Titel: Peter Pan und der rote Pirat Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Zum siebzigsten Todestag von James Matthew Barrie, dem Erfinder Peter Pans, wurde eine Ausschreibung durchgeführt. Mehr als zweihundert Autorinnen und Autoren beteiligten sich an der Fortführung der Peter-Pan-Erzählung. Schließlich gewann die britische Autorin Geraldine McCaughrean den Wettbewerb. Das Buch wurde mit Zeichnungen von Scott M. Fischer ausgestattet, die an die Zeichnungen der ersten Peter-Pan-Ausgabe angelehnt sind. Das Titelbild der deutschen Ausgabe stammt von Toni Di Terlizzi, der schon mit Holly Black zusammenarbeitete.
Geraldine McCaughrean hat es schwer, einen Anschluss an den berühmten Peter-Pan-Roman zu finden. Vor allem auf den britischen Inseln dürfte sie es schwer haben. Zum einen vergreift sie sich an einem Heiligtum der britischen Kinderliteratur und wird daher sicher kritisch betrachtet werden, auf der anderen Seite hat sie als erfolgreiche Schriftstellerin bislang über 130 Bücher veröffentlicht, was ihr durchaus den Beigeschmack einer `Viel’-Schreiberin einbringen könnte. Gleichsam ist die Liste ihrer Auszeichnungen auch recht lang, was sich positiv auswirkt. Immerhin befindet sich darunter auch der Deutsche Jugendliteraturpreis.
Geraldine McCaughrean lässt den vom Krokodil gefressenen Hook als Zirkusdirektor Ribello wieder auferstehen. Die Verlorenen Jungs, inzwischen erwachsen und in London lebend, träumen die seltsamsten Dinge. Und wenn sie des Morgens erwachen, finden sich Tauenden, Pistolen, Augenklappen und ähnliche Andenken auf ihren Kopfkissen wieder. Sie zwängen sich in die Kleider ihrer Kinder und, welch Wunder, schrumpfen hinein, so dass diese ihnen wieder passen. Mit Feenstaub bestäubt, machen sie sich fliegend auf den Weg, Nimmerland aufzusuchen. Peter Pan braucht ihre Hilfe. Nur mit Wendy klappt das nicht mehr, weil sie inzwischen eine erwachsene Frau ist und eine Tochter hat.
Aber die Welt des Peter Pan ist nicht so einfach. Er kann zwar immer wieder die Zukunft verleugnen, indem er in seiner Gegenwart verhaften bleibt. Doch außerhalb seiner kleinen Inselwelt mit Glöckchen, Indianern, Verlorenen Jungs und den obligatorischen Piraten unter Hook verändert sich nichts. Naja, fast nichts. Denn das Böse als Hook bleibt weiterhin bestehen. Peter Pan selbst verwandelt sich in den Piraten, der fortan die Verlorenen Jungs und die restlichen Inselbewohner drangsaliert. Aber es muss nicht so bleiben. Genauso wenig wie die verlorenen Jungs, deren Schatten Ribello vernichtete. Es dauert seine Zeit, bis Schatten wieder nachwachsen.
Geraldine McCaughrean hatte es nicht einfach, die Fortsetzung zu Peter Pan zu schreiben. Genauso wenig war es einfach, diese Zeilen zu schreiben, rütteln sie doch an einem Klassiker der Weltliteratur. Bei diesem Buch fällt es leicht, eine Empfehlung zu geben. Selber lesen!