Serie / Zyklus: ~ Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Michael Siefeners Werke entsprachen lange Zeit nicht den Lesegewohnheiten der breiten Masse, denn sein sprachlicher Ausdruck war veraltet und überfrachtet. Sein Stil erinnerte nicht nur mich an Werke aus längst vergangenen Jahrzehnten in denen die deutschsprachige Phantastik noch führend in der westlichen Welt war.
Mit dem vorliegenden Werk, welches als "phantastischer Roman aus der Eifel" angepriesen wird, hat er sich mit seinem Stil dem Zielpublikum angepaßt. Bei Somniferius handelt es sich um einen Heimat-Roman, der vor allem die Bewohner bzw. die Freunde der Eifel ansprechen soll.
Im Krimi-Genre finden sich haufenweise Beispiele für Romane, die eine bestimmte Stadt oder einen bestimmten Landstrich als Handlungshintergrund benutzen. So spricht man Leserschichten an, die ansonsten eher selten zum Krimi greifen, aber einen Roman, der in ihrer Wohngegend spielt, doch lesenswert finden.
Ganz seinen literarischen Vorlieben ist Michael Siefener nicht untreu geworden. Er hat es diesmal nur verstanden diese in ein Konzept zu bringen, welches zum Verlagsprogramm von KBV paßt. Es finden sich viele autobiographische Ansätze in diesem Roman wieder. Der Held der Geschichte, Ralf Weiler, ist ein mittelloser und erfolgloser Schriftsteller, der in Köln sein Dasein fristet und jeden Tag auf den Vertrag mit einem großen und renomierten Verlag wartet, der natürlich nicht kommt. Zudem lebt er zurückgezogen und vergräbt sich lieber in seiner schriftstellerischen Tätigkeit als Kontakt mit anderen Menschen zu suchen. Weiterhin dürfte Michael Siefener sich recht gut in der Eifel auskennen, denn die Handlungsorte sind schon sehr detailiert beschrieben. Ich persönlich habe den Roman allein aufgrund der Handlungsorte schon gerne gelesen, habe ich doch in der Eifel zwei gute Freunde wohnen und war Anfang Februar gerade zwei Wochen in Daun auf einem Seminar. Genau in dem Ort also, wo ein Großteil der Romanhandlung angesiedelt ist.
Einige Worte zur Romanhandlung. Besagter Ralf Weiler erhält eines Tages einen Brief von einem Rechtsanwalt, der ihm mitteilt, dass sein in einem kleinen Eifelort lebender Onkel verschwunden und er nun als Erbe eingesetzt wird. Dem fast völlig mittellosen Schriftsteller kommt der unverhoffte Geldsegen im Grunde ganz gelegen, zumal er sich mit seinem Onkel eh nicht gut verstanden hat. Zusehr war dieser von einem erzkonservativen Weltbild geprägt und konnte ein richtiges Ekel sein.
Allerdings besitzt die Angelegenheit einen großen Haken. Ralf kann erst dann über das Erbe seines Onkels verfügen, wenn er dessen Rechtsanwalt ein Buch, welches Informationen über eine längst vergangene Gottheit namens Somniferus enthält, überreicht hat. Dieses Buch befindet sich in Besitz eines ebensolchen Büchernarren wie es Ralfs Onkel gewesen ist. Natürlich gibt ein richtiger Sammler keines seiner Stücke mehr außer Hand. Was zu Lebzeiten Ralfs Onkel nicht erreichte, soll nun Ralf schaffen.
Ralf sieht sich in einer für ihn fast auswegslosen Lage. Letztlich kann er das Buch nur durch einen Diebstahl in seinen Besitz bringen. Obwohl von seinem Tun angewidert, steigt er in das Haus jenes Sammlers ein und gerät dabei gleich unter Mordverdacht, denn während seines Einbruchs wurde der Sammler ermordet, so scheint es zumindest. Ausgerechnet der Tochter jenes Sammlers begegnet Ralf als er, nach dem Auffinden des Toten, dessen Haus Hals über Kopf verlässt. In den folgenden Tagen muss er sich nicht nur gegen den Vorwurf des Mordes erwehren, sondern auch hinter das Geheimnis von Somniferus kommen. Eine regelrechte Schnitzeljagd durch die Eifel beginnt.
Michael Siefener verfasste seinen Roman in einem leicht zu lesenden Stil, der genau den Lesegewohnheiten eines durchschnittlichen Krimi-Lesers entsprechen dürfte. Er hat mit diesem Werk einen regelrechten Unterhaltungsroman vorgelegt und aus meiner Sicht dabei für sich etwas neues geschaffen. Von seinen stilistischen und handlungsbestimmenden Vorlieben hat er sich dabei in weiten Teilen verabschiedet. Herausgekommen ist ein Unterhaltungsroman, der sich ohne große Anstrengungen lesen lässt und mit einer vor allem für den Phantastikfan lesenswerten Handlung aufwartet. Da mir die Handlungsschauplätze teilweise bekannt sind, hatte ich zudem gleich einen anderen Zugang zum Roman.