Titel: Die Zeichen der Finsternis Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Mit einem stimmungsvollen Titelbild lockt das Buch den Leser, wie seit je das Weib den Mann mit anderen Reizen zu betören sucht. Wer dem Reiz des Buches erliegt, wird sich daraus nicht sehr schnell lösen können, eher die Seiten bis zum letzten Buchstaben auf Seite 351 lesen. Ein gemütlicher Sonntagnachmittag hat mich dazu verleitet, die ersten Sonnenstrahlen zu nutzen und auf der Terrasse das Buch zu lesen.
Der eigentliche Handlungsträger der Erzählung ist der Philosophieprofessor Victor Leclerc an der Universität Köln. Sein Kollege Peter Haenseling stirbt unter rätselhaften Umständen bei einem Fenstersturz, nachdem beide sich bei einem Essen stritten. Peter Haenseling ahnte seinen Tod wohl voraus und hinterließ seinem Freund rätselhafte Hinweise. Vor allem sollte dieser den Mann namens Petrus Scultetus aufsuchen und von dem frühen Tod Haenselings berichten. Victor Leclerc, der sonst so rational denkende und wissenschaftlich arbeitende Mann, beginnt eigene Nachforschungen anzustellen. Diese führen ihn zu einer Versteigerung, wo er selbst alte Manuskripte und Familienerbstücke aus Platzgründen aufgab. Eines seiner Schriftstücke machte ihn zu einem Millionär, war es doch gesiegelt und uralt. Ausgerechnet Peter Haenseling erwarb das Schriftstück, das nun wieder in seinen Händen liegt. Doch was soll Victor damit anfangen? Er stößt auf eine Spur, die ihn scheinbar weiterführt, statt dessen aber tiefer in die Geheimnisse um einen Geheimbund verstrickt. Der erste Weg führt, wie von Michael Siefener nicht anders gewohnt, in die Eifel. In einer alten Klosterruine von Lautenbach soll vor etwa zweihundert Jahren Grauenhaftes geschehen sein. Die Ereignisse dort sollen im Zusammenhang mit dem Verschwinden geheimnisvoller Reliquien stehen. Doch dies ist nur der erste Schritt auf einer Reise durch Europa. Vom schottischen Hochmoor über London und Paris führt ihn sein Weg bis in die heilige Stadt Rom. Seine Suche macht aber auch andere auf ihn aufmerksam. Mächte und Kräfte, die er nicht erklären kann, die aber immer mehr in sein Leben hineinspielen. Und dann ist da neben dem Geheimbund der Quaeriten noch der rätselhafte Verfolger, der Jesuit Jansen. Victor Leclerc kann ihn nicht abschütteln, aber versuchen, ihm immer einen Schritt voraus zu sein. Das ist nicht einfach und manchmal scheint sich das Spiel umzudrehen. Und dann ist da noch Nadja, die Frau, in die sich der Professor verliebt und bei der er alle Rationalität fallen lässt und sich seinen Gefühlen hingibt.
Je näher sich Victor der Offenlegung des Rätsels nähert, desto gefährlicher wird es für ihn, desto kürzer könnte sein restlicher Lebensweg verlaufen. Die Suche nach vier Reliquien mit dem größten Geheimnis der Menschheit nimmt den Leser sehr schnell gefangen.
Michael Siefener, selbst eine Größe in der düsteren Phantastik, aber auch Autor von Eifelkrimis und seines Zeichens Übersetzer, entführt den Leser in eine spannende Handlung. Seine Erzählweise verleitet einen Leser, sich intensiv in die Welt hineinzufühlen und alles um sich herum zu vergessen. Das vorliegende Buch zeigt ein anderes Europa, abseits dessen, was Fernsehsendungen uns zeigen. Damit schafft Michael Siefener es, dem Leser die Gänsehaut zu erzeugen, die notwendig ist, um die Stimmung des Buches zu vertiefen. Ich zähle ihn inzwischen zu den besten deutschen Krimi-Phantasten. Mit seinem Helden wandelt er zwar auf Dan Browns Spuren, hinterlässt aber seine eigenen Eindrücke, die nicht weniger gewichtig sind. Seine handelnden Figuren sind selten klischeehaft. Sie leben, haben Ecken und Kanten, Gefühle und eigene Ansichten.