Reihe: Dog-Faced Gods, Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Asaviel |
Klappentext:
Cass Jones hat wieder alle Hände voll zu tun: Eine Selbstmordwelle unter Studenten gibt der Polizei Rätsel auf. Die Toten hinterlassen nur einen einzigen Satz: Chaos im Dunkel ein Satz, den sich niemand in ihrem Umfeld erklären kann. Cass erkennt bald eine Verbindung zum schattenhaften Netzwerk um den geheimnisvollen Castor Bright. Doch es zeigt Zerfallserscheinungen: unterschiedliche Parteien haben sich gebildet, die sich feindlich gegenüberstehen. Als Terroranschläge London erschüttern ist klar: Die Welt gerät langsam aber sicher aus den Fugen und ist zum Schlachtfeld unberechenbarer Mächte geworden. Und Cass spielt in deren undurchsichtigen Plänen offenbar eine immer wichtigere Rolle.
Meine Meinung:
Auch in dem zweiten Teil, in dem der Detective Inspector Cass Jones die Rolle des Protagonisten einnimmt, trifft der Leser wird auf eine sehr komplexe und verzwickte Handlung. Diese Handlung ist und bleibt unüberschaubar. Ebenso kompliziert waren die verschiedenen Perspektiven und Handlungsschritte im ersten Band miteinander verstrickt, sodass ich zu Beginn von „Die Farben der Finsternis“ einige Schwierigkeiten hatte, mich wieder an die komplette Handlung des Vorgängers erinnern zu können. Hier ist es sicherlich eher zu empfehlen die Bücher direkt nacheinander zu lesen, was mir aufgrund der Erscheinungsdaten nicht möglich war.
Band 1 war, was die zu lösenden Mordfälle, über die Cass gestolpert war, angeht, in sich abgeschlossen. Wer die Morde begangen hatte, war geklärt worden. Die übergeordnete Handlung hatte aber im Prinzip gerade erst Formen angenommen und wird nun in Teil 2 fortgeführt. Natürlich taucht wieder der mysteriöse Mr. Bright auf und mischt sich in Cass Leben ein und natürlich hängen auch die Selbstmorde der Studenten irgendwie mit dem Netzwerk um diesen Mann herum zusammen.
Es ist schwierig über dieses Buch zu schreiben, ohne etwas zu verraten, was dann den Lesespaß mindern würde, denn alles ist miteinander verzwickt und so verdreht, dass man immer wieder erstaunt über manche Erkenntnisse stolpert. Obwohl man die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erlebt, auch und recht häufig aus der des Mr. Bright, kann immer noch nicht gesagt werden, was eigentlich dahinter steckt. Wer ist dieser Mr. Bright? Was ist sein Netzwerk? Und was will dieses Netzwerk erreichen? Wo kommen sie her?
Ich habe im Laufe des zweiten Bandes einige Theorien entwickelt, doch keine von ihnen sehe ich bis dato bestätigt oder widerlegt. Das ist äußerst faszinierend. Man liest die Gedanken eines Mannes und versteht trotzdem nicht, was ihn antreibt. Es ist eine große Kunst die Geschichte trotzdem und oder gerade deswegen spannend zu halten, indem es nach und nach doch einige Informationsschnipsel gibt, die der Leser in ein großes Puzzle einsetzen kann.
Auch im zweiten Band ist der Protagonist Cassius Jones die große Stärke des Buches. Der Detective ist erfrischend - erfrischend charmant, erfrischend ehrlich, erfrischend menschlich und erfrischend anders. Er geht selten die regulären Wege, die ein Polizist gehen sollte, was sich unter anderem darin zeigt, dass er auch seinen Drogenkonsum weiterhin nicht unter Kontrolle hat.
Dabei gelingt es Sarah Pinborough auch eine passende Sprache zu finden. Es wäre nicht authentisch Cass eine Schriftsprache in den Mund zu legen und so findet der Leser die ein oder anderen Kraftausdrücke, die sonst rigide aus Büchern entfernt werden. Die Sprache passt hervorragend zu den jeweiligen Charakteren und so wirken die manchmal deutlichen Worte auch nicht fehl am Platz.
Das Fantasyelement lässt sich auch in diesem Band noch immer nicht komplett greifen. In der Luft, zwischen den Zeilen liegt etwas Mysteriöses, das nicht benannt wird und doch immer wieder zum Tragen kommt. Mr. Bright ist kein normaler Mensch und auch Cass mit seiner Familie hat etwas an sich, was es so zwischen Himmel und Erde nicht gibt, nicht geben darf. Figuren sind an mehreren Orten gleichzeitig, strahlen ein Leuchten aus, das Cass am liebsten verleugnet, haben Fähigkeiten, die nicht sein dürften, wie zum Beispiel plötzliches Auftauchen oder Verschwinden:
‚Cass‘ Blut gefror zu Eis. Er drehte sich um. „Woher wissen Sie, wer ich…?“
… bin, wollte er sagen, aber er beendete den Satz nicht. Die Bank war leer, der alte Mann fort. Er starrte lange in die Finsternis, bevor er nach Hause ging. Dort hatte er noch Wodka, den brauchte er jetzt.‘
Zitat „Die Farben der Finsternis“ – Seite 100
Gerade durch das Unwissen, um was es sich hier handelt, wird die Geschichte spannender, mysteriöser. So tröstet sie auch bei ungefähr der Hälfte des zweiten Teils über eine Länge von vielleicht sechzig oder siebzig Seiten hinweg, in der der Spannungsbogen nicht gehalten werden kann und auch Cass etwas von seinem Reiz verloren hat. Das Verlangen wissen zu wollen, was hinter all den Geschehnissen steckt, lässt diese Seiten schnell vergessen.
Fazit: Sarah Pinborough gelingt es nahtlos an Teil 1 anzuknüpfen und den Faden der Geschichte wieder aufzunehmen. Nachdem der Leser sich wieder in die Welt, die sie entwirft eingefunden hat, sind das Kribbeln auf der Haut und die Spannung wieder komplett da. Cass hilft bei diesem Einfinden auf den ersten Seiten mit seiner gewohnten trockenen Art. Der Cliffhanger am Ende des Buches ist zwar nur schwer zu verkraften, aber das liegt hauptsächlich daran, dass der Erscheinungstermin für Band 3 noch in weiter Ferne liegt. Es ist ungeduldiges Warten angesagt, denn auch für Band 2
vergebe ich 5 von 5 Sternen.
Über die Autorin:
Sarah Pinborough wurde 1972 in Buckinghamshire geboren und lebt heute nur ein paar Meilen von ihrem Geburtsort entfernt, nachdem sie ihre Kindheit damit verbracht hat, in der Welt umherzureisen. Die Erinnerungen an diese Zeit geben ihr viel Material für ihre Horrorgeschichten, mit denen sie im englischsprachigen Raum schon viele Erfolge gefeiert hat. Mit „Die Bürde des Blutes“ erschien nun ihr erster Mysterythriller - in England bei Gollancz und im deutschsprachigen Raum bei Otherworld