Titel: Source Code Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Schlagartig erwacht Colter Stevens in einem Zug, ohne zu ahnen, wie er in diesen gelangt ist. Mehr noch, die bildhübsche Frau ihm gegenüber scheint mit ihm vertraut zu sein, doch er kennt sie nicht. Ein Blick in einen Spiegel jedoch verrät ihm: Sein Geist steckt in dem Körper eines ihm fremden Menschen, und ehe er diese Information richtig verarbeiten kann, vergeht der Zug in dem gewaltigen Inferno einer Explosion, die ihn und alle Mitreisenden ins Jenseits befördert. Doch Stevens erwacht wieder in einem seltsamen, kugelartigen Raum. Eine Frau vom Militär spricht ihn an und langsam erinnert er sich wieder daran, dass er Pilot in Afghanistan war. Es kam zu einem schweren Zwischenfall, doch wie kam er hierher? Nur widerwillig bekommt er die fehlenden Informationen: Er ist Teil eines Projekts mit Namen Source Code. Am Morgen wurde ein Zug von einem Terroristen in die Luft gejagt und dieser kündigte nun an, im Großraum Chicago eine Atombombe zu zünden. Colter Stevens wird in die Vergangenheit geschickt, um in den letzten acht Minuten herauszufinden, wer der Bombenleger war. Tatsächlich findet er die Bombe, aber immer wieder muss er das schreckliche Ende der Reise erleben. Doch während den Verantwortlichen die Zeit ausgeht und sie Stevens zum Äußersten drängen, sucht dieser nach einen Weg, den Zug zu retten; aber genau das geht nicht, denn seine Reisen finden nur in einem zeitlichen Echo, einer Alternativversion, der damaligen Ereignisse statt.
Duncan Jones (der Mann hat mit David Bowie einen wirklich prominenten Vater) erregte mit seinem Debütfilm Moon großes Aufsehen und so ist das Medieninteresse an seinem neuen Film natürlich groß. Tatsächlich wollte Jake Gyllenhaal, der bereits für die Rolle unterschrieben hatte, unbedingt Duncan Jones als Regisseur. Und die Wahl war keine schlechte, denn wie schon bei Moon setzt Duncan Jones den Fokus auf die Figuren und das Zwischenmenschliche. Jake Gyllenhaal muss all sein Können aufbieten, um die Rollen wunschgemäß mit Leben zu füllen, und das ist ihm in der Tat hervorragend gelungen. Bei einer Geschichte, die bei weitem nicht so neu ist, wie es scheint - immerhin ist das so eine Mischung aus Quantum Leap (Zurück in die Vergangenheit), Groundhog Day und etwas Star Trek -, war es um so wichtiger, dramaturgisch zu bestechen. Das Drehbuch erzählt eine sehr intensive Geschichte und die Momente, in denen der Zug (oder die Züge) explodieren, treffen den Zuschauer mit einer gewaltigen Wucht, was natürlich auch mit den Ereignissen zuvor zusammenhängt. Colter Stevens` verzweifelte Suche nach der Wahrheit und das mehrmalige Durchleben des Infernos zerren auch an den Nerven des Publikums, denn das Leiden des Piloten lässt niemand im Publikum kalt. Drehbuchautor Ben Ripley versteifte sich nicht auf eine Vielzahl von Wiederholungen der Zugszene. Tatsächlich erwächst viel Spannung auch aus der Beziehung zwischen Dr. Rutledge und Colleen Goodwin, die das Source-Code-Projekt betreuen, und Colter Stevens. Während für die beiden das Finden des Attentäters die höchste Priorität hat, gelingt es dem Piloten nicht, sich dem Schicksal der Mitreisenden zu verschließen, und obwohl er weiß, dass er ihnen nicht helfen kann, muss er es dennoch versuchen.
Was unterscheidet also Source Code von einer Quantum-Leap-Folge, mal abgesehen von der Spielfilmlänge? Zum einen das Spannungsverhältnis Stevens' zu seinen Auftraggebern, zum anderen die Tatsache (das ist jetzt nicht zu viel verraten), dass er dem Tode geweiht ist und das Wenige, das von ihm übrig ist, künstlich erhalten wird. Und dann natürlich die Tatsache, dass er sich unfreiwillig dem Source-Code-Team beugen muss. Er sieht zwar die Wichtigkeit seiner Mission ein, aber eine Wahl hat ihm keiner gelassen. Gegen Ende des Films gibt es übrigens eine nette Hommage an Quantum Leap, denn Colter Stevens ruft aus dem Zug seinen Vater an und der wird von niemand anderem gesprochen als von Scott Bakula, dem Protagonisten der Serie. Wenn man nun etwas kritisieren möchte, dann vielleicht das übliche Klischee der US-Militärs, die ihren Probanten ohne dessen Einwilligung in so ein Projekt integrieren, und die Tatsache, dass ein ebenso genialer wie auch verrückter Bombenleger spaltbares Material für Bomben besorgen konnte. Wo mag er das herhaben? Von Wall Mart?
Aber das sind zum Glück keine großen Details und sie spielen für die Geschichte an sich keine wesentliche Rolle. Was bleibt ist ein beeindruckendes Schauspiel von allen Beteiligten und eine sehr intensive, emotionale Geschichte, die durchaus spannend erzählt wird.
8 von 10 Punkten