Serie/Zyklus: Cold-as-Ice-Zyklus (Band 3) Titel: Schwarz wie der Tag Originaltitel: Dark as Day (2002) Autor: Charles Sheffield Übersetzung: Ulf Ritgen Titelbild: Michael Whelan Verlag/Buchdaten: Bergisch Gladbach: Bastei Lübbe, 2005. 607 Seiten. Bastei Lübbe TB 24338. ISBN 3-404-24338-2 Eine Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Nach „Cold as Ice“ (deutscher Titel: Kalt wie Eis) liegt mit “Schwarz wie der Tag“ der dritte Roman einer Trilogie vor, deren zweiter “The Ganymede Club“ bislang hierzulande nicht verlegt wurde. Gründe für diese etwas fragwürdige Veröffentlichungspolitik des Verlags sind mir nicht bekannt
Die Romane des britischen Autor Charles Sheffield wurden lange Jahre nicht mehr ins deutsche übertragen. Zuletzt erschienen einige seiner Werke bei Heyne und davor bei Goldmann. Bastei-Lübbe ist es nun zu verdanken, dass dem deutschsprachigem Leser auch das Spätwerk des Autors zugänglich gemacht wird. Beim vorliegenden Roman dürfte es sich um sein letztes Werk handeln, denn Charles Sheffield, der mit der ebenfalls überaus bekannten SF-Autorin Nancy Kress verheiratet war, starb im November 2002 an den Folgen eines Hirntumors.
In „Schwarz wie der Tag“ gibt es ein Wiedersehen mit dem introvertierten Computer- und Waffensammler Rustum Battachariya, der eines der geheimnisvollsten Waffensysteme des großen interplanetaren Krieges auf der Spur kommt. Bei „Dark as Day“ soll es sich um ein Waffensystem handeln, welches in der Endphase des Krieges von der besten Waffenentwicklerin des Sonnensystems Nadeen Selassie geschaffen wurde und zum Glück nie zum Einsatz kam. Wie der Name schon andeutet soll es sich hierbei um ein alles vernichtendes Waffensystem handeln. Natürlich kann Bat der Möglichkeit nicht wiederstehen dieses Waffensystem seiner Sammlung hinzuzufügen.
Probleme ganz anderer Art hat Axel Ligon, dessen Familie einer der mächtigsten Konzerne des Sonnensystems gehört. Aus der Konzernführung hat sich Axel bereits seit Jahren zurückgezogen und geht seinen eigenen Interessen nach. Diese liegen unter anderem darin ein Programm zu entwickeln, welches in der Lage ist die Entwicklung der Menschheit innerhalb des Sonnensystems zu treffend wie möglich zu extrapolieren. Durch die Errichtung eines umfassenden Computernetzwerkes mit unvorstellbarer Rechenkapazität laufen seine Programme endlich mit der notwendigen Genauigkeit. Sein Entsetzen ist groß als seine Modellrechnungen daraus hinaus laufen, dass die Menschheit in absehbarer Zeit nicht mehr existent ist.
Die junge SETI-Sucherin Milly Wu stellt so etwas wie das Bindeglied zwischen Bat und Axel Ligon dar. Ihr gelingt es eine überaus kompliziert verschlüsselte Funknachricht von außerhalb des Sonnensystems aus der Vielzahl der eintreffenden Signale herauszufiltern, was einer Sensation gleichkommt. Nun geht es darum die Signale für den menschlichen Verstand aufzuschlüsseln, wofür man sich dem Computernetzwerk in dem auch Bat Mitglied ist, zu nutze macht. Gleichzeitig ist Alex Ligon an diesem Signal interessiert, da es sein Vorhersagemodell entscheidend beeinflusst und eventuell den Untergang der Menschheit zu verhindern vermag.
Um diese drei Haupthandlungsträger gruppiert Charles Sheffield eine Vielzahl von Nebenfiguren, die ihm sogar bewogen haben seinem Roman ein Personenregister voran zu stellen. Die Handlung an sich ist dabei gar nicht so kompliziert angelegt und für den Leser bleibt die Anzahl der Figuren durchaus überschaubar. Wesentlich komplizierter sind hingegen einige wissenschaftliche Passagen des Buches, vor allem die Erklärungen zu den angewandten Entschlüsselungstechniken. Hier wird die wissenschaftliche Ausbildung des Autors am deutlichsten.
Während der Lektüre des Romans stellte ich mir des öfteren die Frage wo der Autor seine Leser hin führen möchte. Die vier verschiedenen Handlungsebenen werden sehr detailliert ausgearbeitet und dann zu einem Strang zusammengeführt. Dabei läst es der Autor ein wenig an Rasanz fehlen. Die Handlung plätschert in weiten Teilen langsam vor sich hin und obwohl Charles Sheffield ein routinierter Autor ist, der in der Lage ist interessante und facettenreiche Figuren zu schaffen, verfügt der Roman so über seine Längen. Der eine oder andere Nebenhandlungsstrang hätte ganz gestrichen bzw. zusammengestrichen werden können, um so mehr Rasanz in die Handlung zu bekommen. Erst zum Ende hin nimmt die Handlung deutlich an Fahrt auf und bietet - wenig überraschend - ein Happy-End.
Der Roman verfügt unzweifelhaft über Stärken, die vor allem in den Charakterisierungen der Figuren und einiger halbwegs neuer Ideen zu finden sind. Sheffields Handlungshintergrund ist hingegen ein wenig zu positiv und einspurig geraten. Der mittlerweile dreißig Jahre zurückliegende Krieg scheint allen noch so im Gedächtnis zu haften, dass Intrigen, Machthunger und Brutalität nur sehr gemäßigt vorzufinden ist. Es fehlt an Gegengewicht zur bereits erwähnten positiven Grundhaltung.
Mit der modernen Schreibe jüngerer britischer Autoren wie Alastair Reynolds oder Richard Morgan kann Sheffield nicht mithalten. Dennoch bieten seine beiden Romane „Kalt wie Eis“ und „Schwarz wie der Tag“ ein überdurchschnittliches Lesevergnügen und dürften Fans der Space Opera gefallen.