Titel: Silber Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Es ist zwei Minuten vor drei, als die Frau den Bahnhof Trafalgar Square betritt. Kurze Zeit später gleicht sie einem lichterloh brennenden Fanal. Einem Zeichen, das zuerst niemand erkennt. Kurze Zeit später wird in den Nachrichtensendungen darüber berichtet. Sie ist nur eine von vielen, die alle am selben Tag und zur selben Zeit in verschiedenen Großstädten der Welt Selbstmord begehen. Insgesamt sind sie dreizehn - oder waren dreizehn. Auf diese Todesfälle werden vierzig Tage und Nächte des Terrors und biblische Plagen folgen. Das ist die Prophezeiung der Jünger Judas, deren Wurzeln bis auf die Sikarier-Fanatiker zurückgehen. Vor mehr als 2.000 Jahren wurden die berühmt-berüchtigten Silberlinge von Judas Iskariot zu einem Dolch geformt. Tatsächlich sterben Tage später Menschen in Berlin durch das Gas Sarin und in Rom sterben Menschen durch vergiftetes Trinkwasser. Die internationalen Sicherheitskräfte und Geheimdienste sind alarmiert. Sie suchen nach Querverbindungen zwischen den verschiedenen Anschlägen. Nicht sehr überraschend führen die Spuren in den Nahen Osten. Verwirrt sind Ermittler nur, weil die Spuren nicht in die islamische Welt führen. Ziel ist das christliche, jüdische Land am Mittelmeer. Hier, wo die Jünger des Judas leben und zu Selbstmördern und Attentätern ausgebildet wurden, gründete sich der fanatische Kult.
Eine Spezialeinheit soll die Sektierer und ihre Terrorherrschaft aufhalten. Unter der Leitung von Sir Charles Windham geht man den unterschiedlichsten Hinweisen nach, zu denen auch der gehört, dass der Papst bei einem Besuch in Koblenz, Deutschland, ermordet werden soll. Die Sektierer aufzuhalten scheint unmöglich, weil sie der Spezialeinheit immer einen Schritt voraus sind. Das Team wird aufgehalten, weil es ihnen nicht schnell genug gelingt, etwas über die unbekannten Jünger Judas herauszufinden. Ermittler und Terroristen liefern sich einen Wettlauf gegen die Zeit. 40 Tage, dann ist alles vorbei. So oder so.
Die Motive der Sektierer sind nicht immer ganz klar herausgearbeitet. Was dazu führt, dass nicht nur das Team um Charles Windham, sondern auch der Leser manchmal etwas verwirrt zurückbleibt. Nach den großen religiösen Verschwörungsthrillern, vor allem von Dan Brown, erscheinen ab und zu weitere Bücher zum Thema. Silber ist jedoch kein reiner religiöser Verschwörungsthriller. Die Gefahr geht nicht vom Vatikan aus, dieser wird sogar zum Opfer. Steven Savile lässt die Handlung sehr schnell vor dem geistigen Auge des Lesers ablaufen. Eine Tat folgt der anderen, es bleiben wenig Zeit und Platz, Gedanken nachzugehen. Leider bleibt die Geschichte etwas oberflächlich. Ich hätte mir ein paar Erklärungen mehr gewünscht. Dies gilt ebenso für die beschriebenen Personen. Wurde im Prolog „Stücke des Hasses“ Judas Iskariot noch recht gut skizziert, gelingt dem Autor im Laufe des Romans die Figurenzeichnung immer weniger.
Steven Savile dürfte den deutschen Lesern vor allem durch die Romane bekannt sein, die im Piper Verlag zu Warhammer Fantasy erschienen, sowie zu den unterschiedlichen Fernsehserien oder Computerspielen, die ebenfalls bei Cross Cult erschienen. Der Roman ist durchaus gelungen und spannend. Beste Unterhaltung.
Silber ist das erste gebundene Buch, das ich vom Verlag Cross Cult in den Händen halte. Die Aufmachung ist sehr gut gelungen. Wer sich die Mühe macht und unter den Schutzumschlag schaut, findet das Motiv des Silberdolches noch einmal auf dem Buchdeckel, Weiß auf Schwarz. Edel.