Reihe: Jean Sarafin, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Liz verlor als Achtjährige durch einen Brand ihre Eltern. Sie selbst kam mit einigen Narben am Arm noch relativ glimpflich davon. Nach diesem Schicksalsschlag übernahm ihre Tante die Erziehung. Mit zehn Jahren geriet Liz in die Fänge der Fürsorge und verschwand für weitere sechs Jahre in einem Heim für schwer erziehbare und kriminelle Jugendliche. Zurück bei ihrer Tante, fällt es Liz schwer, wieder in der normalen Gesellschaft Fuß zu fassen. Die Highschool bietet ihr nicht den erhofften Halt. Auch David, ihr Stiefbruder, der auf dieselbe Highschool geht, ist keine große Hilfe. Genauso wenig hilfreich ist der undurchsichtige Jonah. Er war es, der Liz vor sechs Jahren in Schwierigkeiten brachte. Jonah ist für sie eine Person, die sie abstößt und gleichzeitig anzieht. Jonah ist es, der mit David gemeinsame Sache macht und ihr wieder einmal etwas anhängen will. Aber warum? Dann ist da noch der charismatische Schulsprecher Elijah, der eigentlich genug Mädchen um sich hat. Warum will er ausgerechnet zu Liz Kontakt aufnehmen? Liz hingegen hat eine erste Ahnung, als es um die Taschenuhr ihrer Eltern geht, die sie als einziges Andenken an den Brand und die Eltern hegt. Geplagt von Alpträumen, steht sie im Mittelpunkt von David, Jonah und Elijah, aber auch der Geschehnisse um die Mädchen, die plötzlich in einen unerwarteten Koma-Zustand fallen. Einzige Gemeinsamkeit der drei Jungs sind ihre - unterschiedlichen - Geheimnisse.
Jean Sarafin entführt die Leserinnen in das Leben der 16-jährigen Liz, die aus ihrem eigenen Blickwinkel, aus der Ich-Perspektive, alles erzählt. Dadurch wird das Buch persönlicher und eindringlicher, ohne aufdringlich zu erscheinen. Eine Welt voller Alpträume zu beschreiben ist nicht einfach, wenn man nicht im selben Atemzug die Leserschaft verprellen will. Daher geht die Sache erst einmal gemächlich los, steigert den Spannungsbogen und entlässt die Leserinnen nicht vor der letzten Seite. Finstere Schatten werden heraufbeschworen, wenn man sich auf das Leben von Liz einlässt. Die einzig feste Konstante ist Liz selbst, um die sich das ganze Buch dreht; die anderen Personen scheinen eine Art Wechselpersönlichkeit zu sein, denn jeder schleppt kiloweise dunkle Geheimnisse mit sich herum. Jean Sarafin weckt in den Leserinnen viel Verständnis für Liz' Verhalten, indem sie sich eines flüssigen und angenehm zu lesenden Schreibstils befleißigt. Die Idee der Autorin, die ich in der Beschreibung des Inhalts weggelassen habe, um die Neugier zu schüren, wurde nicht bereits einhundert Mal verwendet und ist somit eine erfrischende Abwechslung. Ähnlich wie Sherlock-Liz müssen die Leserinnen die einzelnen Puzzleteile der Handlung zusammentragen, um einem dunklen Geheimnis auf die Spur zu kommen. Die Autorin versteht es jedoch recht gut, den Buchhalter und Seitenumdreher auf falsche Fährten zu locken. Der Inhalt und die Figuren sind lebendig beschrieben, so dass man schnell den Zugang zu der Geschichte findet.