten auf einen Schlag zu lösen. Und Rhodan nutzt seine Chance...
Frank Borsch entäuscht nicht. "Sternenstaub" (was auch immer dieser Titel bedeuten soll) ist ein trotz des bekannten Themas spannender und unterhaltsamer Roman, keinesfalls so trivial geschrieben, wie in einer anderen Rezension hierzu schon bemerkt. Das Experiment, Perry Rhodan in eine moderne Zeit zu transferieren scheint wirklich zu funktionieren, zumal man mit dem grossen Abstand zur Erstauflage auch keine Probleme damit haben sollte, zwischen diesen Reihen hin und her zu wechseln, ohne sich groß umstellen zu müssen. Nett auch einige Hinweise für AltFans, so wird zum Beispiel Kurt Bernhardt, wohl der Initiator der PR-Serie und ehemaliger Lektor bei Moewig mit einem Gastauftritt geehrt. Und noch etwas ist mir beim Lesen des Romanes aufgefallen: Schon lange wird mit der Idee eines Perry Rhodan Filmes gespielt. Seit Jahren geistert dieses Phänomen durch alle Hallen, jedoch kann man sich fragen, ob der heutige Kinobesucher eine filmische Umsetzung des 1961 erschienen Romans sehen will? Eines scheint mir persönlich recht deutlich: Mit der vorliegenden Version des Erstromanes kann so etwas funktionieren! Das ist ein großartiger Ansatz für eine tatsächliche Umsetzung eines Filmprojektes.
Um zu einem Fazit zu kommen: Ich fühlte mich bei der Lektüre des Romans wirklich gut unterhalten, auch wenn das Schriftbild etwas anstrengte und die äusserliche Verfassung des Taschenheftes nachbesserungswürdig ist. Band Zwei wird auf alle Fälle besorgt, da freue ich mich sogar drauf!