Serie: Star Trek Titan, Band 6 Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Die Titan wird durch eine Verzerrung im Subraum aus dem Warp geworfen und findet sich inmitten der Überreste einer Raumschlacht wieder. Bei näheren Untersuchungen des vor dem Föderationsschiff treibenden Wracks birgt die Mannschaft ein Objekt, das auf den ersten Blick wie ein mobiler Computerkern aussieht, sich allerdings als eigenständig denkendes, künstliches Lebewesen mit dem Namen ZweitGen Weiß-Blau entpuppt. Ein weiteres Raumschiff taucht auf und attackiert die Titan, welche erhebliche Schäden erleidet. Das Schiff, "bemannt" mit einem weiteren Vertreter dieser Maschinenrasse, vermutete in der Titan den Angreifer auf das vernichtete Schiff. Riker und seine Mannschaft ringen mit ihrer Skepsis bezüglich der Vertrauenswürdigkeit ihres neuen Passagiers, auch wenn dieser versichert, den Angriff beenden zu können. Schließlich verschafft sich ZweitGen Weiß-Blau gewaltsam Zugriff auf den Schiffscomputer der Titan, kontaktiert seinen Artgenossen und hat, wie sich später herausstellt, eine verhängnisvolle Begegnung mit dem Schiffscomputer.
Das Föderationsraumschiff wird in das heimatliche Sonnensystem der Maschinenrasse gebracht, wo der Mannschaft versichert wird, angesichts des versehentlichen Angriffes werde für eine zügige Reparatur der Titan gesorgt werden. Riker und seine Leute kommen jedoch schnell dahinter, dass im Reich der intelligenten Computer nicht alles rosig erscheint, denn nicht nur Zwist und Hinterlist herrschen bei den KIs vor, sondern auch ihr Existenzzweck verursacht dem Captain Sorgen. Die KI kämpfen gegen die "Null", ein pseudointelligentes Energiewesen, das durch die Schwächung des Subraums aufgrund der Art der Warpreisen der KIs in unsere Dimension gelangen kann und Tod und Verderben sät. Alle Kraft werfen die künstlichen Wesen in den Kampf gegen dieses Wesen; kann die Titan trotz der Anfeindungen, die sie ertragen muss, das Zünglein an der Waage sein?
Dieser Roman enthält eigentlich alles, was man sich unter einer "zünftigen" Star-Trek-Episode moderner Bauart vorstellt. Exotische Handlungsorte, fantastisch anmutende, teils planetengroße künstliche Intelligenzen, wabernde Monsterwesen aus einer anderen Dimension und eine ganze Menge Schlachtengetümmel. Nicht zu vergessen ist die philosophische Diskussion an Bord der Titan, ob man die KIs nun als eigenständige Wesen akzeptieren muss. Diese Fragestellung wird noch erschwert, als es auf dem Föderationsraumer zu einem ähnlichen Phänomen kommt und sich Riker auch noch mit den Besonderheiten seines eigenen Schiffes herumschlagen muss. Denn die Begegnung zwischen ZweitGen Weiß-Blau und dem Schiffscomputer lässt Letzteren den noch fehlenden Evolutionsschritt vollziehen und - schwups - steht nunmehr auf der Brücke der Titan der Schiffscomputer als empfindsamer Avatar herum und muss fortan überzeugt werden, dies oder jenes zu tun.
James Swallow schreibt temporeich, witzig und verknüpft die vorliegende Geschichte mit allerlei Punkten in der Star-Trek-Vergangenheit. Die Handlung ist in sich verschachtelt, jedoch immer stimmig und logisch. Die Spannung in der Geschichte ist immer vorhanden, neugierig blättert der Leser durch die Beschreibungen einer wahrhaft fantastischen Zivilisation. Schlussendlich wird auch noch ein guter Schuss Sense of Wonder mit eingebaut, was beim Leser immer gut ankommt.
Einziger Kritikpunkt im Roman: Swallow bleibt auch am Ende der Star-Trek-Tradition treu und setzt alles auf Anfang, so dass eine weitere Geschichte ohne den Ballast des jetzigen Bandes auskommen muss. Recht schnell werden die einzelnen Handlungsfäden beendet oder so genüpft, dass kein zu großer Kollateralschaden entsteht. Herr Swallow - Star Trek hat sich in den letzten Jahren etwas verändert, man muss Romane nicht so enden lassen, wie sie es vielleicht beim Schreiben von Drehbüchern für die TV-Serie gelernt haben.
Grauenhaft ist das gewählte Titelbild. Da jammert Cross Cult, weniger Star-Trek-Romane als geplant zu verkaufen, und legt ein Buch in die Regale, das beim Anblick des Covers eher an eine seichte Fantasy-Romanze denken lässt. Fehlt nur noch die Umbenennung der Serie in "Dr. Titan", dann wäre das klassische Layout eines Frauenromanes mit dem Tiefgang einer Fruchtfliege vorhanden. Fail!
Ansonsten hat mich der Roman begeistert, die spannende Geschichte und die abenteuerliche und faszinierende Handlung lassen mit Sicherheit viele zufriedene Star-Trek-Leser zurück!