Titel: Daughter of Smoke and Bone - Zwischen den Welten Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Karou ist ein außergewöhnliches 17-jähriges Mädchen, das als Kunststudentin in der goldenen Stadt Prag lebt. Sie ist mit Tattoos gezeichnet und besitzt selbst ein großes Zeichentalent. Dazu trägt sie blaue Haare, wodurch sie natürlich unter Normalbürgern sehr auffällt. Nicht sichtbar ist jedoch die Tatsache, dass Karou von Chimären aufgezogen und erzogen wurde. Chimären sind für jeden normalen Bürger Fabelwesen, halb Tier, halb Mensch und stammen zudem aus einer Parallelwelt der Erde. Karous Eltern sind unbekannt und der Einzige, der für sie Verantwortung übernahm und sich um sie kümmerte, ist ihr Ziehvater Brimstone. Neben ihrem Studium an der Zeichenschule erledigt sie für Brimstone kleinere Aufträge. Ansonsten lebt sie mit ihm gemeinsam sowie drei Chimären in einem Haus zwischen den Welten. Diese kleine Gemeinschaft stellt Karous ganze Familie dar. Dabei übt Brimstone einen sehr seltsamen Beruf aus. Er ist ein Wunschhändler. Wer ihm Zähne gibt, erhält dafür Wünsche. Karou übernimmt oft Botengänge für ihren Ziehvater. Dabei ist der Einsatz eines magischen Portals in alle Welt für sie der tägliche Umgang.
Eines Tages trifft Karou bei einem ihrer Botengänge den geheimnisvollen Akiva. Der Seraphim, eine Engelart, versucht sie zu töten. Dies gelingt ihm nicht, Karou kann flüchten. Ihr wird klar, dass die Begegnung mit Akiva zum Teil mit der Arbeit ihres Ziehvaters zusammenhängt. Aber es gibt noch eine kleine Verbindung zwischen ihr und Akiva. Vielleicht war dies der Grund, warum er ihr die Möglichkeit zur Flucht gab, statt sie zu töten. Wenig später trifft sie ihn wieder. Jetzt erfährt sie mehr über ihn und letztlich auch über den tausend Jahre andauernden Krieg zwischen den Seraphim und den Chimären. Akiva lernt Karou besser kennen und sie ihn. Daher ist es für ihn leicht, auf die Verbindung zwischen sich, ihr und der Vergangenheit hinzuweisen. Karou befindet sich in einem persönlichen Umbruch. Führte sie die Aufträge für ihren Ziehvater früher noch gern aus, so empfindet sie es nun als sehr unangenehm, Zähne entgegennehmen zu müssen. Die Neugier, was Brimstone damit anstellt, sorgt jedoch für Verwicklungen und fast zu einem Verhängnis. Der Seraphim Akiva ist der tragische Held der Erzählung. Von Kindesbeinen an zum Soldaten erzogen, der Chimären jagt, wird er nach dem Tod seiner großen Liebe von depressiver Hoffnungslosigkeit übermannt. Er kämpft gegen die Chimären, und damit auch gegen Karou, dennoch empfindet er plötzlich Zuneigung zu ihr. Nicht anders ergeht es der intelligenten und gar nicht zurückhaltenden Karou. Die sich zart entwickelnde Romanze zwischen ihr und dem Engel kann am besten mit William Sheakespeares Romeo und Julia verglichen werden. Ähnlich hoffnungslos scheint eine Verbindung zwischen Karou und Akiva zu sein.
Die Autorin Laini Taylor versteht es, ihre Charaktere unglaublich gut und vielschichtig darzustellen. Auch die Nebenfiguren wirken äußerst lebendig, wie das Mädchen Zuzana, Karous Freundin. Gleichzeitig stellt Taylor den Lesern die goldene Stadt Prag ausführlich vor, etwa bei einem Spaziergang durch deren Straßen. Jene Stadt, in der die Geschichte ihre Spuren hinterlassen hat und die im Gegensatz zu London in der Literatur nicht so oft Erwähnung findet.
Eine Geschichte in einer Welt voller Fantasie. Empfehlenswerter Lesestoff für jung und alt.