Titel: Schismatrix Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
In der Zukunft spaltet sich die Menschheit in zwei verschiedene Lebensformen auf. Die Menschheit hat die Möglichkeiten ihrer Entwicklung voll genutzt. Die eine Hälfte aber wuchs über sich hinaus, indem sie ihre Erbsusbstanz zwecks besserer Anpassung an veränderte Umweltbedingungen veränderte. Sie wurde zu Meistern der Biotechnik und des Klonens. Keine Veränderung des menschlichen Körpers scheint ihnen unmöglich. Die andere Hälfte der Menschheit implantierte immer mehr technische und elektronische Hilfsmittel in ihren Körper. Sie leben mit und in ihren Computern in enger Harmonie. Die letztere Gruppe nennt sich Mechanists oder kurz Mechs. Die erstgenannten Menschen hingegen nennen sich Shaper. Beide neuen Typen des Homo sapiens wachen eifersüchtig über ihre Technologiemonopole.
Schismatrix erzählt von dem jungen Diplomaten Abelard Lindsay. Er wird von seiner Familie wie ein Verbrecher in Haft gehalten. Abelards Auflehnung gegen seine Familie und vor allem gegen die Gesellschaft treibt ihn in ein fremdes Exil. Er flüchtet in eine ferne Kolonie. Doch auch diese Gesellschaft, eine kleine unterprivilegierte Kolonie, kann seine Energien nicht eindämmen. Binnen kürzester Zeit schafft es Abelard und hält die wichtigsten Fäden in seiner Hand. Diese Situation befriedigt ihn jedoch nicht. Aus einer Gefühlswallung heraus bricht er mit einem Piratenclan auf und begegnet im Herzen eines dunklen Bergbau-Asteroiden einem Alien. Diese Begegnung wird für ihn zu einem Schlüsselerlebnis.
"Schismatrix vereint die düstere Ästhetik des Cyberpunk mit dem opulenten Plot und der Romantik einer Space Opera. Bruce Sterling, zweifellos der führende Kopf der politischen Cyberpunk-Literatur, schuf mit 'Schismatrix' seine weltberühmte, beunruhigend treffsichere Vision unserer hochtechnisierten Zukunft."
(Zitat Ende, Klappentext)
Gemeinsam mit William Gibson und Walter Jon Williams zählt Stirling zu den wichtigsten Autoren der Cyberpunk-Bewegung. Erst im Verborgenen blühend, dann ans Licht der Science Fiction gezerrt, hatten deren Autoren bis Ende der 80er Jahre eine Blütezeit. Inzwischen ist die beschriebene Welt der Autoren schon längst Wirklichkeit geworden. Die Weichen sind gestellt, der Cyberpunk als Literatur überrollt. Der mutige Versuch, das durch Hanns Riffel neu überarbeitete und ebenso neu übersetzte Buch erneut herauszugeben, hinterlässt beim Leser ein leicht mulmiges Gefühl. Zu viele der beschriebenen Gegebenheiten könnten so oder ähnlich bereits möglich sein.
Bruce Sterlings Eigenart ist eine recht sprunghafte Erzählweise. Er ist ein eher intellektueller Erzähler, dessen Journalismusstudium sich hier bemerkbar macht, und weniger ein emotioneller Erzähler.
Der Argument Verlag, mit seiner Tochter ariadne, hat in kürzester Zeit eine wahrlich hoch stehende SF-Kultur auf den Markt gebracht. Hoch stehend nicht von der Quantität, sondern wegen hervorragender Qualität. Die Auswahl der Phantastik zeugt nicht nur von einem breiten Wissen, sondern auch einer großen Streuung. Abenteuerliche Science Fiction, märchenhafte Phantastik. Ob jung oder alt, es gibt viel zu lesen.